Dieser Auftakt in die Weltcup-Saison hat Justus Strelow viele Nerven gekostet. Der deutsche Biathlon-Startläufer verzweifelte bei der Herren-Staffel beim Stehendschießen, legte eine Marathon-Einlage hin, bei der er mächtig Zeit einbüßte.
Als Strelow den Schießstand bei schwierigen Bedingungen erreichte, war er nach einer guten ersten Einlage noch mit Kontakt zu den Spitzenleuten. Doch beim Schießen frischte der Wind noch einmal auf.
Biathlon-Staffel: Strelow lässt sich viel Zeit
Der deutsche Startläufer stand in der Kälte, drückte aber einfach nicht ab und brauchte allein für den ersten Schuss schon mehr als eine halbe Minute.
„Strelow braucht wahnsinnig lange. Strelow nimmt sich extra viel Zeit“, litt ARD-Kommentator Christian Dexne mit.
Der langjährige Begleiter des Weltcups rätselte und fügte an: „Das ist wohl die längste Schießzeit jemals. Ich erinnere mich an Dorothea Wierer, die stand hier auch mal 1:52 Minuten beim Schießen, glaube ich.“ Später kam noch die Info, dass bei ihr damals sogar über zwei Minuten vergangen waren.
Am Ende brauchte Strelow 1:53 Minuten – eine unglaublich lange Schießzeit. Die schnellsten Schützen brauchen bei viel Risiko nur 20 bis 25 Sekunden. Strelow vermied aber die Strafrunde mit drei Nachladern knapp.
Die Folge: Deutschland ging auf Rang 14 mit 1:19 Minuten Rückstand wieder raus. Das wurde sogar noch mehr, da Strelow auch in der Loipe Probleme bekam und schließlich mit 1:45 Minuten Rückstand übergab.
Das sagt Strelow zu seiner langen Schießzeit in Östersund
Strelow, eigentlich bekannt als sehr sicherer und schneller Schütze, erklärte die Situation in der ARD: „Es war echt eklig von Anfang an. Irgendwann habe ich angefangen, zu kämpfen. Und wenn man dann aufhört zu kämpfen nachdem man schon viel Zeit am Schießstand verbracht hat und die zwei Schüsse einfach rauszuholzt, die Runden dann nimmt, macht auch keinen Sinn. Am Ende wäre es wahrscheinlich aufs Gleiche rausgekommen.“
Andere Athleten entschieden sich für hohes Risiko, feuerten schnell ab und liefen in der Zeit stattdessen eine, zwei oder gar drei Strafrunden. So kam der Franzose Fabien Claude trotz zweier Strafrunden deutlich vor Strelow wieder auf die Strecke, der Schwede Viktor Brandt blieb mit sogar drei Runden nur knapp dahinter.
ARD-Experte Erik Lesser analysierte. “(Martin) Uldal hat genau den richtigen Move gemacht. Der hat eine gute Spannung im Anschlag gehabt, hat die Fehler in Kauf genommen, weil er wusste, die anderen werden auch Fehler schießen. Wenn er in die Strafrunde geht, hat er zumindest schnelle Fehler geschossen. Bei Justus war es genau das Gegenteil, der hat sich Mühe gegeben, was ihn auch auszeichnet. Mit weniger Sicherheit wäre er von der Zeit her besser gewesen.“
Ex-Biathlon-Star Lesser rät zu mehr Risiko
Lesser war in seiner aktiven Zeit ebenfalls häufig Startläufer und erarbeitete sich einen Ruf als Taktikfuchs. Vor allem schwere Bedingungen waren seine Paradedisziplin.
„Du hast ja drei Nachlader und kannst ins Risiko gehen in der Staffel. Justus hat sich für die Variante Sicherheit entschieden und das kostet unfassbar viel Zeit. Am Ende hat er es ja erklärt. Er hat es dann noch ganz gut gemacht. Er geht jetzt mit einer breiten Brust raus, weil er die Treffer gesetzt hat und die richtige Entscheidung getroffen hat bei schweren Verhältnissen.“
Für Strelow gab es dennoch fast noch Grund zur Freude. Denn seine Teamkollegen legten eine furiose Aufholjagd hin und kämpften um das Podest. Am Ende reichte es jedoch nur für den vierten Platz.