Als die Schweden ihnen das Gold vom Silbertablett rissen, verließen die Schweizer Eishockey-Helden die letzten Kräfte.

An die Bande gelehnt saßen sie auf dem Eis und starrten ins Nichts, Tränen füllten ihre Augen. „Eine riesige Leere ist im Moment da“, sagte Stürmer Simon Moser. Fast apathisch nahmen sie ihre Silbermedaillen entgegen. Als der alte und neue Weltmeister im goldenen Konfettiregen seinen elften Titel feierte, waren sie längst in der Kabine verschwunden.

Doch während die Schweizer nach der zweiten bitteren Final-Niederlage gegen Schweden nach der WM 2013 nicht fassen konnten, welch großartige Leistung sie vollbracht hatten, war DEB-Präsident Franz Reindl voll des Lobes. Gleichzeitig machte ihm die erneute Überraschung Hoffnung für das deutsche Eishockey.

Schweizer Sensation wie Deutschland bei Olympia

„Das war sensationell. Wie Deutschland bei Olympia“, sagte Reindl nach dem 2:3 der Eidgenossen im Finale von Kopenhagen gegen Schweden.

Olympia sei noch mal eine andere Größenordnung, „aber im Grunde ist es das Gleiche, das wir gemacht haben“. Die DEB-Auswahl hatte in Pyeongchang ebenfalls sensationell Silber gewonnen und auf dem Weg dahin unter anderem die Schweiz im Viertelfinale (2:1 nach Verlängerung) ausgeschaltet.

Der Erfolg der Schweizer ist fast noch höher einzuschätzen als das deutsche Olympia-Wunder, da beim WM-Turnier zahlreiche NHL-Profis am Start waren.

Nach der mehr als nur unglücklichen Final-Niederlage gegen Schweden ist die Schweizer Nationalmannschaft maßlos enttäuscht. Romas Josi zeigt sich sehr deprimiert.

Nach der mehr als nur unglücklichen Final-Niederlage gegen Schweden ist die Schweizer Nationalmannschaft maßlos enttäuscht. Romas Josi zeigt sich sehr deprimiert.

Das Aufmucken der „kleinen“ Nationen und die damit einhergehende schwindende Dominanz von Größen wie Kanada werden im Eishockey mit Freude angesehen. „Es ist ein gutes Signal für alle Mannschaften im Bereich sechs bis zwölf“, sagte Reindl über die Tatsache, dass innerhalb von drei Monaten zwei Außenseiter bis ins Endspiel vorstießen, „dass bei guter Teamleistung und voller Konzentration alles möglich ist. Es zeigt, wie eng es geworden ist.“

Deutschland bleibt angriffslustig

Allerdings betonte der Verbandspräsident nach dem elften Platz der deutschen Mannschaft in Dänemark: „Die Schweizer sind grundsätzlich ein Level vor uns.“ Die „Nati“ überholte das DEB-Team in der Weltrangliste und belegt nun Rang sieben. Der Neunte Norwegen liegt aber über 300 Zähler zurück.

Nach dem Erfolg gegen Finnland ist das DEB-Team guter Dinge und geht gut gelaunt in das letzte WM-Spiel gegen Kanada. Bundestrainer Sturm lobt seine Mannschaft.

Nach dem Erfolg gegen Finnland ist das DEB-Team guter Dinge und geht gut gelaunt in das letzte WM-Spiel gegen Kanada. Bundestrainer Sturm lobt seine Mannschaft.

Wegen dieses Abstands und der vielversprechenden eigenen Zukunft besteht Zuversicht im deutschen Lager – trotz des insgesamt etwas enttäuschenden WM-Auftritts. „Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren unter den Top Acht zu stehen, dann kann man direkt das Olympia-Ticket buchen und muss nicht durch die Qualifikation“, meinte Bundesliga Marco Sturm.

Und Dominik Kahun, der zukünftig in der NHL auf läuft, betonte: „Wir haben sehr viele junge Spieler. Sie lernen dazu und können in ein paar Jahren eine größere Rolle übernehmen. Für die Zukunft des deutschen Eishockeys ist es perfekt.“

Deutschland bleibt im Angriffsmodus – auch dank des Erfolges des Nachbarn.

Robin Wigger, Jahrgang 1992, ist seit August 2014 bei SPORT1 tätig. Zunächst als Praktikant, dann als Freier Mitarbeiter und Editor. Zwischen April 2022 und März 2024 Senior Editor, seitdem Head of...