München – Beim gemeinsamen Besuch der Kängurus im Berliner Zoos erholten sich die Weitspringer Markus Rehm und Christian Reif von der Aufregung der vergangenen Tage.
Bei ihren Vorbildern aus dem Tierreich rückten die Diskussionen um EM-Nominierung, der Vergleichbarkeit von Leistungen und der anstehenden Entscheidung über den Deutschen Meister in den Hintergrund.
Reif will von Kängurus lernen
„Das war eine willkommene Abwechslung. Gerade die letzten Tage waren für uns beide relativ anstrengend“, sagte Ex-Europameister Reif bei einer Pressekonferenz anlässlich des 73. ISTAF in der deutschen Hauptstadt: „Wir haben uns eigentlich erhofft, dass die Kängurus sich ein bisschen mehr bewegen. Aber die waren extrem entspannt. Vielleicht war das auch ein Fingerzeig, was wir lernen können: Die Gelassenheit in den nächsten Tagen.“
Dementsprechend unaufgeregt blickte auch Paralympicssieger Rehm der Entscheidung in seinem viel diskutierten Fall entgegen.
„Ich bin da eigentlich relativ entspannt. Ich habe immer gesagt, ich möchte Klarheit haben.“ Wann eine endgültige Entscheidung getroffen werden kann, ist aber noch unklar.
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Diskussion über Unterschenkelprothese
Der 25-Jährige hatte bei den nationalen Meisterschaften in Ulm vor Reif den Titel bei den Nichtbehinderten gewonnen.
Die anschließende Diskussion, ob ihm seine Unterschenkelprothese einen Vorteil verschafft, bestimmte tagelang die Schlagzeilen (INTERVIEW: „Derselbe Fehler wie bei Pistorius“).
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hatte Rehm trotz erfüllter Norm wegen Zweifeln an der Vergleichbarkeit der Leistungen nicht für die anstehende EM in Zürich (12. bis 17. August) nominiert. Seinen Titel trägt der Leverkusener derzeit nur unter Vorbehalt.
„Bleibt für mich ein Riesenerfolg“
„Ich rede nicht von einer drohenden Aberkennung. Ich freue mich über eine tolle Leistung. Das ist und bleibt für mich ein Riesenerfolg“, sagte Rehm: „Wenn es so entschieden wird, bekommt Christian ein Paket von mir geschickt. Mit allem drin.“
So richtig freuen würde sich der sportlich Zweitplatzierte aber wohl kaum.
„Für mich ist das mittlerweile zur Nebensache geworden, ob ich jetzt im Nachhinein Deutscher Meister werde“, sagte Reif, der vielmehr die durch den Wettkampf gestiegene Aufmerksamkeit für den Weitsprung und die Leichtathletik herausstellte.
Start von Rutherford möglich
„Es war für mich ein fairer Wettkampf – und ich habe ihn verloren. Ich wäre der Letzte, der jetzt sagen würde, ich poche auf den Titel. Ich bin erster Linie derjenige, der verloren hat“, betonte Reif (INTERVIEW: Das ist sehr unglücklich gelaufen): „Wir sind alle nicht an unser Maximum gekommen. Der Einzige, der wirklich seine Bestleistung gezeigt hat, war Markus.“
Anstatt auf den Grünen Tisch setzt Reif seine Hoffnungen vielmehr auf die anstehende EM und die bereits feststehende Revanche beim ISTAF Ende August in Berlin. Dort werden beide Sportler an den Start gehen.
Auch eine Teilnahme von Olympiasieger Greg Rutherford ist im Bereich des Möglichen. Die Veranstalter verhandeln derzeit mit dem Briten über einen Start.