Aus Hockenheim berichtet Holger Luhmann

Hockenheim – Nicht schon wieder, schoss es Susie Wolff durch den Kopf.

Zu Beginn des Rennwochenendes am Hockenheimring (Qualifikation, Sa. ab 13.45 Uhr im LIVE-TICKER) sah es nach einem weiteren verpatzten Auftritt der ersten Formel-1-Pilotin seit 22 Jahren aus.

Ihr Williams blieb auf der ersten Runde im ersten Gang stecken. Im Schneckentempo schlich sie über die Strecke.

Böse Erinnerungen kamen auf. Erst vor zwei Wochen, bei ihrem geschichtsträchtigen Debüt im Formel-1-Boliden, hatte Wolff ihren Wagen nach nur vier Runden mit Motorenproblemen abstellen müssen.

Nicht viel langsamer als Massa

Doch diesmal rettete sich Wolff in die Box (SHOP: Jetzt Motorsport-Artikel kaufen).

Der Schaden wurde behoben. Und fortan verdiente sich die 31 Jahre alte Schottin und Ehefrau von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff Runde um Runde Respekt ().

Am Ende des ersten Freien Trainings zum Großen Preis von Deutschland am Sonntag lag sie mit ihrer schnellsten Runde von 1:20,769 Minuten auf Rang 15 – nur 0,227 Sekunden hinter Teamkollege Felipe Massa (BERICHT: Rosberg knapp hinter Hamilton).

Zweimal geblitzt: 2.000 Euro

„Was zählt ist Leistung – egal, ob ich ein Mann oder eine Frau bin. Und ich habe gezeigt, dass die Leistung da ist“, sagte Wolff später sichtlich zufrieden: „Das Wichtigste für mich war, dass ich einen guten Job gemacht habe und dem Team gezeigt habe, was ich kann.“

Im zweiten Training am Nachmittag machte sie dann wie abgesprochen dem Finnen Valtteri Bottas Platz.

Wie motiviert Wolff ist, zeigte sie nicht nur auf der Strecke, sondern auch in der Boxengasse. Gleich zweimal wurde sie dort „geblitzt“. Als Strafe muss die Temposünderin 2.000 Euro an den Weltverband FIA überweisen (Hier gibt es Tickets für die Formel 1).

„Der Sommerurlaub wird sicher zwei Tage kürzer“, sagte Wolff mit einem Lachen.

In Hockenheim wie zuhause

Das Geld kann sie verschmerzen.

Es überwiegt die Freude über eine durchaus gelungene Performance.

Geholfen hat der Entwicklungsfahrerin von Williams auch die Tatsache, dass sie sich in Hockenheim wie zuhause fühlt.

„Ich kenne die Strecke aus meiner DTM-Zeit sehr gut“, erklärte sie. Insgesamt zwölf Rennen bestritt Wolff während ihrer DTM-Karriere in Hockenheim.

Vorbild für Mädchen

Ein weiteres Ziel habe Wolff bereits erreicht. Sagt Williams Chef-Aerodynamiker Jason Sommerville. Nämlich Mäden mehr für den Motorsport zu begeistern.

Sommerville berichtete zuletzt der „BBC“, dass seine Tochter kein Rennen der Formel 1 mehr verpasse, seit sie Wolff als Pilotin gesehen habe.

Nach ihrem guten Auftritt in Hockenheim wird Wolff weitere Chancen bekommen, um als Vorbild Gas zu geben.

Nur in der Boxengasse sollte sie künftig etwas Tempo raus nehmen.