Es waren heftige Vorwürfe, mit denen der frühere Bundesliga-Profi Garra Dembélé am Donnerstag um die Ecke kam. Der heute 35-Jährige berichtete über Medikamentennutzung in seiner Zeit beim Sport-Club Freiburg gesprochen, klagte dabei teils schockierende Praktiken an.

„In Deutschland hatte ich eine kleine Dose mit meiner Nummer darauf, der Nummer Elf, das war meine Nummer. Ich hatte ungefähr zehn Pillen, die ich nach dem Training nehmen sollte“, sagte Dembélé in der Doku-Serie Destins brisés der französischen Sportzeitung L‘Equipe.

„Da waren Pillen dabei, die waren riesig. Die sind einem im Hals stecken geblieben“, erzählte der Franzose: „Ich weiß nicht, was das war. Und wenn du sie nicht genommen hast, hast du noch eine Strafe bekommen.“

Der französisch-malische Ex-Stürmer war 2011 im Alter von 25 Jahren vom bulgarischen Verein Lewski Sofia zum SC Freiburg gekommen. Für die Breisgauer absolvierte er 20 Pflichtspiele (ein Tor, zwei Vorlagen).

Hanke: „Habe davon nie etwas mitbekommen“

Der frühere Bundesliga-Profi Mike Hanke, seit August dieses Jahres Co-Trainer bei der U19 von Borussia Mönchengladbach, war in der Saison 2013/2014 Spieler beim Sport-Club und stand mit Dembélé auf dem Trainingsplatz. Hanke wundert sich.

„Dieser Spieler hat damals keine große Rolle bei uns gespielt. Ich erinnere mich an ihn. Ich weiß nicht, warum er jetzt mit solchen Vorwürfen daher kommt“, sagte der 38-Jährige im Gespräch mit SPORT1. „Ich habe davon nie etwas mitbekommen.“

Der Mittelstürmer stand zwar drei Jahre im Breisgau unter Vertrag, machte aber nur 20 Pflichtspiele (ein Tor). Zwischenzeitlich wurde er nach China verliehen.

Und der frühere Nationalspieler erinnert sich: „Ich habe zu meiner Zeit beim Sport-Club gar keine größere Dosen Tabletten erhalten. Klar, wir haben nach den Spielen unsere Drinks bekommen, es kann auch sein, dass da mal eine Tablette dabei war, aber eine Box mit zehn oder elf Tabletten war definitiv nicht dabei.“

Hanke lobt Physios und Ärzte

Auf die Frage, ob es Geldstrafen gegeben habe, wenn die Spieler nichts nehmen wollten, wie es Dembélé behauptet, wird Hanke deutlich: „Absolut nicht!“ Er habe auch nicht mitbekommen, „dass andere Spieler irgendwelche Dosen verordnet bekamen“.

Für die Physiotherapeuten und die ärztliche Abteilung in Freiburg hat Hanke nur Lob parat. „Sie waren zu meiner Zeit total professionell, dass sie so etwas gar nicht geduldet haben. Auch heute sicher noch. Ich kenne viele Spieler wie Chris Günter (Christian, d. Red.) und andere und weiß, dass es so was nicht gibt. Diese Vorwürfe sind absolut haltlos.“

Dass Spieler mit einer Geldstrafe belegt worden seien, wenn sie Tabletten nicht genommen hätten – diese Behauptung ist für Hanke „absurd“.

Auch SC Freiburg nimmt Stellung

Auch der SC Freiburg wehrte sich am Donnerstagabend und teilte auf SPORT1-Anfrage in einer Stellungnahme mit: „Nach Rücksprache mit dem damaligen medizinischen Personal können wir klarstellend mitteilen, dass prophylaktisch und während Phasen von Erkältungskrankheiten einzelner Spieler Vitamin C- und Zinktabletten angeboten wurden. Ausgeteilt wurden diese aus hygienischen Gründen in handelsüblichen Schiebeschächtelchen.“

Darüber hinaus nahm der Sport-Club Bezug auf die von Dembélé angesprochenen Strafen. „Es gab Kandidaten, die die Einnahme regelmäßig vergessen haben. In diesen Fällen wurde die Mannschaftskasse bemüht“, schrieben die Breisgauer.

Und weiter: „Zu allen weiteren Ausführungen von Garra Dembélé und dessen möglichen Beweggründen wollen wir uns, auch zum Schutz des ehemaligen Spielers und den Umständen der damaligen Zusammenarbeit und der vorzeitigen Vertragsauflösung, nicht weiter äußern. Die Äußerungen des Spielers entbehren jeglicher Grundlage, sofern sie in den medial verbreiteten Kontext gestellt werden.“

Hohen Medikamenten-Konsum habe er auch bei seinen vorherigen Stationen Lokomotive Plovdiv und Lewski Sofia kennengelernt, sagte Dembélé.

Dort habe er „nach den Europa-League-Spielen Infusionen bekommen“, deren Inhalt er nicht gekannt habe. „Keine Ahnung. Wirklich nicht die geringste Ahnung. Das Einzige, was ich garantieren kann: Als ich in Deutschland unterschrieben habe, hatte ich Dinge in meinem Körper, die in Deutschland nicht erlaubt waren. Als ich in Deutschland angekommen bin, war ich gedopt. Ich hatte Hormone in mir, keine Ahnung.“

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Reinhard Franke, Jahrgang 1972, gelernter Verlags- und Musikkaufmann. Nach acht Jahren als Musikredakteur beim Axel Springer Verlag in München anschließend von 2008 bis 2014 Freier Mitarbeiter in der...