Das französische Biathlon-Team der Frauen kommt nicht zur Ruhe – und die Gerüchte um eine versuchte Gewehr-Manipulation innerhalb der eigenen Mannschaft belasten auch das Verhältnis der französischen Verantwortlichen zur ARD.
Während der Übertragung des Weltcup-Wochenendes in Östersund berichtete Kommentator Christian Dexne von angeblichen Drohungen des Verbands FFS gegenüber dem deutschen Sender.
Biathlon-Skandal: ARD berichtet von Drohungen aus Frankreich
„Wir wollten wie alle Journalisten mehr Informationen haben. Die machen komplett dicht. Keiner aus dem Team durfte bis gestern etwas sagen“, sagte Dexne: „Es wurde sogar Druck ausgeübt auf uns und gesagt, wer etwas fragt, der bekommt keine Interviews mehr – überhaupt keine.“
Dexne ergänzte: „Vielleicht bekommen wir heute Informationen. Aber bisher wissen wir nichts. Es beschäftigt aber alle. Das Krisenmanagement ist sehr problematisch.“
Hintergrund: Vor wenigen Wochen kamen in französischen Medien Berichte auf, wonach Richard in Pokljuka das Gewehr ihrer Kollegin Océane Michelon manipuliert haben soll. Dies sei angeblich von der fünfmaligen Weltmeisterin Justine Braisaz-Bouchet beobachtet worden.
Der Verband sah sich deshalb zu einer Stellungnahme gezwungen. „Im Gegensatz zu gewissen Gerüchten wurde kein Fehlverhalten (…) festgestellt.“ Allerdings, räumte die FFS ein, habe man sich zu Saisonbeginn „mit einem Verstoß gegen die Team-Regeln beschäftigt, der im Anschluss an eine Untersuchung zu einer Strafe geführt hat“. Details wurden nicht genannt.
Lesser: „Das geht gar nicht!“
Die Berichte vergrößerten die Unruhe um das französische Frauenteam, das im vergangenen Jahr schon von der Kreditkarten-Affäre um Julia Simon nachhaltig erschüttert wurde.
„Die Kreditkartengeschichte wabert schon länger durch die Mannschaft und sie sind damit professionell umgegangen. Aber das andere Thema, das durch die Presse ging, finde ich schon spannend, wo Richard an der Waffe von Michelon manipuliert haben soll vor einem Rennen“, kommentierte ARD-Experte Erik Lesser die Angelegenheit.
Sollten die Gerüchte stimmen, führte Lesser aus, sei das angebliche Verhalten Richards nicht zu entschuldigen: „Das geht gar nicht! Das ist unendlich unsportlich, unfassbar.“
Auch der Franzose Siegfried Mazet, der bei Norwegen Cheftrainer ist, sprach in der ARD und zeigte sich irritiert über seinen Heimatverband: „Man sollte mit so etwas offen umgehen. Es wird immer rauskommen. Es ist am wichtigsten, dass sie sich in die Augen schauen können. Die neue Geschichte mit Richard, wie sie sich auswirkt auf das Team? Keine Ahnung.“
Am Samstag zeigte sich Frankreichs Damen-Staffel von allem Trubel unbeeindruckt: Ohne die in der Kreditkarten-Affäre inzwischen geständige und intern gesperrte Simon gewann sie in Östersund vor Italien (1+9/+13,8 Sekunden) und Tschechien (0+8/+30,8).
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)