Karriereende mit 21!

Diese Nachricht schockierte zuletzt die Anhänger des Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern. Torwart Elija Wohlgemuth musste diese bittere Entscheidung für sich treffen.

„Ich habe jetzt meinen zweiten Kreuzbandriss im selben Knie und im Alltag einfach große Probleme dadurch. Das ist ein Grund, warum ich meine Karriere beendet habe“, sagt Wohlgemuth im Gespräch mit SPORT1. „Ich war in den vergangenen Jahren zu oft verletzt. Ich musste wegen meiner Schulter mehrere Monate aussetzen und hatte immer wieder Rückschläge und musste mich jetzt entscheiden, ob das irgendwann sinnvoll ist für meinen Körper.“

Der im bayerischen Langquaid geborene Wohlgemuth spielte 13 Jahre beim FCK. Er unterschrieb vor drei Jahren einen Profivertrag bei den Roten Teufeln, der Durchbruch blieb ihm aber verwehrt. Für die zweite Mannschaft der Pfälzer stand er achtmal im Tor, für die U19 hatte er 16 Einsätze.

Wohlgemuth ist einer der letzten Torhüter aus der Ehrmann-Schule, aus der einst unter anderem schon Kevin Trapp, Tobias Sippel oder Tim Wiese kamen.

Lob und Kritik von Ehrmann

Gerald Ehrmann ist die große Torwart-Legende beim FCK, stand von 1984 bis 1998 im Tor der Pfälzer, von 1996 bis 2020 war er Torwarttrainer bei der ersten Mannschaft.

„Es tut mir sehr leid für den Jungen. Ich habe Elija einige Male bei mir mittrainieren lassen. Ich stand auch öfter alleine mit ihm auf dem Trainingsplatz. Er war ein sehr talentierter Torhüter“, sagt der 64-Jährige zu SPORT1. Doch er übt auch Kritik an seinem früheren Schützling: „Er war nicht vom Ehrgeiz geprägt. Der letzte Biss hat gefehlt. Aber ich glaube, er hätte im Profigeschäft etwas weiter kommen können.“

Es gehöre nur etwas mehr dazu als Talent. „Mit seinen Verletzungen ist das natürlich ein großes Problem. Da ist es schon besser, einen anderen Weg einzuschlagen“, findet Ehrmann.

Nur noch eine Qual

Nun muss Wohlgemuth genau dies tun. Die zurückliegenden Monate waren nur noch eine Qual für ihn. „Es wird immer schwieriger, weil ich mich kaum bewegen konnte. Ich konnte nicht mehr richtig schlafen, es war nicht schön und hat keinen Spaß mehr gemacht“, schildert das Torwart-Talent. „Ich konnte oft nur mit Schmerzmitteln spielen. Das war aber alles mit dem Klub abgestimmt.“

Er habe lange mit sich gerungen, was er machen solle. Fußball sei schließlich seine „große Leidenschaft“ und habe sein „ganzes Leben bestimmt“. Doch Wohlgemuth räumt ein: „Ich habe mir aber gesagt, dass ich mich in 20 Jahren noch bewegen möchte. Ich wollte meinen Körper nicht weiter kaputt machen.“

Und: „Keiner hat zu mir gesagt ‚Hör auf!‘ Aber ich habe es natürlich mitbekommen, wie mein Umfeld reagiert hat, dass ich nur noch verletzt bin. Gerade die Physios haben sich schon ihre Gedanken gemacht.“

FCK-Torwart Elija Wohlgemuth hat seine Karriere beendet
FCK-Torwart Elija Wohlgemuth hat seine Karriere beendetFCK-Torwart Elija Wohlgemuth hat seine Karriere beendet

Wohlgemuth: „Daheim mit Schmerzen auf der Couch“

Auch in seinem privaten Umfeld war die Entscheidung ein großes Thema.

„Natürlich finden es meine Eltern und meine Freundin auch schade, dass ich aufhöre. Aber sie sind auch irgendwie froh, weil sie am meisten mitleiden mussten, wenn ich daheim mit Schmerzen auf der Couch lag“, sagt Wohlgemuth. „Ob es die richtige Entscheidung ist, kann ich nicht wissen, weil ich nicht weiß, wie es weitergelaufen wäre.“

Für die nun anstehende Zukunft ohne Fußball hat Wohlgemuth bereits Pläne. „Ich möchte Sport auf Lehramt studieren, weil ich gerne mit Kindern arbeite. Ich muss aber schauen, was mit meinem Knie wird.“

Im vergangenen Jahr hat er beim FCK seinen Trainerschein für die B-Lizenz machen können. „Ich würde zudem gerne schauen, wie sich meine Laufbahn als Trainer entwickeln kann. Ich hatte immer ein taktisches Verständnis und denke, dass ich als Trainer einer Mannschaft mehr aufgehe als im Job des Torwarttrainers.“

Die nächste Zeit werde ihm jedenfalls „sicher nicht leicht fallen, da komplett wegzubleiben“. Aber die Entscheidung habe er „nicht von jetzt auf gleich getroffen, sondern sie ist seit Februar in meinem Kopf gereift“, sagt Wohlgemuth, der dennoch eingesteht: „Einfach ist es nicht.“

Reinhard Franke, Jahrgang 1972, gelernter Verlags- und Musikkaufmann. Nach acht Jahren als Musikredakteur beim Axel Springer Verlag in München anschließend von 2008 bis 2014 Freier Mitarbeiter in der...