Den FC Bayern und den VfL Bochum verbindet eine langjährige Fan-Freundschaft. Ein glücklicher Zufall für Milos Pantovic, der auch öffentlich keinen Hehl daraus machen muss, beide Vereine im Herzen zu tragen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Der gebürtige Münchner wurde elf Jahre lang beim Rekordmeister ausgebildet, ehe er 2018 mangels fehlender Profi-Perspektive zum damaligen Zweitligisten in den Ruhrpott wechselte.
„Die Zeit bei Bayern war überragend“, erinnert sich der heute 25-Jährige im Video-Gespräch mit SPORT1 zurück. Allerdings: „Der Sprung von der Jugend zu den Profis ist schon ein Brett. Da sprechen wir in den letzten Jahren schließlich über das vielleicht beste Bayern-Team, das es jemals gab.“
Für ihn und andere Nachwuchsspieler sei es daher „sehr schwierig“ gewesen, sich gegen Stars wie Thomas Müller oder Robert Lewandowski zu behaupten. „Es ist aber überhaupt keine Schande, woanders den nächsten Schritt zu gehen und sich seinen eigenen Weg zu suchen“, meint Pantovic.
„Das werde ich Ancelotti nie vergessen“
Dieser Weg mündete 2021 in der Erfüllung eines Traums – dem vom Aufstieg in die Bundesliga. Sein Debüt hatte er allerdings schon unter Pep Guardiola gefeiert – im Oktober 2015 auswärts gegen Werder Bremen. Noch prägender als jener Einsatz war für ihn jedoch ein Gespräch mit Guardiolas Nachfolger Carlo Ancelotti, der ihn wie sein Vorgänger immer wieder mittrainieren ließ.
„Die Verabschiedung von Ancelotti wird mir persönlich immer im Kopf bleiben“, berichtet Pantovic. Teammanagerin Kathleen Krüger habe ihn am Tag nach der Entlassung von Ancelotti angerufen und gefragt, ob er sich gerne von dem Italiener verabschieden würde. „Ich bin sofort quer durch die Stadt, um ihn und seinen Sohn noch einmal zu sehen und mich bei ihnen zu bedanken“, erzählt der Serbe.
„Sie haben dann mir gesagt, dass ich mal Bundesliga-Profi werde und wir uns in ein paar Jahren sicher wieder sehen werden. Das war ein sehr schöner Moment der Wertschätzung für mich und das werde ich Ancelotti nie vergessen.“
In Bochum heißt Pantovics Trainer Thomas Reis. Vergleiche mit Ancelotti oder Guardiola will er nicht anstellen: „Das finde ich unfair. Wenn Thomas Reis bei Bayern oder Barca wäre, würde er auch viele Titel sammeln. Wir haben, bei allem Respekt, nun einmal nicht die Qualität solcher Mannschaften.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Pantovic: WM im Hinterkopf
Was Pantovic dennoch Mut macht, dass es für die Bochumer mit dem Klassenerhalt klappt? „Wir sind eine charakterstarke Mannschaft! Nach dem 0:7 gegen Bayern in der Hinrunde wären andere Mannschaften vielleicht auseinandergebrochen. Wir haben oft Spiele gedreht, auch mal einen Sieg oder ein Unentschieden geholt nach einem Rückstand – wie zuletzt gegen Hertha.“
Bei nur drei Zählern Rückstand auf den ersten Abstiegsrang richte sich der Blick aber ausschließlich nach unten. „Wir wussten von Anfang an, dass es nur um den Klassenerhalt geht. Niemand hat geträumt und gesagt: ‚Lasst mal Europa attackieren.‘ Jetzt sind es noch 13 Spiele und wir wollen uns am Ende mit dem Klassenerhalt belohnen.“
Pantovic stellt deshalb auch seine eigenen Interessen zurück. So verschwendet er mit Blick auf seinen im Sommer auslaufenden Vertrag keine Gedanken an seine Zukunft.
Und an eine Teilnahme mit seinem Heimatland Serbien an der Winter-WM in Katar? „Klar ist das irgendwo im Hinterkopf. Jeder träumt davon, für sein Land zu spielen. Es wäre eine geile Geschichte für mich, bei der WM dabei zu sein, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist kein Platz für Träumereien“, stellt der ehemalige U21-Nationalspieler klar.
Traumtor für Bochum gegen Bayern? „Total egal“
Gegen seinen Ex-Klub hat er nun die Chance, sich auch vor einem großen internationalen Publikum ins Schaufenster zu stellen. Zuletzt gelangen ihm gegen Hoffenheim und Mainz zwei spektakuläre Weitschusstreffer.
„Da geht es vor allem um Instinkt. Wenn du siehst, dass das Tor leer ist, solltest du es einfach probieren – und dazu gehört ein gewisses Selbstvertrauen. Es gab auch Phasen, in denen ich den Ball übers Stadiondach geschossen hätte“, sagt Pantovic lachend. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Folgt gegen die Bayern also der nächste Streich? „Es ist immer schön, gegen den Ex-Verein zu treffen. Ob von der Mittellinie aus oder mit der Kniescheibe aus drei Metern, ist mir total egal!“