Es wird gerungen in Deutschland. Und zwar gehörig.

Zwei Kultstrecken, aber nur ein Großer Preis der Formel1. Eine explosive Gemengelage. Jetzt prescht der Nürburgring nach vorne. Die neue Betreibergesellschaft der zuvor Insolvenz gegangenen Rennstrecke will den Deutschland-GP für sich allein und verhandelt mit Chefpromoter Bernie Ecclestone über einen langfristigen Vertrag.

Die Gesellschafter des Hockenheimrings reagieren empört. Sie verweisen auf einen eigenen Kontrakt mit Ecclestone.

Der Ton wird rauer. Der Kampf der Ringe hat begonnen, dabei ist die Formel 1 längst nicht mehr so lukrativ wie zu Zeiten Michael Schumachers.

Offensive Taktik

Eigentlich hätten sich die Betreiber des Nürburgrings nach dem vergangenen Grand Prix in Hockenheim die Hände reiben müssen.

52.000 Zuschauer am Rennsonntag, leere Tribünen bei Training und Qualifying. Doch sie beschwichtigen. „Ich finde es bedauerlich, dass die Zuschauerzahlen am Hockenheimring rückläufig sind“, sagt Carsten Schumacher, Geschäftsführer der Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH, im Gespräch mit SPORT1.

In der Eifel hatten sie eine offensive Taktik gewählt, berichteten freimütig von Plänen, die Königsklasse des Motorsports langfristig an den Nürburgring zu holen – und nicht nur alle zwei Jahre im Wechsel mit Hockenheim. So wie es bisher war.

Hockenheim verärgert

Ecclestone sei nicht abgeneigt, hieß es aus Nürburg. Das öffentliche Vorpreschen verärgerte die Geschäftsführung in Hockenheim.

„Ich hatte bisher kein Problem mit dem Nürburgring, ich betone bewusst, bisher“, meint Georg Seiler, Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH, bei SPORT1.

Die Grenzen sind klar abgesteckt. Der Nürburgring möchte, was sich der Hockenheimring eigenen Angaben zufolge für 2016 und 2018 hat vertraglich zusichern lassen.

Doch Ecclestone erklärte jüngst, dass es eine Ausstiegsklausel gebe, wenn ein anderer Partner bessere Konditionen für das Rennwochenende anbiete.

„Lassen Sie mich eines klarstellen: Wir sind Wettbewerber, aber wir wollen dem Hockenheimring nichts wegnehmen“, sagt Schumacher.

Ein Verlustgeschäft

Der andere Wettbewerber sieht das ganz anders. „Wir haben einen Vertrag für 2016 und 2018“, meint Seiler kämpferisch und schildert von Gesprächen mit Ecclestone. „Ich werde die Ergebnisse aber nicht rausposaunen.“ Ein Seitenhieb in Richtung Nürburgring.

Für beide geht es darum, nachhaltig zu argumentieren. Ungelegen kommt da der Zuschauerschwund, den die Formel 1 hierzulande erfährt. So berichtete Seiler nach dem vergangenen Deutschland-GP, dass Hockenheim ein Minus erwarte. „Es wird nicht bei schwarzen Zahlen bleiben“, sagt er.

Es sei grundsätzlich ein Abflauen nach dem Boom der Ära Michael Schumacher zu erkennen, erklärt er weiter, „auch, wenn die Gründe vielschichtig sind“. Die Konkurrenz aus Nürburg gibt sich forscher. Kein Wunder, bei dem zähen Ringen.

„Mythos Nürburgring“

„Ich möchte nicht von einem Deutschland-Problem sprechen. Der Nürburgring – und nur für ihn kann ich sprechen – ist eine attraktive Rennstrecke, weltweit bekannt und ein Highlight für jedes Formel 1-Rennen“, meint Schumacher. „Aus ganz Europa pilgern die Fans hierher. Der Nürburgring ist ein Mythos – für die Rennfahrer und die Motorsportfans. Ich bin zuversichtlich, dass er auch für die Formel 1 seine Attraktivität behalten wird.“

Er ist sich sicher, dass nach Nürburg mehr Fans kommen werden. Schumacher zitiert Robertino Wild, Mehrheitsgesellschafter der Rennstrecke in der Eifel: „Der Nürburgring ist der Eifelturm des Motorsports.“ Das sage alles, meint er.

Der Zuschauerschwund betreffe auch den Nürburgring, sagt dagegen Seiler. Er macht keinen Hehl daraus, dass er erbost ist.

Gespräche laufen

Doch in Nürburg wird weiter geplant. Die Gespräche mit Ecclestone laufen, schildert Schumacher. Der Deal solle in den nächsten Monaten über die Bühne gehen. „Wir wollen einen Vertrag abschließen, der die Formel 1 langfristig, das heißt für mindestens fünf Jahre an den Nürburgring bringt“, sagt er.

Mehrheitsgesellschafter Wild sei zwar im Urlaub, stünde aber für Gespräche mit den Formel-1-Promotern jederzeit bereit, erzählt Schumacher.

Angst, dass das Ringen in einen juristischen Streit münden könnte, habe er nicht. „Das aus gutem Grund: Wir mischen uns nicht in die bestehenden Verträge zwischen Bernie Ecclestone und dem Hockenheimring ein“, sagt er.

„Notfalls zwei Rennen“

Details zu den eigenen Verhandlungen, will auch er nicht preisgeben. Auch nicht, wieviel Geld ein solcher Deal kosten wird. Und, ob er sich überhaupt rentiert.

Beide Seiten sind nicht gewillt, nachzugeben. „Notfalls muss es zwei Rennen geben“, sagt Seiler. „Es ist nichts auszuschließen.“