Heimlich, still und leise hat der FC Bayern einen erstaunlichen Transfer eingefädelt. Welt- und Europameister Xabi Alonso wird, so es zwischen dem FC Bayern und Real Madrid zur erwarteten Einigung kommt, Spieler der Münchner.

Dem amtierenden Champions-League-Sieger einen Spieler wegzukaufen, der lange Zeit als Herzstück der Mannschaft galt, ist tatsächlich erstaunlich. Da kann die Brust schon mal noch weiter anschwellen als ohnehin schon.

Doch Zweifel an dem Deal sind zumindest angebracht. Denn eine klare Linie ist im inzwischen sehr umsatzstarken Transfersommer der Bayern nicht zu erkennen.

Toni Kroos wurde an Real Madrid verkauft, weil er sich mit dem FCB nicht auf eine Vertragsverlängerung ab 2015 einigen konnte. Angeblich wollte Kroos seine Leistungen besser honoriert haben und gehaltsmäßig zu den Platzhirschen wie Philipp Lahm und Franck Ribery aufschließen.

In Madrid überzeugte Kroos von Beginn an so sehr, dass die Chancen von Xabi Alonso auf einen Stammplatz schrumpften. Für den bald 33 Jahre alten Strategen legt der FC Bayern nun angeblich zehn Millionen Euro hin ? und ein Jahresgehalt, das nicht weit unter dieser Summe liegen dürfte. Dem 24 Jahre alten Kroos wollte man diese Summe offenbar nicht zahlen.

Es gibt durchaus Argumente, die für die Verpflichtung von Xabi Alonso sprechen. Er hat mit zwei verschiedenen Klubs die Champions League gewonnen und kann jungen Kollegen wie Sebastian Rode oder Gianluca Gaudino viel beibringen. Seine körperliche Präsenz wird den Bayern in Abwesenheit von Javi Martinez und Bastian Schweinsteiger gut tun. Und zwischen ihm und Trainer Pep Guardiola gibt es keine Sprachbarriere, er kann der Mannschaft also schon sehr bald weiterhelfen, bis die personelle Misere überbrückt ist.

Allerdings lieferte Alonso in den letzten Jahren nicht immer seine Top-Leistungen ab. Erst in der vergangenen Saison fand er an der Seite des herausragenden Luka Modric zu alter Stärke. Zudem wird Rode und Gaudino, die in der Vorbereitung und den ersten Spielen bei Guardiola punkten konnten, ein gewaltiger Brocken vor die Nase gesetzt.

Dass die Bayern trotzdem bereit sind, so viel Geld für einen Profi im Herbst seiner Karriere zu bezahlen, ist ein Zeichen für den Engpass, in dem sie sich mit ihrem Luxuskader seit dem Kreuzbandriss von Martinez befinden.

Thiago fehlt weiterhin, wie lange Bastian Schweinsteiger mit seiner Patellasehnenreizung ausfällt, ist offensichtlich nicht absehbar. Sonst wäre eine Verpflichtung Alonsos nicht notwendig gewesen. Der Transfer ist aus der Not geboren.

Zukunftsweisend ist er sicherlich nicht.