Hockenheim – Die Campingplätze sind schon gut belegt am Hockenheimring.
Viele Zelte sind bereits aufgebaut. Vornehmlich geschmückt von Deutschland-Bannern. Oder geflaggt mit den Lieblingen der Formel-1-Fans – Nico Rosberg und Sebastian Vettel.
Auch die roten Ferrari-Farben sind weiter zahlreich vertreten. Aus alter Verbundenheit zu Michael Schumacher, der hier 2006 den letzten deutschen Heimsieg eingefahren hat.
Einer der Kult-Campingplätze ist der C3. Gelegen an einem alten Friedhof. Mit der sonst beschaulichen Ruhe ist es während des Rennwochenendes vorbei.
Wie jedesmal haben sich die Fans mit reichlich Getränken eingedeckt. Aufgrund der Hitze in diesem Jahr vielleicht noch etwas mehr.
Knapp eine Woche nach der Weltmeister-Fete sind sie gewappnet für die Formel-1-Party.
Seit mehr als zehn Jahren pilgern sie während des Großen Preises von Deutschland nach Hockenheim, sagen zwei Männer. Bei ihm seien es schon 18 Jahre, ruft ein anderer aus dem Hintergrund.
So etwas wie eine familiäre Atmosphäre ist zu spüren. Eine Freude über das jährliche Wiedersehen. Eine Verbundenheit.
Doch in diesem Jahr, vor dem 34. Grand Prix in Hockenheim am Sonntag, schwingt auch eine andere Stimmung mit. Ungewissheit. Vermengt mit Wut und Trotz.
Der Grund ist die unsichere Zukunft der Formel 1 in Hockenheim.
Seit 2008 steigt der Große Preis von Deutschland abwechselnd auf dem Hockenheimring und auf dem Nürburgring. Vor rund einem Monat hieß es dann in einer Mitteilung aus der Eifel: Man habe eine grundsätzliche Übereinkunft darüber erzielt, dass der Deutschland-GP ab 2015 bis mindestens 2020 jährlich auf dem Nürburgring ausgetragen werde.
Die Meldung hat auch die Ängste der Pilger auf dem C3 geschürt. Die Sorgen, dass der Hockenheimring auf der Strecke bleiben und die Formel 1 an diesem Wochenende hier für absehbare Zeit zum letzten Mal gastieren könnte.
Den Schuldigen haben die Camper schnell gefunden. Promoter Bernie Ecclestone. Dem ginge es doch nur ums Geld, sagen sie unisono.
Verständnis können sie nicht aufbringen. Der Hockenheimring mit seinem stimmgewaltigen Motodrome sei die einzig wahre deutsche Formel-1-Strecke. Gewiss, der alte Nürburgring mit seiner berüchtigten Nordschleife sei besonders gewesen, aber die neue Strecke dort habe keinen Flair.
Und dann schwenken diese alt eingesessenen Hockenheim-Fans doch ein bisschen um und leisten sich einen Schwur.
Falls das Aus für den Hockenheimring tatsächlich nicht abzuwenden sei, würden sie sich ab dem nächsten Jahr halt am Nürburgring treffen. Wie um ihr Versprechen zu betonen, prosten sie sich zu.
Und mit entschuldigendem Blick fragen sie: Was soll man machen?