Von Florian Pertsch

München/Kopenhagen – Offensiv nach vorne, ohne Angst.

So stellt sich Roger Schmidt, der Trainer von Bayer Leverkusen, das Spiel vor. So verkörpert es Hakan Calhanoglu, sein wichtigster Neuzugang. Und so soll die Werkself in Bundesliga und Champions League eine möglichst gute Rolle spielen.

Beim 3:2 (Bericht) gegen den FC Kopenhagen im Qualifikationsspiel zur Königsklasse bekamen die Bayer-Fans alle Vorzüge dieses neuen Spielsystems zu sehen ? und auch alle Nachteile.

Leverkusen kombinierte frech nach vorne und profitierte direkt von Calhanoglu.

Der Ex-Hamburger, der im Sommer mit viel Getöse und Nebengeräuschen zur Bayer gewechselt war, erfüllte die von Coach Schmidt gewünschte Rolle und kurbelte die Offensive kräftig an.

„Darum hat man mich geholt“, antwortete Calhanoglu im ZDF hinterher lässig auf die Feststellung, dass er das Spiel seines Teams schon stark prägte – während die Leverkusener Anhänger ihn im Hintergrund schon mit Sprechchören bejubelten.

Vorlage zum 1:0 von Stefan Kießling, Assist für Heung-Min Son beim 3:2, dazu viele gute Entscheidungen im Mittelfeld: Calhanoglus internationales Debüt für Leverkusen ist mehr als geglückt.

Kießling zeigte sich über die neue Offensiv-Unterstützung sehr erfreut: „Ich verstehe mich sehr gut mit Hakan ? auf und neben dem Platz. Wir versuchen uns immer gegenseitig zu suchen, miteinander zu kombinieren und so nah wie möglich einander zu sein.“

Calhanoglu selbst blieb bescheiden und verwies direkt auf das wichtige Rückspiel in einer Woche (Mi. ab 20.15 Uhr im LIVE-TICKER) in Leverkusen.

„Wir haben ganz gut gespielt bis auf die zwei Fehler. Das werden wir im Rückspiel noch besser machen. Kopenhagen hat eine sehr starke Mannschaft“, so der 20-Jährige im ZDF.

SPORT1-Experte Michel Dinzey gerät ins Schwärmen:

Soweit zu den Vorteilen des neuen Spielsystems.

Doch wer mit Volldampf nach vorne prescht, muss zwangsweise Abstriche in der Defensive machen.

Torhüter Bernd Leno hatte trotz des wichtigen Erfolgs dann auch etwas Tadel für seine Vorderleute übrig.

„Wir haben viel zu oft den Ball verloren. Wir sind noch längst nicht weiter“, erklärte Leno mit ernster Miene bei „Sky“.

Die Gegentore nach der Kießling-Führung fielen allerdings durch Standardsituationen.

In der Endabrechnung der Champions-League-Qualifikation nicht weniger ärgerlich, aber für Kießling ein lösbares Problem.

„Natürlich ist es teilweise riskant wie wir spielen, aber die Standardgegentore kann man abstellen. Das werden wir sicher ansprechen und noch verfeinern“, zeigte sich der Stürmer zuversichtlich.

Und was sagt der Erfinder des neuen Bayer Leverkusens?

Roger Schmidt hob vor allem die positiven Seiten seiner Mannschaft hervor und schwärmte von seinem Offensivquartett um Kießling, Calhanoglu, Son und Karim Bellarabi.

„Nach den ersten 20 Minuten hatten wir das Spiel im Griff. Phasenweise haben wir hervorragend nach vorne gespielt“, sagt Schmidt und fand sogar lobende Worte für seine Defensive: „Aus dem Spiel heraus habe ich nicht viele Chancen von Kopenhagen gesehen.“

 

Außerdem könnten die Abwehrwackler bei Bayer bald behoben sein, denn mit Neuzugang Kyriakos Papadopoulos steht Schmidt bald ein schneller und erfahrener Verteidiger zur Verfügung.

Kommt zu der neuen offensiven Klasse auch die alte defensive noch mehr zum Vorschein, wird Bayer sich die Königsklasse nicht mehr nehmen lassen. Und hat auch sonst gute Aussichten, dort und in der Liga einiges zu bewegen.