Am vorletzten Abend der Leichtathletik-EM in Rom sorgte ein organisatorisches Chaos rundum parallel stattfindende Wettbewerbe für ein Durcheinander. Der Zeitplan wollte es, dass das Finale im Hochsprung der Männer und der 10.000-Meter-Lauf zeitgleich stattfanden – mit Folgen für die Sportler.
Teilweise boten sich kuriose Szenen: Läuferinnen und Hochspringer kamen sich immer wieder in die Quere, besonders die springenden Männer mussten immer wieder auf ihren Anlauf warten, weil durch das auseinandergezogene Feld fortwährend Läuferinnen die Sprunganlage passierten.
Die Deutsche Deborah Schöneborn, der als 23. rund drei Minuten auf den Sieg fehlten, zeigte sich im Anschluss am ARD-Mikrofon verwundert: „Tatsächlich habe ich gedacht: ‚Aaahh, nicht, dass die gleich loslaufen. Ich hatte nie Augenkontakt und wenn man zusammenstößt, ist es natürlich weder für die noch für uns gut. Aber am Ende haben wir Läufer dann doch Vorfahrt, wir können ja nicht einfach anhalten.“
Chaos-Rennen über 10.000 Meter
Noch chaotischer ging es dann gegen Ende des Rennens zu. Speziell weil das Teilnehmerinnenfeld mit 33 Athletinnen so groß und unterschiedlich schnell unterwegs war, mussten die Organisatoren ein genaues Auge auf die Rundenanzahl der einzelnen Läuferinnen legen – und das ging schief. Auch Lisa Merkel, die überrundet wurde, war betroffen und hatte den Überblick verloren.
Merkel, die bei ihrer ersten großen Meisterschaft als starke Neunte ins Ziel kam, sagte nach dem Rennen auf SPORT1-Nachfrage noch: „Ich habe mich schon gewundert, wie die so schnell laufen können.“ Ob sie das erste Mal überrundet worden sei? „Weiß ich gar nicht.“
Leichtathletik-EM in Rom: Kein Wasser, keine Schwämme
Da hatte sie von dem weiteren Wirrwarr noch gar nichts mitbekommen. Denn dem britischen Sky-Journalisten Chris Brown zufolge hätten einige Läuferinnen nämlich gar ein oder zwei Runden vor ihrem persönlichen Rennende gestoppt werden müssen, weil sie den Überblick verloren hätten, in welcher Runde sie sich befinden würden.
Kuriose Zustände bei einer prestigeträchtigen EM, auch beim Blick auf die Gegebenheiten ringsherum. Brown zufolge habe es während des Rennens kein Wasser für die Athletinnen gegeben, auch Schwämme zum Befeuchten und Abkühlen sollen gefehlt haben.
Dem italienischen Heimpublikum dürfte das Treiben egal gewesen sein. Landsmann Gianmarco Tamberi mit gewann nicht nur über 2,37 Meter das Hochsprung-Finale, auch durfte Langstreckenläuferin Nadia Battocletti im Chaos über Gold jubeln.
Die aus Trentino stammende 24-Jährige lief die 10.000 Meter in unter 31 Minuten und somit zu ihrem zweiten Sieg der laufenden EM. Bereits den 5000-Meter-Wettbewerb hatte sie furios für sich entschieden.