Das Rennen: Gib der Formel 1 Wasser, und schon geht’s rund. Der beste Ungarn-Grand-Prix, an den ich mich erinnere! Von Anfang bis Ende Action. So muss Formel 1 sein! Da war wirklich alles drin, natürlich auch eine ganze Menge Fehler.
Daniel Ricciardo: Glück gehört dazu, das erste SafeTy Car kam ideal für den jungen Australier, und der hat das Beste draus gemacht. Die Strategie hat gepasst, er hat konsequent und mutig zugeschlagen, wenn es notwendig war. Hamilton hat er sich in der Schlussphase perfekt zurechtgelegt. Auch von Motoraussetzern in der Mitte des Rennens hat er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ganz im Stile eines Top-Fahrers. Ein Lob an die, die sich für Ricciardo als Webber-Nachfolger entschieden haben.
Fernando Alonso: Übersicht, Cleverness, fast immer das richtige Timing und Racing-Gene im Blut, die er immer dann toben lässt, wenn es Not tut. Der wahrscheinlich kompletteste Fahrer im Feld mit einer Gala-Vorstellung!
Lewis Hamilton: Ein Vollblut-Racer durch und durch, der seinen Drang nach vorne zu Beginn beinahe mit einem Ausfall bezahlt hätte. Da ist er nicht mit Köpfchen gefahren. Alles danach war aber erste Sahne! Wie er extrem entschlossen Vergne knackte, war allein die Podiumsplatzierung wert.
Kimi Räikkönen: Er wurde hart kritisiert, ihm wurde vorgeworfen er habe keine Motivation mehr, seine Zeit sei abgelaufen. Nach dem erneuten Strategie-Patzer des Teams im Qualifying hat er sich von 16 auf 6 nach vorne gearbeitet. Welcome back, Iceman.
Jean-Eric Vergne: Droht von Teamkollege und Rookie Kwjat entzaubert zu werden, aber Ungarn war mal wieder sein Tag! Wie er das Paket der Topleute rundenlang hinter sich gehalten hat, war gekonnt. Gutes Racing, am Ende leider nicht wirklich belohnt.
Jules Bianchi: In einem Marussia chancenlos – aber zum zweiten Mal in der Saison in den zweiten Teil der Qualifikation einezogen, dafür musst du schon was drauf haben. Das war echt gut.
SOLALA:
Nico Rosberg: Das Safety Car kam wirklich zu einem doofen Zeitpunkt. Ich kann verstehen, dass er angesichts seiner Führung im Klassement nicht volles Risiko geht, deshalb nicht mit der Brechstange an Vergne vorbeigezogen ist wie Kollege Hamilton. Die Dreistopp-Strategie hat auch knapp nicht funktioniert. Am Ende bleibt der Nachgeschmack, dass mehr drin gewesen wäre.
FLOP:
Timing Safety Car: Damit ein Safety Car nicht rennentscheidend ist, hat man die Sektorenzeiten eingeführt, die im Falle des Falles den Fahrern auf die Displays ihrer Lenkräder gesendet werden. Die müssen sich dann daran halten. Das Safety Car hätte auf die Straße gehört, nachdem ALLE einmal an der Boxeneinfahrt vorbei gefahren wären. So wurden die ersten Vier im Feld stark gehandicapt. Das darf nicht passieren!
Stallorder von Mercedes: Zu Beginn der Saison haben Ober-Boss Zetsche und Niki Lauda versprochen, dass es keine Stallorder geben wird. In Ungarn die Rolle rückwärts nach dem Motto. Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? So macht man sich unglaubwürdig. In der Konstrukteurs-Wertung hat Mercedes nach wie vor mehr Punkte als die nächsten beiden Verfolger zusammen. Fürs Teamergebnis war die Order also wirklich nicht nötig. Rosberg war nicht in Schlagdistanz, außerhalb der DRS-Sekunde. Warum sollte Hamilton, der selbst verbissen um den Titel kämpft, für Nico bremsen?
McLaren: Komplett verwachst mit der Reifenstrategie, dazu ein Unsafe Release von Button beim Stopp, der nicht geahndet wurde – da haben sich die Jungs aus Woking mal wieder selbst ein Bein gestellt. Weit weg vom Auftreten eines Top-Teams.
Sebastian Vettel: Man spürt an allen Ecken und Enden, dass es nicht läuft. Am Start hat er sofort zwei Plätze verloren, dazu das schlechte Timing für das Safety Car, ein falsches Motor-Mapping beim Re-Start – das alles resultiert dann im Fahrerfehler, der zum 360-Grad-Dreher auf der Start-Ziel-Geraden führt. Da hat er echt Massel gehabt, dass es nicht in den Beton ging. Er muss sich selbst am eigenen Schopf aus dem Schlamassel ziehen. Startplatz zwei war doch ein Top-Auftakt, aber er kann es derzeit einfach nicht zu Ende bringen. Alonso hat das mit einem Auto, das schwächer als der Red Bull ist, geschafft.
Williams: Der erste Stopp von Bottas war Murks, schleuderte den Finnen von zwei auf 13 zurück, ein Desaster. Dazu ein mieses Reifenmanagement, weil man nicht richtig eingeschätzt hat, wie die Pirellis reagieren, wenn der Asphalt 18 Grad kühler ist. Dadurch hat man den Softreifen zu wenig Konstanz zugetraut. Nicht zum ersten Mal hat das Team 2014 viel liegen gelassen.
Perez und Hülkenberg: Wer am Limit fährt, macht Fehler. Aber bei Nässe muss man vom Kunstrasen weg bleiben, da war Perez einfach beim Rausbeschleunigen zu mutig und hat schwer dafür bezahlt. Hülkenberg mit ungewohnten Fehlern, erst schert er sich den linken Teil des Frontflügels am Hinterrad von Vettels Red Bull ab, um wenig später Kollege Perez in die Kiste zu kacheln. Wer sich wirklich bei einem Top-Team aufdrängen will, sollte sowas vermeiden.
Grosjean und Maldonado: Romain ist kein Anfänger mehr, hinter dem Safety Car beim Reifen aufwärmen abzufliegen, ist peinlich. Maldonado ist lange genug dabei, um zu wissen, dass man bei einem derart rutschigen Untergrund nicht mit aller Gewalt Überholversuche starten sollte. So war Chilton das nächste unnötige Opfer in seiner bereits ellenlangen Liste.
Es gibt in der jetzt gut dreiwöchigen Sommerpause für einige viel aufzuarbeiten bis zum Grand Prix in Spa.
Bis demnächst
Pedal To The Metal
Ihr Peter Kohl