Am Donnerstagabend startet die deutsche Nationalmannschaft mit einem Auswärtsspiel in der Slowakei in die WM-Qualifikation (ab 20.45 Uhr im LIVETICKER). Einer der prominentesten Akteure bei den Gastgebern ist ein alter Bekannter: Ondrej Duda.
Der Mittelfeldakteur spielte zwischen 2016 und 2023 in der Bundesliga für Hertha BSC und den 1. FC Köln, ehe er zu Hellas Verona weiterzog und nun in Saudi-Arabien für Al-Ettifaq aufläuft.
In Bratislava kommt es am Donnerstag zum ersten Aufeinandertreffen der beiden Nationen seit 2016, als die DFB-Elf im EM-Achtelfinale in Frankreich mit 3:0 gegen die Slowakei triumphierte.
Bereits damals an Bord: der heute 30 Jahre alte Duda, der jedoch 90 Minuten auf der Bank schmorte. Im großen Interview mit SPORT1 spricht der slowakische Nationalspieler über das Duell mit der DFB-Elf, über seine Zeit in Deutschland mit diversen Höhen und Tiefen sowie über seinen Wechsel nach Saudi-Arabien.
Duda: „Für uns beginnt ein neues Kapitel“
SPORT1: Herr Duda, die Slowakei steht vor einem harten Start in die Qualifikation gegen den größten Favoriten Deutschland. Vorteil oder Nachteil?
Ondrej Duda: Es ist schwer zu sagen, ob es ein Vorteil oder ein Nachteil ist, gegen den größten Favoriten der Gruppe zu starten. Auf dem Papier sind die Deutschen zwar anders als alle anderen, aber im Fußball kann alles passieren, und auch kleinere Nationalmannschaften können den Größten Probleme bereiten. Sowohl das Spiel gegen Deutschland als auch das Spiel drei Tage später in Luxemburg sind für uns entscheidende Spiele, von denen die Qualifikation abhängt. Wir werden alles tun, um erfolgreich zu sein. Ich freue mich auf das Spiel. Für uns beginnt ein neues Kapitel, und das sogar mit dem interessantesten Gegner.
Mittelfeldspieler fit für DFB-Elf
SPORT1: Im Spiel gegen Deutschland könnten Sie auf Ihren ehemaligen Teamkollegen von Hertha BSC, Maximilian Mittelstädt, treffen. Haben Sie geahnt, dass er einmal ein wichtiger Spieler der deutschen Mannschaft werden würde?
Duda: Das kann man im Voraus nicht wissen. Aber er ist immer noch der fleißige Junge, der hart an sich gearbeitet und sich verbessert hat. Er hatte diese typisch deutsche Mentalität, die er im Training mit seiner Hartnäckigkeit unter Beweis stellte. Er war klug genug, immer sein Ziel zu verfolgen, deshalb schaffte er es in eine hervorragende Mannschaft, spielte mit Stuttgart in der Champions League und ist ein fester Bestandteil der Nationalmannschaft.
„Ich wollte Köln nicht verlassen, aber…“
SPORT1: Wie war das mit Ihrem Weggang aus Deutschland 2023? Wollten Sie eine neue Liga, einen neuen Wettbewerb ausprobieren? Oder war es durch andere Umstände bedingt?
Duda: Es lag an den Umständen. Ich wollte Köln nicht verlassen, aber die Leute, die dort arbeiteten, nun ja …
SPORT1: … nun ja?
Duda: Ich wurde gezwungen, zu gehen. Inzwischen sind weder Trainer Steffen Baumgart noch Sportmanager Christian Keller aus meiner Zeit dort mehr tätig. Aber rückblickend war es eine sehr gute Entscheidung, zu gehen und drei Spielzeiten in Italien zu absolvieren.
SPORT1: Im Juli sind Sie zum saudischen Verein Al-Ettifaq gewechselt. Was hat den Ausschlag gegeben?
Duda: Es geht nicht nur um das Geld. Ja, es ist eine Liga, in der unglaublich viel Geld im Spiel ist. Für mich spielte auch eine Rolle, dass ich schon etwas älter bin und vertragslos war. Außerdem habe ich ein Angebot bekommen, das man nicht ablehnen kann. Es ist für mich eine weitere Herausforderung, die mich weiterbringen kann. Es ist zwar nicht eine der Top-Ligen der Welt, aber sie gewinnt an Qualität, auch dank der vielen Europäer, die dort spielen.
„Ein Vertrag, den man nicht ablehnen kann“
SPORT1: Also spielt das Geld doch eine entscheidende Rolle?
Duda: Ich wiederhole nur, dass es ein Vertrag war, den man nicht ablehnen kann. Das sagt alles. Es ist normal, dass ein Fußballer, der zu einem anderen Verein wechselt, auch darauf achten muss, wie viel er verdienen wird. Und dann muss er sich zwischen den Angeboten entscheiden können.
SPORT1: Was hat Sie in Ihrer neuen Umgebung überrascht?
Duda: Ich bin noch dabei, mich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Es wird vor allem schwierig sein, mich an das Wetter und die außergewöhnliche Hitze zu gewöhnen, aber auch an die neue Kultur. Es ist schließlich eine ganz andere Welt als die, an die ich gewöhnt war. Was den Fußball angeht, hatte ich keine Probleme, mich schnell anzupassen.
SPORT1: Bei Al-Ettifaq haben Sie den slowakischen Nationalspieler Marek Rodák getroffen. Was hat er Ihnen empfohlen?
Duda: Vor allem, dass man dem Verein organisatorische Dinge zwei bis drei Wochen im Voraus mitteilen muss (lacht). Ihre Mentalität ist so, dass sie für alles Zeit haben. Bevor sie etwas organisieren, dauert es angeblich ein bisschen.
SPORT1: Werden Sie allein bei Al-Ettifaq sein?
Duda: Ich werde mit meiner Verlobten und unseren beiden Hunden dort sein. Der Rest der Familie wird nach Möglichkeit nachkommen.
Duda schwärmt von Zeit in Deutschland
SPORT1: Die meiste Zeit, insgesamt sechs Jahre, haben Sie bei Ihren Auslandsengagements in Deutschland in der Bundesliga verbracht. Was hat Ihnen das gebracht?
Duda: Disziplin. Sie ist ganz anders als überall sonst, wo ich tätig war, vielleicht sogar anders als überall sonst auf der Welt. Peter Pekarik (slowakischer Mitspieler in seiner Zeit bei Hertha BSC; Anm. d. Red.) könnte Ihnen davon erzählen. Ich würde ihn schon als eingebürgerten Deutschen bezeichnen, weil er diese Mentalität, diese Selbstdisziplin, verinnerlicht hat. Außerdem habe ich Erinnerungen an volle und schöne Stadien mitgenommen. Egal, ob es sich um die erste oder zweite Liga handelt, fast immer sind sie ausverkauft. Deshalb bin ich froh, dass ich in einer der besten Ligen der Welt gespielt habe.
Berlin? „Beste Zeit“
SPORT1: Welcher Ihrer Aufenthalte hat Sie am meisten bereichert?
Duda: Mein Aufenthalt in Deutschland, in Berlin. Zwischen meinem 23. und 28. Lebensjahr habe ich die beste Zeit erlebt und dort die besten Fußballjahre meiner Karriere verbracht. Wir hatten eine tolle Mannschaft und waren in einer fantastischen Stadt. Ich war sehr zufrieden.
SPORT1: Würden Sie eine Rückkehr zu einem deutschen Verein in Betracht ziehen?
Duda: Das würde von den Möglichkeiten und dem Verein abhängen, natürlich auch von den Bedingungen. Und damit meine ich nicht das Geld. Sondern eher, ob es in meinem Alter noch Sinn ergibt, irgendwohin zu gehen. Ich muss meine Leistungsfähigkeit aufrechterhalten, aber ich weiß nicht, ob ich mich später noch so weiterentwickeln könnte, dass es sich lohnen würde. Also im Moment eher nicht.
SPORT1: Und was wäre, wenn Hertha wieder in die erste Liga aufsteigen würde?
Duda: Das wäre vor allem deshalb interessant, weil ich die Umgebung dort kenne. Und die Erinnerungen daran habe ich immer noch im Kopf. Mal sehen, was die Zukunft bringt.