Manuel Neuer bekommt eine Pause, der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft wird nicht mit nach Armenien (Sonntag: Armenien – Deutschland ab 18 Uhr im LIVETICKER) reisen. Damit geht das Duell hinter der Nummer eins im DFB-Tor in die nächste Runde.
In den Hauptrollen: Marc-André ter Stegen, Bernd Leno und Kevin Trapp.
Sie alle sind von Hansi Flick nominiert worden. Es war wohl eine bewusste Entscheidung des Bundestrainers, gleich vier Torhüter anreisen zu lassen. Die Pause für Neuer scheint geplant gewesen zu sein. Es ist ohnehin auffällig, dass der 35-Jährige unter Flick die eine oder andere Auszeit bekommt. Die Belastungssteuerung macht offenbar auch vor Neuer nicht Halt. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der WM-Qualifikation)
Man könnte es aber auch anders sehen: Hat der Bundestrainer den Keeper-Kampf um einen Platz bei der WM entfesselt?
Die Rolle von ter Stegen sorgt für Aufsehen
„Ter Stegen in Schwierigkeiten“, machte die As am Donnerstag einen Artikel auf. Wie kam es dazu?
Von Anfang an: Unter Joachim Löw war zuletzt Marc-André ter Stegen die klare Nummer zwei im DFB-Team. Die Europameisterschaft verpasste der Keeper des FC Barcelona allerdings wegen einer Verletzung. Bitter, ohne Frage. Aber ein Weltuntergang dürfte es für ter Stegen nicht gewesen sein.
Denn dem ehrgeizigen Keeper fällt es schwer, sich dauerhaft hinter Neuer auf die Bank zu setzen. Er hat erst 26 Länderspiele bestritten, obwohl der 29-Jährige wohl bei fast jeder Nationalmannschaft der Welt gesetzt wäre. (DATEN: Alle Gruppen der WM-Qualifikation)
In der Vergangenheit wurde das deutlich – es gab öffentliche Streitigkeiten um seine Rolle. Diese wurden durch den Trainerwechsel zu Flick neu aufgewühlt. „Jeder rechnet sich Chancen aus, dass die Karten neu gemischt werden. Dann liegt es an jedem Einzelnen, ob er sich ins Team spielt oder nicht. In meinem Fall ist es das Gleiche. Ich will mich über den Verein für die Nationalmannschaft beweisen“, hatte ter Stegen vor dem Start der aktuellen Saison im SPORT1-Interview verraten.
Im exklusiven SPORT1-Interview zeigt sich Barca-Keeper Marc-André ter Stegen begeistert vom BVB-Stürmer. Außerdem spricht er über den Titelkampf in Spanien und seinen neuen Vertrag.
„Mit Deutschland und ter Stegen stimmt etwas nicht“
Seine Hoffnungen auf einen Stammplatz dürften jedoch bereits wieder erloschen sein – zumindest so lange, wie Neuer fit ist und nicht geschont wird. Beim 9:0-Kantersieg gegen Liechtenstein saß ter Stegen dann nur auf der Tribüne, während die anderen drei Keeper im Kader standen.
In Spanien sorgt diese Entscheidung von Flick für Unverständnis. „Mit Deutschland und ter Stegen stimmt etwas nicht“, schrieb die As. Das Blatt geht davon aus, dass der Keeper, der womöglich der beste Schlussmann in der spanischen La Liga ist, nur noch die vierte Wahl im DFB-Team darstellt.
So sollte es sich allerdings nicht verhalten. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass ter Stegen in Armenien von Beginn an zwischen den Pfosten der deutschen Mannschaft steht. Damit dürfte auch sein Tribünenplatz in Wolfsburg zu erklären sein. Es gibt unterdessen keine Anzeichen dafür, dass Flick ter Stegen nicht als Nummer zwei sieht.
Offenes Duell um den dritten WM-Platz?
Als Nummer drei gilt im DFB-Team seit einigen Jahren Bernd Leno. Er wurde vom Trainerteam um Löw hoch geschätzt und genießt auch unter Flick hohes Ansehen. Ansonsten hätte der Bundestrainer den 29-Jährigen wohl nicht nominiert. Denn diesem fehlt die Spielpraxis.
Leno hat seinen lange Zeit unumstrittenen Stammplatz beim FC Arsenal an den jungen Aaron Ramsdale verloren. Ein Torwart in der Nationalmannschaft, der nicht Stammkeeper bei seinem Klub ist – das ist eigentlich ein kaum denkbares Szenario. Zu wichtig ist Spielpraxis für jeden Schlussmann.
Bernd Leno wird bei Arsenal London von Trainer Mikel Arteta degradiert und ist aktuell nur noch die Nummer zwei bei den Gunners. Trost findet er bei seiner Frau Sophie.
Daher dürfte Leno sein Platz im Katar-Kader alles andere als sicher sein. Ein Wechsel im Winter wäre eine Option, allerdings gibt es bislang keine konkreten Gespräche oder gar Angebote an die Gunners.
Es kommt hinzu, dass Leno Druck von einem anderen Keeper bekommt. Kevin Trapp hat zuletzt mit starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht.
Die Vorstellung des Keepers von Eintracht Frankfurt beim sensationellen 2:1-Sieg seines Teams beim FC Bayern hat für Aufsehen gesorgt. Unter Löw hat Trapp insgesamt fünf Länderspiele absolvieren dürfen und gezeigt, dass Verlass auf ihn ist. Der 31-Jährige dürfte sich also Chancen ausrechnen, mit der Mannschaft in den Flieger nach Katar zu steigen.
Eines ist klar: Vier Keeper wird Flick für die Weltmeisterschaft nicht nominieren.