Das ging schneller als gedacht: Nur einen Tag hat die kollektive Euphorie in Deutschland gedauert, dann kamen die gar nicht so sehr vermissten Miesmacher aus ihren Löchern heraus.
Fünf Wochen haben sie vermutlich griesgrämig zugeschaut, wie sich die überwältigende Mehrheit des Landes von Spiel zu Spiel in einen Rausch steigerte und am Ende den Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft feierte.
24 Jahre waren seit dem letzten Triumph 1990 in Rom vergangen, da wundert es nicht, dass sich die Nation im Ausnahmezustand befand. Entsprechend begeistert war der Empfang der deutschen Mannschaft auf der Berliner Fanmeile.
Doch die Party in Schwarz-Rot-Gold war kaum beendet, da folgte plötzlich die große Empörungswelle in sozialen und anderen Medien.
Denn jeder Fan weiß natürlich, dass der jetzt so böse beschimpfte „Gaucho-Tanz“ ein Standard-Spaßgesang bis in die Kreisklasse ist, bei dem der Sieger immer aufrecht geht und der Verlierer gebückt – egal, ob der TuS Birk und Neunkirchen-Seelscheid in meiner Heimat ? oder eben Argentinien.
Zugegeben, die angebliche Verhöhnung der Argentinier war weder diplomatisch noch besonders schlau. Und man kann sie angesichts der freudetrunkenen Mannschaft durchaus als „Schnapsidee“ („Die Welt“) bezeichnen.
Aber man muss deshalb nicht dem fatalen deutschen Hang nachgeben, aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen, um so seinen Ärger über feiernde Fans und erfolgreiche Fußballer rauszulassen ? was im Übrigen auch für die alberne Skandalisierung des Tiefflugs des DFB-Fliegers über die jubelnde Fanmeile gilt.
Ohnehin sitzen gerade die selbst ernannten seriösen Medien nach dieser WM im Glashaus, wenn sie auf Weltmeister-Titelblättern schon vor dem Endspiel dem Logo des DFB den vierten Stern schenken, wie es die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ tat.
Vor allem aber sind die unterstellten Vorwürfe ganz einfach falsch. Die deutsche Nationalmannschaft ist fußballerisch attraktiv, sympathisch, multikulturell und auch im Erfolg bescheiden ? das sage nicht nur ich, sondern das sagen auch die Menschen in den früher so kritischen Nachbarländern
In den internationalen Medien spielte das angebliche Gaucho-Gate daher überhaupt keine Rolle. „Heute ist Deutschland in einem Flugzeug zuhause angekommen und hielt bei einer gefühllosen, effizienten und humorlosen Party triumphierend den Weltpokal in die Höhe. Nein, das ist nicht passiert, denn all diese Stereotypen sind total falsch und Deutsche sind nicht langweilig, sondern absolut verrückt“, schrieb beispielsweise der Londoner „Mirror“.
Man muss auch gönnen können, sagt man im Rheinland. Dem Ausland gelingt das leider besser als manchem deutschen Miesepeter.
Meine Empfehlung: Einfach mal freuen. Wir sind Weltmeister!