Nach einem medaillenlosen Freitag droht den deutschen Leichtathleten bei der EM in Zürich ein Debakel.
Nachdem die enttäuschende Weltrekordlerin Betty Heidler im Hammerwurf ebenso wie Kathrin Klaas Edelmetall verpasst hatte und Siebenkämpferin Carolin Schäfer trotz eines bärenstarken Wettkampfes auf Platz vier gelandet war, geht das DLV-Team mit nur vier Medaillen in das Schluss-Wochenende. (
)
Das Ergebnis von Helsinki 2012 mit 16 Podestplatzierungen ist längst außer Reichweite geraten.
Immerhin untermauerte Kugel-Favoritin Christina Schwanitz im Dauerregen mit einer starken Qualifikation ihren Anspruch auf Gold.
Auch Weitspringer Christian Reif zeigte sich im Vorkampf in Medaillenform. Sie sollen nun für die deutsche Auswahl Schadensbegrenzung betreiben.
Double für Schippers
Für die Highlights aus internationaler Sicht sorgten der ukrainische Hochsprung-Star Bogdan Bondarenko, dem 2,35 m zum Sieg in einem spannenden Wettkampf reichten, sowie die Niederländerin Dafne Schippers, die mit der besten Zeit einer Europäerin seit 19 Jahren (22,03 Sekunden) nach den 100 auch die 200 m gewann und sich damit zur Sprintkönigin von Zürich krönte.
Die deutsche Hammer-Meisterin Klaas musste sich nach einem starken Auftritt mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden geben.
Polin kontert im letzten Versuch
Bis zum letzten Versuch hatte die Frankfurterin mit 72,89 m noch auf dem Bronze-Rang gelegen, ehe die Polin Joanna Fiodorow im sechsten Durchgang (73,67) konterte.
Die 30 Jahre alte Weltrekordlerin und Olympia-Dritte Heidler kam im Letzigrund nicht über 72,39 m hinaus und wurde nur Fünfte.
SHOP: Jetzt Leichtathletik-Artikel kaufen
„Es ist nicht annähernd das herausgekommen, was ich gewollt habe. Ich habe Gas gegeben, aber es hat nicht gereicht“, sagte Heidler, und auch Klaas war restlos bedient: „Das ist bitter, das nervt. Aber Ich muss nach vorne schauen.“
Schäfer ohne Medaille glücklich
Gold sicherte sich erneut die Titelverteidigerin und Top-Favoritin Anita Wlodarczyk aus Polen mit neuem Landesrekord (78, 76 m).
Silber gewann wie 2012 die Slowakin Martina Hrasnova (74, 66). Carolin Paesler (23, Frankfurt) wurde mit 61,89 m Zehnte.
Die frühere U20-Weltmeisterin Schäfer (Frankfurt) hatte zuvor Siebenkampf-Bronze um nur 28 Punkte verpasst. Die 22-Jährige steigerte ihre Bestleistung auf 6395 Punkte – doch auch ihr blieb am Ende nur der vierte Platz.
Hussein mit Franz-Zeit zu Gold
„Ich kann das alles nicht in Worte fassen, auch ohne Medaille bin ich so glücklich“, sagte Schäfer.
Bei ihrer Rückkehr auf die große Bühne kam Lilli Schwarzkopf (6332/Hannover) knapp zwei Jahre nach ihrem Achillessehnenriss auf Rang fünf.
Titelverteidigerin Antoinette Nana Djimou (6551/Frankreich) war erneut nicht zu schlagen. Nadine Broersen aus den Niederlanden (6498) gewann Silber vor der Belgierin Nafissatou Thiam (6423). Die WM-Vierte Claudia Rath (6225/Frankfurt) wurde Achte.
Gaba auf Rang sechs
Im Finale über 400 m Hürden blieb der deutsche Meister Franz (Neckar/Enz) deutlich über seiner Halbfinalzeit (48,96), die dem Schweizer Hussein exakt zum Sieg reichte.
Während das Letzigrund kurz vor Begeisterung überkochte, kam Franz in 49,83 Sekunden auf Platz fünf. Königsmark (Magdeburg) wurde in 49,91 Siebter.
Der deutsche 400-m-Meister Kamghe Gaba landete beim Sieg des Briten Martin Rooney (44,71) in 45,83 Sekunden auf einem guten sechsten Platz.
Den britischen Doppel-Sieg machte Matthew Hudson-Smith (44,75) vor dem Israeli Donald Sanford (45,27) perfekt.
Die deutsche Vizemeisterin Diana Sujew (Hamburg) kam über 1500 m auf Platz acht und damit nicht ganz an ihr Ergebnis von Helsinki 2012 (Rang fünf) heran.
Duell zwischen Hassan und Aregawi
Die in Riga geborene 23-Jährige lief im Letzigrund nach einem couragierten Rennen in 4:08,63 Minuten durchs Ziel. Europameisterin wurde Sifan Hassan (Niederlande/4:04,18) vor Abeba Aregawi (Schweden/4:05,08).
Vize-Weltmeisterin Schwanitz zog am Morgen mit 19,35 m locker ins Finale ein.
„Es war so einfach, wie es aussah“, sagte Schwanitz nach ihrem lockeren Aufgalopp selbstbewusst: „Das Ziel heißt: gewinnen!“
Für einen Paukenschlag sorgte Titelverteidiger Yohann Diniz aus Frankreich über 50 km Gehen.
Der 36-Jährige sicherte sich mit der Weltrekordzeit von 3:32:33 Stunden erneut Gold. Carl Dohmann (Baden-Baden) ging nach 3:51:27 Stunden als 15. durchs Ziel.