Die EM-Qualifikation begann für Deutschland mit einem Dämpfer. Der Niederlage gegen Polen folgten jedoch zwei Siege.
In Österreich und gegen Luxemburg fand das neuformierte Team von Bundestrainer Emir Mutapcic immer besser zueinander.
Nun kommt es in Bonn zum Rückspiel gegen Polen (ab 19.45 Uhr im LIVE-TICKER) – bereits eine Schlüsselbegegnung auf dem Weg zum erhofften Gruppensieg. „Das wird ein sehr schweres Spiel“, sagt Nationalspieler Maximilian Kleber im SPORT1-Interview.
Der 2,07 Meter große Power Forward vom spanischen Klub Obradoiro CAB spricht neben den Erwartungen in der EM-Qualifikation noch über seinen Start auf der iberischen Halbinsel, die schwierige Vorbereitung und die Entscheidung gegen die NBA Summer League und für die Nationalmannschaft.
SPORT1: Herr Kleber, Sie haben in der EM-Qualifikation mit starken Leistungen überzeugt. Für das Team lief es speziell in Polen und Österreich noch nicht ganz so rund. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Abschneiden?
Maximilian Kleber: Ich hab gut reingefunden in die EM-Qualifikation und bin sehr stolz hier dabei sein zu können. Es macht mir super viel Spaß mit den Jungs. Es ist uns natürlich bewusst, dass wir gegen beide Teams nicht unsere beste Leistung gezeigt haben. Dass wir trotzdem gegen Österreich gewonnen haben, war extrem wichtig.
SPORT1: Ein Sieg über Polen würde Ihnen alle Trümpfe für den angestrebten Gruppensieg in die Hand geben. Wie schwer wird die Aufgabe?
Kleber: Das wird ein sehr schweres Spiel, Polen ist kein leichter Gegner. Wir bereiten uns sehr ernst auf das Spiel vor, machen viel Videoanalyse.
SPORT1: Wie wichtig ist der Heimvorteil für das zum großen Teil sehr junge Team?
Kleber: Es macht einen riesigen Unterschied, ob man zu Hause oder auswärts spielt. Das war am Sonntag in Trier gegen Luxemburg schon spürbar. Wir freuen uns sehr auf die Halle in Bonn.
SPORT1: Sie haben ja auch erst zehn Länderspiele auf dem Buckel, sind aber schon ein konstanter Leistungsträger. Gegen Österreich waren Sie der Retter. Warum konnten Sie im Nationalteam gleich so problemlos durchstarten?
Kleber: Eine sehr gute Frage. Ich versuche, immer möglichst hart zu spielen und dann kommt der Rest schon von ganz alleine. Mir ist egal, ob ich 20 oder null Punkte mache. Wenn ich in der Defense alles gebe und ein paar Rebounds hole, dann ist dem Team auch geholfen.
SPORT1: Sie fielen im Saisonendspurt wegen einer Bauchmuskelverletzung aus. Wie sind sie so schnell wieder in Form gekommen?
Kleber: Ich habe wirklich ein paar Wochen gar nichts gemacht, wollte beim Heilungsprozess nichts riskieren. Zum Glück verwächst Muskulatur recht schnell und nach sechs, sieben Wochen konnte ich wieder voll trainieren.
SPORT1: Nach Ihren vielen Verletzungen sind Sie beim Thema Reha mittlerweile schon ein echter „Profi“?
Kleber: Leider ja, aber in diesem Fall hat es wirklich geholfen. Ich habe gelernt, dass es manchmal besser ist, einfach nichts zu machen.
SPORT1: Ein großer Aufreger war die Summer League. Nationaltrainer Emir Mutapcic kritisierte die deutschen Spieler, weil sie ihrem NBA-Traum folgten, statt sich mit dem Nationalteam vorzubereiten. DBB-Kollege Per Günther brach eine Lanze für Daniel Theiß und Co.. Wie sehen Sie diese Problematik?
Kleber: Das ist ein sehr schwieriges Thema, da es sich zeitlich immer überschneiden wird. Beide Seiten haben verständliche Gründe, letztlich muss es wohl jeder für sich selbst entscheiden.
SPORT1: Wie würden Sie sich entscheiden?
Kleber: Ich habe mich statt für Summer League für die Nationalmannschaft entschieden.
SPORT1: Lag das aber nicht eher daran, dass Sie nach der Bauchmuskelverletzung noch nicht hundertprozentig fit waren?
Kleber: Das kam natürlich noch dazu. Ich hätte hinfahren können, aber nicht auf Topniveau hinfahren macht keinen Sinn.
SPORT1: Heißt das im Umkehrschluss, dass Sie topfit gefahren wären?
Kleber: Hätte, hätte Fahrradkette (lacht). Ich denke nicht groß darüber nach. Es ist anders gekommen und dann muss ich mir nicht meinen Kopf zerbrechen.
SPORT1: Statt auf die NBA-Chance zu hoffen, gehen Sie zum relativ unbekannten spanischen Verein Obradoiro Clube de Amigos do Baloncesto in Santiago de Compostela. Was hat Santiago, was Bayern, Bamberg oder Berlin nicht haben?
Kleber: Spanien ist die zweitstärkste Liga der Welt, fast jedes Wochenende spielt man gegen Top-Gegner. Zusätzlich ist es ein großer Schritt in der persönlichen Entwicklung. Und ich bekomme für meinen Körper wichtige Regenerationspausen, das war mir sehr wichtig. Am Ende des Tages hatte der Wechsel nur sportliche Gründe, finanziell haben sich alle Angebote nicht viel genommen.
SPORT1: Ihr Coach Moncho Fernandez gilt als Förderer von jungen Spielern. War das auch ein Beweggrund? Könnte das – ähnlich wie bei Tibor Pleiß – ein Sprungbrett zu einem europäischen Topklub sein?
Kleber: Das wäre natürlich nicht schlecht. Ich war vor fünf Wochen in Santiago, habe mir alles angeschaut und mit allen Verantwortlichen gesprochen. Der Wechsel war der richtige Schritt und Moncho ist für mich der richtige Trainer.