Fast hätte es mit dem Aufstieg in die Beletage des spanischen Fußballs geklappt. Doch Racing Santander, einer der großen Traditionsklubs des Landes und 1929 Gründungsmitglied der spanischen Primera División, scheiterte im Halbfinale der Aufstiegsrunde gegen CD Mirandés. Nach einem 3:3 im Hinspiel setzte es im Rückspiel eine 1:4-Pleite.

Doch die große Enttäuschung blieb aus am Golf von Biskaya im Norden Spaniens. Denn mit den zahlreichen bitteren Momenten, die die Fans des Vereins in den vergangenen Jahren durchleiden mussten, ist das Aus nicht ansatzweise vergleichbar.

Racing Santander häufte 15 Millionen Euro Schulden an

Alles begann im Jahr 2011, als Racing in seine erste schwere Krise der jüngeren Vergangenheit geraten war. Schon vor dem Abstieg im darauffolgenden Jahr hatte der Klub hohe Schulden von über 15 Millionen Euro angehäuft – verursacht durch Misswirtschaft, zu hohe Spielergehälter und unbedachte Transfers.

Als der Klub dann in der Segunda División landete, wurde das ganze Ausmaß der Fehlentwicklung sichtbar. Einnahmen brachen weg, Sponsoren zogen sich zurück. Die Negativspirale war bereits in vollem Gange – auch weil der Verein auf diese neue Realität überhaupt nicht vorbereitet war.

Insolvenzverfahren! Racings tiefer Fall

Bereits Anfang 2011 hatte der indische Geschäftsmann Ahsan Ali Syed rund 80 Prozent der Vereinsanteile übernommen und eine Sanierung versprochen. Anfangs zahlte er offene Gehälter, doch bald blieben weitere Zahlungen aus, sodass sich die finanzielle Lage verschlechterte. In demselben Jahr beantragte Racing ein Insolvenzverfahren, das sich mehr als 13 Jahre hinziehen sollte.

Der sportliche Niedergang setzte sich derweil fort: In der Saison 2012/13 stieg Racing sogar in die dritte Liga ab – ein historischer Tiefpunkt, von dem sich der Verein sportlich und finanziell lange Zeit nicht erholte.

Erst 2017 änderte sich die Lage. Die regionale Pitma-Gruppe unter Alfredo Pérez Fernández stieg als Hauptinvestor ein und zahlte 2018 rund 3,1 Millionen Euro an Steuerschulden. Dies verschaffte Racing die wirtschaftlich dringend benötigte Luft und sicherte die Teilnahme am Ligabetrieb.

2019 gelang Aufstieg in die Segunda División, ehe der Verein erneut in Schieflage geriet – diesmal aber nicht aus eigenem Verschulden. Die Corona-Pandemie führte zu massiven Einnahmeverlusten und zum erneuten Abstieg in die dritte Liga.

In der Saison 2021/22 schaffte Racing den Wiederaufstieg, begleitet von einem Stadionmodernisierungsprojekt im Wert von 4,5 Millionen Euro, das gemeinsam mit der Stadt Santander umgesetzt wurde. Die wirtschaftliche Lage verbesserte sich langsam.

Ceria übernimmt – Racing blüht auf

2023 übernahmen der argentinische Unternehmer Sebastián Ceria und der ehemalige Präsident Manolo Higuera die Führung des Klubs. Ceria investierte rund 30 Millionen Euro und erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur EFE nach seiner ersten Saison 2023/2024, die der Verein auf Platz sieben beendete: „Ich bin hier, um Racing nachhaltig aufzubauen und den Fans ihre Leidenschaft zurückzugeben.“

Die Fans sind wieder stolz auf ihren Verein
Die Fans sind wieder stolz auf ihren Verein Die Fans sind wieder stolz auf ihren Verein

Er kündigte zudem den Bau einer neuen Trainingsanlage an, die die Zukunft des Vereins sichern soll. Ceria lobte dabei die Unterstützung der Fans: „Die Fans waren sehr nah dran und haben auf unglaubliche Weise reagiert, indem sie die Mannschaft und uns unterstützt haben, weil sie anfingen zu glauben und ihre Ungläubigkeit zu überwinden.“

Die Regionalregierung Kantabriens unterstützt Racing weiterhin finanziell, insbesondere bei der Jugendförderung und sozialen Projekten. Zudem baut der Klub internationale Partnerschaften auf, unter anderem mit dem argentinischen Club Racing Club de Avellaneda, um Talente besser zu scouten.

Aufstieg in La Liga knapp verpasst

Sportlich feierte Racing 2023/24 sein Comeback, ein Jahr später erreichte der Klub erstmals seit Jahren wieder die Aufstiegs-Playoffs zur ersten spanischen Liga.

Trotz des knapp verpassten Aufstiegs stiegen die Umsätze um 34 Prozent. Geplante Sponsoring-Verträge sollen die finanzielle Basis weiter stärken.

Dazu wurde erst vor wenigen Wochen das langwierige Insolvenzverfahren offiziell beendet. Racing Santander ist seither schuldenfrei und vollständig handlungsfähig.

Der Klub arbeitet weiter mit voller Kraft an der Rückkehr in Spaniens Eliteklasse. Das Aus gegen Mirandes wird ihn bei dieser Mission nur noch mehr motivieren.