Beim Grand Prix von Mexiko konzentrierten sich fast alle Fans auf die dramatische Wende im WM-Kampf. Lando Norris triumphierte und ist vier Rennen vor Saisonende neuer Führender in der WM-Wertung.
Und so kann es passieren, dass eine Sensation in der Formel 1 nahezu untergegangen ist. Dabei hätte vor dem Start wohl niemand damit gerechnet, dass Oliver Bearman, wohlgemerkt Rookie in der Motorsport-Königsklasse, im Haas auf Rang vier rast und ein echtes Karrierehighlight erlebt.
Bearman: „Habe mir fast in die Hose gemacht“
Der junge Brite bescherte seinem Rennstall das beste Teamergebnis seit Jahren und lag zwischenzeitlich sogar auf Podiumskurs. Romain Grosjean war es, der 2018 im Haas beim GP von Österreich ebenfalls auf den vierten Platz fahren konnte.
„Ich hatte einen guten Start. Ich habe mich zwischen die beiden Mercedes geschoben und hatte auf den ersten Runden eine gute Pace“, betonte der Formel-1-Rookie nach dem Rennen.
Auch Weltmeister Max Verstappen und Lewis Hamilton hielt Bearman über Teile des Rennens hinter sich, am Ende schob sich Verstappen noch auf Rang drei. „Ehrlich gesagt, ich habe mir fast in die Hose gemacht, als ich Seite an Seite mit Max war“, gab Bearman lachend bei Sky zu. „Aber es ist wirklich cool, Rad an Rad mit diesen Leuten zu fahren, die ich gesehen habe, seit ich angefangen habe, Formel 1 zu schauen. Ich hätte nie gedacht, gegen sie im echten Leben zu fahren.“
Vor dem Rennen in Mexiko hatte der 20-Jährige gerade einmal 20 Zähler gesammelt, bekam nun durch Platz vier zwölf weitere Punkte dazu und schob sich in der Fahrerwertung von Platz 18 auf 13 nach vorne. Auch sein deutlich erfahrener Teamkollege Esteban Ocon liegt in der Fahrerwertung nun hinter Bearman (30 Punkte).
Bearman überrascht die Topstars
Sein zuvor bestes Resultat fuhr der Brite im Sommer in Zandvoort (Niederlande) ein. Damals belegte er Rang sechs. „Es war ein wahnsinniges Rennen. Sogar das Podium war in Sicht. Ein großartiges Ergebnis. Wir haben das als Team auch gebraucht“, jubelte das große Juwel.
Bearman wurde von den Fans sogar zum besten Fahrer des Tages gewählt und fuhr zum dritten Mal in Serie in die Punkte. „Die Pace war seit Freitag super. Das haben wir heute bestätigt“, freute er sich.
Der 20 Jahre alte Rookie zeigte in Mexiko großes Geschick. Von Platz neun aus startend, arbeitete er sich in der chaotischen Anfangsphase weit nach vorne. Weil sich Max Verstappen (Red Bull) und Lewis Hamilton (Ferrari) gleich mehrmals hart attackierten, fuhr Bearman zwischenzeitlich sogar auf Rang drei vor.
„Definitiv war das Glück dabei“
Später zog Verstappen wieder vorbei, doch der junge Fahrer wehrte in der Schlussphase die Angriffe des bis dahin WM-Führenden Oscar Piastri stark ab. Zwei Runden vor Schluss profitierte der Brite dann von einem virtuellen Safety Car nach einem Unfall von Carlos Sainz (Williams) und rettete das beste Resultat der jungen Karriere ins Ziel.
„Definitiv war das Glück dabei”, gab er nach Rennende zu. „Wenn ich nach fünf Runden wieder auf P10 gewesen wäre, hätte ich es wohl als Neunter oder Achter beendet. Aber wir haben das Auto in die richtige Position gebracht, manchmal hat man eben dieses Glück – und ich nehme es jedes Mal.“
Auch Lando Norris profitierte von Bearman, der Norris‘ Teamkollege Piastri in Schach hielt. Vier Rennen vor Schluss führt der Brite die WM-Fahrerwertung mit 357 Punkten an, Piastri folgt mit 356 Punkten auf Rang zwei. Hätte der Australier Bearman in der Schlussphase des Rennens noch einkassiert, würde Piastri weiterhin die Fahrerwertung anführen.