Von Carsten Arndt

Memmingen – Nach 58 Minuten war Holger Badstubers Comeback beendet.

Sonderlich spektakulär war er zwar nicht verlaufen, doch als sich Badstuber langsam in Richtung Auswechselbank bewegte, erhoben sich die Zuschauer in der Memminger Arena von ihren Sitzen.

Für den 25-Jährigen ging beim ersten Testspiel des FC Bayern München in der Vorbereitung auf die im August beginnende Bundesliga-Saison eine lange Leidenszeit zu Ende.

19 Monate nach seinem letzten Einsatz für den Rekordmeister feierte der gebürtige Allgäuer beim schmucklosen 3:0-Sieg gegen eine Auswahl aus Spielern des Regionalligisten FC Memmingen sowie einigen Mitgliedern des Bayern-Fanclubs Red Baroons sein langersehntes Comeback.

Badstuber: „Es war ein tolles Gefühl“

Badstuber stand in der Startelf und führte das Team von Trainer Pep Guardiola obendrein als Kapitän auf den Platz.

„Es war ein schönes Spiel vor super Kulisse. Es war ein tolles Gefühl und ich hoffe die Leute konnten etwas mitnehmen. Für mich war das hier ein Heimspiel“, freute sich Badstuber nach der Partie, bevor er mit einem Lächeln im Gesicht die zahlreichen Autogrammwünsche erfüllte.

Sammer zufrieden

Das Ergebnis war nicht nur für Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer Nebensache, der zwar mit dem Spiel zufrieden war, aber nichts „unter- oder überbewerten“ wollte.

Am Ende setzten sich die Münchner dank zweier sehenswerter Tore von David Alaba und einem weiteren Treffer von Nachwuchsstürmer Daniel Hägler mit 3:0 durch. Gerade in der zweiten Hälfte taten die Stars des Rekordmeisters nicht mehr als nötig.

Badstuber: „Ich freue mich auf jedes Spiel“

Badstuber war dies freilich egal, seine Ansprüche an sich und sein Spiel haben sich mittlerweile verändert.

„Ich lasse das alles ohne Druck auf mich wirken und freue mich auf jedes Spiel. Ich bin heiß drauf, dass ich spielen darf, und dann geb ich mein Bestes“, sagte der Verteidiger.

Badstuber als Dauerpatient

Am 1. Dezember 2012 erlitt er gegen Borussia Dortmund im Duell mit seinem heutigen Teamkollegen Mario Götze einen Kreuzbandriss, im Frühjahr drauf zog er sich eine sogenannte Reruptur zur. Im Oktober 2013 wurde ihm bei seiner mittlerweile vierten Operation ein neues Kreuzband eingesetzt.

Trotz der immer wiederkehrenden Rückschläge habe er aber nie daran gedacht, seine Karriere zu beenden.

„Nein, solche Gedanken gab es nie. Mir war immer zu hundert Prozent klar, dass ich hier wieder die Chance erhalte, schmerzfrei auf so hohem Niveau spielen zu dürfen. Und so war mein Fokus immer nach vorne gerichtet“, sagte Badstuber.

„Habe wieder mehr Gefühl“

Nun hat seine Leidenszeit vorerst ein Ende, auch wenn dem 1,90-Mann in der einen oder anderen Situation natürlich anzumerken war, dass ihm die nötige Spielpraxis noch fehlt.

„Ich hab lange Zeit kein Fußball gespielt und natürlich dauert es schon noch ein bisschen, bis ich wieder so spiele, wie ich mir das vorstelle. Aber ich denke ich habe schon wieder mehr Gefühl für die Situation und die Räume“, erklärte Badstuber, der am Freitagabend die zentrale Rolle in der Dreierabwehrkette der Münchner einnahm.

Auch der FC Bayern dürfte sehr interessiert daran sein, dass dessen Gefühl möglichst bald wieder da ist. Denn möglicherweise wird der Linksfuß unter Trainer Guardiola schneller wieder eine wichtige Rolle einnehmen als erwartet.

Sammer warnt vor Fehlstart

Dann nämlich, wenn der FC Bayern wie schon häufiger nach einer WM wegen des verlängerten Urlaubs vieler Stars nur schwer in die Gänge kommt. Sammer warnt bereits jetzt vor Problemen zum Saisonstart.

„Erstmal sind wir froh, dass wir Weltmeister sind. Aber so schön dass auch für die Spieler und das Land ist, ist es für uns natürlich nicht ganz unproblematisch“, sagte der 46-Jährige.

Sammer sieht die Vorbereitung und damit auch die ersten Partien in der Bundesliga gefährdet: „Da ist zum einen die Kürze des Urlaubs, die unsere Vorbereitung beeinträchtigt. Zudem muss man davon ausgehen, dass das sowohl physisch als auch psychisch eine Menge Kraft gekostet hat. Daher müssen wir uns grundsätzlich Gedanken machen, dass dem FC Bayern nicht das passiert, was in vergangenen Jahren passiert ist.“

Andererseits: Nach dem letzten großen Turnier, der EM 2012, holte Bayern im Folgejahr das Triple.

Vorteil gegenüber der Konkurrenz

Der Urlaub der WM-Stars ist nun Badstubers große Chance. Im Gegensatz zu den WM-Fahrern Jerome Boateng, Dante und Javi Martinez kann er die gesamte Vorbereitung vom ersten Tag an absolvieren – ein deutlicher Vorteil gegenüber der Konkurrenz.

Zwar gab der 25-Jährige zum wiederholten Male zu Protokoll, keine Ansprüche stellen zu wollen. Kampflos will er seinen Kollegen das Feld dann aber doch nicht überlassen.

„Wenn ich jetzt sehe, wie es war, als ich im Mai das erste Mal wieder ins Training eingestiegen bin, und wo ich jetzt stehe, dann habe ich einen Riesensprung gemacht. Wenn das so weitergeht bin ich sehr positiv. Wir werden sehen, was rauskommt.“