Mick Schumacher hatte Träume wie ein ganz gewöhnliches Kind. Poster seines berühmten Vaters hingen zwar vermutlich nicht in seinem Zimmer, doch Rennfahrer werden und Ferrari fahren, das wollte er wie unzählige Andere.

Ein Rennfahrer ist Mick Schumacher tatsächlich geworden – und der nächste Herzenswunsch erfüllt sich am Dienstag. Bei den Formel-1-Testfahrten in Bahrain wird der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher erstmals ins Cockpit des Ferrari SF90 steigen. In den Dienstwagen der aktuellen Scuderia-Piloten Sebastian Vettel und Charles Leclerc.

„Insgesamt ist das eine sehr aufregende Woche, ich hatte noch kaum Zeit, mich damit zu beschäftigen, weil ich mich voll auf die Formel 2 konzentriert habe“, sagte Schumacher nach seinem Debüt im Unterbau der Königsklasse bei RTL: „Das war die bessere Strategie. Aber ab sofort kann ich mich auf das Formel-1-Auto freuen.“

Schumacher künftiger Vettel-Nachfolger?

Diese große Chance ist aber kein Geschenk für einen, dessen Vater mit den Roten fünf Fahrertitel sammelte und eine Ära begründete. Schumacher, im Vorjahr Sieger der Formel-3-Europameisterschaft, hat sich den Platz in der Ferrari Driver Academy, der Talentschmiede der Scuderia, erkämpft – auch wenn der Zugang für ihn mutmaßlich etwas einfacher war.

Als Mitglied der Akademie wird er nun für Testfahrten herangezogen. Dabei steht er längst im internationalen Blickpunkt, wird schon als künftiger Partner des hochtalentierten Leclerc gesehen – und damit als Nachfolger Vettels.

„Ferrari schaut in die Zukunft, eine Zukunft, in der es keinen Platz mehr für Vettel geben wird. An der Seite des talentierten Charles Leclerc könnte bald Mick Schumacher sitzen“, schrieb der Corriere dello Sport nach Vettels Patzer beim Bahrain-GP am Sonntag. 

Das Rennwochenende in der Formel 1 verlief erneut sehr unbefriedigend für Ferrari: Vettel wurde nur Fünfter, den Dritten Leclerc kosteten Motorprobleme den sicher geglaubten Sieg. Der viermalige Weltmeister Vettel ist nach nur zwei Saisonrennen nicht nur teamintern, sondern auch in der WM-Wertung schon in der Bredouille.

Fehlersuche bei Ferrari 

„Wir haben noch keine genaue Erklärung für das, was passiert ist“, sagte Scuderia-Teamchef Mattia Binotto am Sonntagabend: „Die Tests werden hilfreich sein für China.“ In Shanghai findet in zwei Wochen das dritte Saisonrennen statt, Ferrari steht nach dem enttäuschenden Saisonstart bereits unter Zugzwang.

In den italienischen Gazetten wird bereits der Abgesang auf Vettel angestimmt – und als Nachfolger wurde Schumacher auserkoren. Erst einmal soll er allerdings als Testfahrer einen kleinen Beitrag zur Trendwende leisten. Er sei „mehr als begeistert“, hatte er zuletzt gesagt: „Ich möchte mich bei Ferrari für diese Möglichkeit bedanken. Ich bin sicher, dies wird eine großartige Erfahrung werden.“

Diese sammelte er auch in der Formel 2. Schumacher fuhr auf die Plätze acht und sechs, am Sonntag stand er in seinem zweiten Rennen sogar auf der Pole-Position. Große Fehler leistete er sich nicht, die fehlende Erfahrung im 620-PS-starken Boliden machte sich aber bemerkbar.

„Es war spannend. Die Kollegen, die zwei, drei Jahre hier sind, haben schon einen Vorteil. Aber es macht so viel Spaß“, sagte Schumacher. Die Formel-1-Testfahrten dürften den Spaßfaktor nochmals übertreffen. Nach dem Debüt im Ferrari soll Schumacher am Mittwoch auch noch das Steuer eines Alfa Romeo übernehmen.