Es ist das stille Ende einer Weltkarriere, die aber – so paradox das klingt – doch irgendwie mit einem großen Knall endet. Und mit jeder Menge Melancholie.
Sergio Agüero hat am Mittwoch auf einer emotionalen Pressekonferenz sein Karriereende verkündet. Er leidet an Herzproblemen, die ihn wohl nicht zum ersten Mal außer Gefecht setzen.
Der Offensiv-Star des FC Barcelona war Ende Oktober im Spiel gegen Deportivo Alavés in der 40. Spielminute plötzlich zusammengebrochen und fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Brust. Er hatte zudem Atemprobleme. Bisher hatte es von Vereinsseite geheißen, er werde mit einer nötigen Therapie mindestens drei Monate ausfallen. Jetzt geht seine ruhmreiche Karriere zu Ende.
Spitzname „Kun“ stammt aus einer Kinderserie
Sergio Leonel „Kun“ Agüero del Castillo wurde 1988 in Buenos Aires geboren. Schnell geriet er an den Fußball und spielte in den Straßen der argentinischen Hauptstadt – wie das fast jeder kleine Junge in der fußballverrückten Stadt macht.
Seinen Spitznamen „Kun“ hat der Stürmer von seinem Großvater erhalten. Er bezieht sich auf den Filmcharakter „Kum-Kum“ aus Agüeros Lieblingkinderserie Wanpaku Omukashi Kumu Kumu. Agüero mochte den Spitznamen so sehr, dass er ihn bis heute auf seinem Trikot trägt: „Mir gefällt der Name, weil er einzigartig ist. Es passiert nicht oft, dass jemand nach einer Comicfigur benannt wird.“
Agüeros Talent wurde schnell deutlich. Es dauerte nicht lange, bis er sich Club Atlético Independiente aus dem Ballungsraum von Buenos Aires anschloss. Dort durchlief der Offensivmann alle Jugendmannschaften, ehe er im Alter von nur 15 Jahren, einem Monat und drei Tagen zum jüngsten Spieler der höchsten argentinischen Profiliga Primera División aufstieg.
Drei Jahre nach seinem Debüt verließ Agüero seine Heimatstadt und wagte bereits im Alter von 18 Jahren den Sprung nach Europa.
Im Sommer 2006 wechselte Agüero für die stolze Ablösesumme von 21 Millionen Euro zu Atlético Madrid. Beim damaligen Mittelklasseklub etablierte sich der junge Angreifer an der Seite von Stürmerlegende Diego Forlán aus Argentiniens Nachbarland Uruguay als Stammspieler und kam in seinen ersten beiden Jahren auf insgesamt 44 Torbeteiligungen.
Agüero wechselt zu Manchester City
Nach fünf erfolgreichen Jahren in Spanien, wo er unter anderem 2010 mit Atlético die Europa League und den UEFA-Supercup gewann, wechselte der schwer begehrte Stürmer 2011 für 40 Millionen Euro zum neureichen Klub Manchester City aus England.
Auf der Insel stieg der Stürmer zum Weltstar auf. Gleich in seinem ersten Spiel für den neuen Arbeitgeber war Agüero nach Einwechslung zweimal erfolgreich und bereitete zudem noch ein Tor vor. Er wurde in der Saison auf Anhieb Stammspieler und erzielte in 35 Ligaspielen 23 Tore und bereitete weitere 13 Treffer vor.
Unvergessen bleibt sein wahrscheinlich wichtigstes Tor für den Klub, als er am letzten Spieltag der Saison 2011/12 in der fünften Minute der Nachspielzeit gegen die Queens Park Rangers zum 3:2-Siegtreffer vollstreckte und City somit in einem noch nie dagewesenen Herzschlagfinale im Fernduell mit dem Stadtrivalen United zum englischen Meister machte.
Es war der englische Kommentator Martin Tyler, der seinen Emotionen dabei freien Lauf ließ und lauthals einen Namen rief: „Agüerooooooo“. Ein historischer Moment im englischen Fußball – geschaffen durch Sergio Agüero.
Der Legendenstatus war dem nur 1,72 cm großen Stürmer in Manchester bereits sicher. Doch seine Geschichte bei den Citizens fing gerade erst an. Begleitet von Agüeros Toren entwickelte sich Manchester City zu einem der größten und gefürchtetsten Klubs der Welt. Insgesamt 260 Tore in 390 Spielen erzielte der Stürmerstar aus Südamerika in seiner Zeit bei Man City und wurde somit als erfolgreichster Schütze des Klubs endgültig zur Vereinslegende.
Im Privatleben sorgte Agüero ebenfalls für Schlagzeilen. Der Stürmer war mit Giannina Maradona liiert, der Tochter des inzwischen verstorbenen argentinischen Idols Diego Maradona. Zusammen haben sie einen Sohn namens Benjamin, der 2009 geboren wurde. Der junge Benjamin ist somit Sohn von Agüero und Enkel von Diego Maradona. Patenonkel des kleinen Jungen ist Lionel Messi, zu dem Agüero eine enge Beziehung pflegt.
Das kurze dunkle Kapitel FC Barcelona
Im Sommer 2021 war es dann Zeit zu gehen. Nach zehn Jahren und 15 Titeln verließ Agüero Manchester City.
Star-Trainer Pep Guardiola huldigte Agüero bei dessen Abschied: „Wir lieben ihn so sehr. Er ist eine besondere Person für uns“, schwärmte der Spanier mit zittriger Stimme vom Argentinier: „Er ist so toll, so toll. Er hat mir geholfen, nicht nur auf dem Platz, wir können ihn nicht ersetzen.“
Agüero schloss sich wenig später dem finanziell angeschlagenen FC Barcelona an, um dort mit seinem besten Freund Lionel Messi Fußball zu spielen. Beide hatten zuvor, im Sommer 2021 zusammen, den Erfolg der Copa América mit Argentinien gefeiert.
Doch es kam anders als erwartet. Messi wechselte ablösefrei zu Paris Saint-Germain, Agüero blieb nach langem Hin und Her in Barcelona. Der Stürmer warf dem Verein Wortbruch vor, da dieser ihm wohl versprochen hatte, dass er mit Messi zusammenspielen könne, was er jetzt jedoch nicht tat.
Am 9. Spieltag der neuen Saison kam Agüero, der bis hierhin mit einer Sehnenverletzung ausgefallen war, dann zu seinem Debüt für Barcelona im Spiel gegen den FC Valencia. Sein erstes Tor für die Blaugrana erzielte „Kun“ im Clásico gegen Real Madrid.
Es blieb allerdings nur bei vier Einsätzen und einem Tor für seinen neuen Arbeitgeber, ehe er wegen Herzrhythmusstörungen zunächst pausieren musste. Jetzt folgt das traurige Ende einer außergewöhnlichen Karriere.