So viel Geld hatte der SC Freiburg noch nie für einen Spieler ausgegeben.
Im Januar 2010 überwiesen die Breisgauer 1,5 Millionen Euro an den FC Metz – für einen Mann, den in Deutschland keiner kannte. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Das sollte sich schnell ändern und von Spiel zu Spiel wurde die Zahl der Skeptiker geringer. Schon in der Rückrunde erzielte der Senegalese Papiss Demba Cissé in jeder zweiten Partie ein Tor.
Mancher fühlte sich an Souleyman Sané erinnert, der Vater des Bayern-Stars Leroy Sané startete in den Achtzigern mit einer vergleichbaren Quote in Deutschland, allerdings in der 2. Liga.
Beide zeichnete neben ihrer Schnelligkeit die Abgeklärtheit vor dem Tor aus. Sie wurde im Falle Cissés zur Lebensversicherung für den SCF im zweiten Jahr nach dem Bundesliga-Aufstieg.
Cissé schnappt sich Tor-Rekord von Gerd Müller
In der Saison 2010/11 erzielte er imposante 22 Tore, was Vereinsrekord in der Bundesliga war und auch zehn Jahre später noch ist. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
15 erzielt er mit rechts, vier mit links, drei per Kopf. Viermal nutzt er eine Elfmeterchance.
Darüber hinaus stellte er einen Bundesliga-Rekord auf, weil sein Anteil an der Gesamtausbeute der Freiburger Tore glatt die 50-Prozent-Marke übertraf.
22 von nur 41, das ergab genau genommen 53,66 Prozent und stellte alle großen Torjäger der Liga-Historie in den Schatten.
Gerd Müller kam 1968/69 mal auf 49,2 Prozent der Bayern-Tore, nun war der „Bomber“ diesen Rekord los.
Die meisten Saisontore eines Afrikaners in der Bundesliga
Dabei stellte Cissé seine Tor-Produktion schon am 32. Spieltag ein, als er beide Treffer zum 2:0-Sieg beim HSV erzielte. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Schon da steht die Wahnsinnsquote fest, in den letzten beiden Spielen trafen weder er noch sein SCF, der in jener Saison ohnehin nur sieben Torschützen aufwies.
„Beweglich, immer anspielbar und zweimal eiskalt im Abschluss, verwandelte sowohl per Fuß als auch per Kopf“, lobte der Kicker den Stürmer und steckt ihn zum fünften Mal in seiner Super-Saison in die Elf des Tages.
Mit Recht, stellte der Senegalese im Volkspark doch einen weiteren Rekord auf: Die meisten Saisontore eines Afrikaners in der Bundesliga.
Der wird erst 2018 vom Gabuner Pierre-Emerick Aubameyang (25 Tore für Borussia Dortmund) gebrochen.
SC Freiburg verkauft Cissé für damalige Rekord-Ablöse
Natürlich weckt Cissé, den in jener Saison nur Bayerns Mario Gomez übertrifft, Begehrlichkeiten. Sein Vertrag läuft zwar bis 2014 und hat keine Ausstiegsklausel, aber Manager Dirk Dufner steckt nach Cissés Gala von Hamburg schon mal die Schmerzgrenze ab.
Bei 15 Millionen Euro sei es „nicht unwahrscheinlich, dass wir in einen Abstimmungskonflikt geraten“.
Eine Anfrage aus England (Blackburn Rovers) trudelt schon ein und es kommt schon bald, wie es immer kommt, wenn Spieler zu groß werden für einen Verein: Sie ziehen von dannen, hinterlassen sportlich eine Lücke und füllen dafür das Loch in der Kasse.
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Newcastle United bekommt ihn im Januar 2012 übrigens schon für 12 Millionen Euro – der letzte zwischenzeitliche Rekord, den Cissé für den SC Freiburg aufstellte.