München – Robert Harting hat Hunger auf mehr.

Der Mann, der schon alles gewonnen hat, setzt alles daran, um bei der Leichtathletik-EM in Zürich unbesiegbar zu bleiben.

„Ich halte international alle drei Titel, und ich habe sicher nicht vor, einen davon abzugeben“, sagte der unumstrittene „King im Ring“ vor der Diskus-Entscheidung am Mittwoch.

Dafür quälte sich Harting bis zuletzt in Kienbaum bei Berlin im Training, feilte mit seinem neuen Coach Torsten Schmidt an der komplizierten Technik und stemmte in einer Woche schon mal um die 40 Tonnen Eisen. Ganz ohne Knieschmerzen – ein ganz neues Gefühl für den Diskus-Hünen – und mit Folgen für sein Äußeres.

Die Augenbrauen wachsen

„Wenn ich im Trainingslager bin, wachsen meine Augenbrauen. Ich sehe aus wie ein Kauz“, sagte Harting: „Das zeigt ganz banal die Hormonausschüttung.“

Die um mehrere Zentimeter also fast schon auf Theo-Waigel-Niveau angewachsenen Brauen nimmt Harting als Beleg erfolgreicher Regeneration – und größerer Leistungsfähigkeit.

Bestens gerüstet nimmt der 29-Jährige nun also im legendären Letzigrund den Meisterschaftsrekord ins Visier.

69 Meter? Kein Problem

„Der wackelt schon sehr, entweder durch mich oder durch Piotr Malachowski. Eine Weite von 69 Metern ist möglich, in Zürich kann man weit werfen“, sagte Harting, der sich am Dienstag mit 67,01 m locker ins große Finale (Mittwoch, 20.35 Uhr im LIVE-TICKER) warf.

HERE SHOULD BE FB POST – EMBED IT AGAIN WITH URL: https://www.facebook.com/DerHarting/photos/a.670441412987812.1073741826.434943613204261/799890980042854/?type=1

Die bisherige EM-Bestmarke hält Malachowski mit 68,87 Metern. Geworfen 2010, als Harting in Barcelona gegen seinen Dauerrivalen aus Polen seine letzte Niederlage auf der großen Bühne einstecken musste.

Nach WM 2011, EM und Olympia 2012 sowie WM 2013 kann Harting in Zürich die fünfte große Meisterschaft in Serie gewinnen – zumindest im Diskuswurf eine einzigartige Leistung.

Studium und Sportlotterie fordern Harting

Dabei kümmert sich Harting schon längst nicht mehr nur um den perfekten Abwurf im Ring.

Neben dem Sport treibt er noch sein Studium der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation voran und ist zudem das Aushängeschild der von ihm mitinitiierten Deutschen Sportlotterie.

HERE SHOULD BE FB POST – EMBED IT AGAIN WITH URL: https://www.facebook.com/DerHarting/photos/a.670441412987812.1073741826.434943613204261/794859890545963/?type=1

Deshalb hat es mit dem ganz großen Wurf über die 70-Meter-Marke in diesem Jahr bisher auch nicht geklappt.

Saison bislang „nicht so richtig gut“

„Es ist viel nebenbei passiert“, sagte Harting: „Wenn man ganz ehrlich ist, war ich diese Saison ja gar nicht so richtig gut.“

Und trotzdem reicht es natürlich weiter für ganz vorn. Nur Malachowski hat mit 69,28 m in diesem Jahr weiter geworfen als Harting (68,47). Aber: Fünf von sechs direkten Saison-Duellen hat Harting für sich entschieden.

SHOP: Jetzt Leichtathletik-Artikel kaufen

Der Kampf Mann gegen Mann, im richtigen Moment top-fit zu sein – das ist Hartings große Stärke. Neben Malachowski hat Harting für Zürich auch den Magdeburger WM-Vierten Martin Wierig auf dem Zettel.

Doch an Harting soll im großen EM-Finale am Mittwochabend natürlich kein Weg vorbeiführen.

Neuer Trainer, alte Ziele

Und damit das auch in Zukunft so bleibt, hatte sich der Berliner nach dem Olympiasieg von London, dem EM-Titel in Helsinki vor zwei Jahren und dreimal WM-Gold in Serie vor der Saison von seinem Erfolgstrainer Werner Goldmann getrennt.

Mit seinem neuen Coach Schmidt verfolgt Harting aber die alten Ziele: Titel.

„Wir versuchen, jeden Tag das Optimale herauszuholen“, sagte Schmidt.

Das Duo hat Hunger auf mehr.