Der FC Bayern steht für Titel, Erfolge und dafür, immer die Nummer eins sein zu wollen. Im Fußball und Basketball ist der Verein das Nonplusultra in Deutschland. Internationale Klubs wie der FC Barcelona und Paris Saint-Germain machen es vor, wie man auch im Handball und damit in drei Sportarten auf dem höchsten Level agieren kann.
Dies kam bislang für die Münchener nicht infrage. Im Jahr 2011 wurde durch die Übernahme der Basketball-Abteilung in die FC Bayern München AG die Entscheidung zur Professionalisierung getroffen.
Treffen zwischen Heiner Brand und Uli Hoeneß
Schon damals wurde darüber diskutiert sowie im Verein abgestimmt, ob der Klub den nächsten Schritt im Basketball oder Handball machen soll. Die Entscheidung fiel für den Basketball und wurde durch harte Arbeit bis heute zum Erfolg.
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CAPTION: Zwischen Uli Hoeneß und dem ehemaligen Handball-Bundestrainer Heiner Brand (r.) gab es einst ein Treffen
DESCRIPTION: Zwischen Uli Hoeneß und dem ehemaligen Handball-Bundestrainer Heiner Brand (r.) gab es einst ein Treffen
Seither kommt das Thema immer wieder auf, ob der FC Bayern nicht auch seine Handball-Abteilung professionalisieren will. Im Gespräch mit SPORT1 erinnert sich Christian „Blacky“ Schwarzer an frühere Versuche, den Verein vom Handball zu überzeugen: „Es gab damals ein Treffen mit Heiner Brand (damaliger Bundestrainer, Anm. d. Red.) und Uli Hoeneß.“
Zwei Profisportarten beim FC Bayern
Schwarzer berichtete, dass er sich damals Informationen sowie eine Präsentation vom FC Barcelona eingeholt habe, um den Münchenern die Strukturen mit professionellem Fußball, Handball und Basketball darzulegen. Zwischen 1999 und 2001 spielte er für die Katalanen. „Die Gespräche waren laut Heiner damals gut gewesen, aber schlussendlich sind sie im Sande verlaufen“, erklärte der Weltmeister von 2007.
In den vergangenen Jahren hat sich diesbezüglich von Vereinsseite nichts mehr getan. „Wir haben zwei Profisportarten im Klub: Fußball und Basketball. In allen anderen Sportarten gibt es keine bezahlten Athletinnen und Athleten“, bestätigte Benny Folkmann (Geschäftsführer des FC Bayern e. V.) bei SPORT1.
Kretzschmar wünscht sich den FC Bayern in der HBL
Er fügte hinzu: „Wir wollen für alle so attraktiv wie möglich sein, ziehen aber die Grenze beim bezahlten Sportler.“ Bayerns Handball-Abteilungsleiter Daniel Sack stellte klar: „Das ist für uns eine Grundsatzentscheidung.“
Dennoch werden die Münchner immer mal wieder umgarnt, ihre Handball-Abteilung doch auch für Profis zu öffnen. Zuletzt war dies im August der Fall, als Stefan Kretzschmar bei Dyn sagte: „Wenn jemand dort (beim FC Bayern, Anm. d. Red.) ein Handball-Herz für sich entdeckt, wäre das ein unheimlicher Gewinn für die Sportart.“
„Es muss das Rad nicht neu erfunden werden“
Schwarzer erklärte im Gespräch mit SPORT1: „Es wäre eine ganz, ganz tolle Sache für den Handball und mega-interessant, wenn sich etwas tun würde.“
Seiner Meinung nach würde der FC Bayern der HBL eine Menge Aufmerksamkeit bringen: „Alle Rahmenbedingungen sind gegeben und allein der Name ist eine Weltmarke, die ihresgleichen sucht.“
Der 55-Jährige fügte hinzu: „Ein Verein wie der FC Bayern hat so viel Manpower und Fachwissen. Es muss das Rad auch nicht neu erfunden werden. Man kann wegen der Erfahrung aus dem Fußball und Basketball sehr viele Dinge übernehmen und adaptieren.“
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CAPTION: Im August fand der Handball-Supercup im Münchener SAP Garden statt
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Bayerns Geschäftsführer über Aussagen verwundert
Geschäftsführer Folkmann freue sich zwar immer, wenn Interesse am FC Bayern bestehe. Er wies aber auch darauf hin, dass es nicht an ihnen liege, dass es in München keinen Bundesligisten gebe.
„Wir würden uns gerne einmal mit den Personen an einen Tisch setzen und fragen, wie sie sich das so einfach vorstellen. Wenn wir etwas machen, dann machen wir es richtig. Der Aufwand an Zeit, Energie und Leidenschaft sowie Persönlichkeiten, die es braucht, ist riesig. Es geht nicht mit einem Fingerschnipsen – nur weil wir der FC Bayern sind“, so Folkmann.
Sack sind diese öffentlichen Aussagen ebenfalls bekannt: „Die kommen alle zwei Jahre, wenn große Turniere sind. Es ist immer das Gleiche. Ich hatte noch nie Kontakt zu jemandem, der sich öffentlich dazu geäußert hat.“
Ist eine Wildcard vorstellbar?
Gleichzeitig betonte er: „Für dieses Niveau fehlen uns aktuell die Strukturen.“ Schließlich ist die Herren-Mannschaft in der vergangenen Saison aus der Oberliga Bayern (5. Liga) als Tabellenletzter abgestiegen. Daher ist der sportliche Weg in die Handball-Bundesliga sehr weit.
Um dies zu umgehen, brachte Schwarzer eine Wildcard ins Spiel. „Wenn die HBL sagt, es wird dem FC Bayern eine Wildcard gegeben und sie wüssten, so könne es funktionieren, dann könnte ich mir vorstellen, dass sie anfangen, sich mit dem Thema zu beschäftigen.“
Darauf angesprochen sagte Folkmann deutlich: „Ich finde nicht, dass eine Wildcard zum Selbstverständnis des FC Bayern passen würde. Unser Anspruch wäre es, sportlich Substanz aufzubauen, mit einem nachhaltigen Business Case, und nicht, etliche Ligen zu überspringen.“
Sack ergänzte, dass eine Wildcard immensen Druck auf die Mannschaft ausüben würde und sie beweisen müsse, sie verdient zu haben. „Aber warum sollte der FC Bayern das verdienen? Das ist keine Hobbyliga – das ist die stärkste Liga der Welt“, so der Abteilungsleiter.
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CAPTION: Der FC Bayern wird immer wieder mit der Handball-Bundesliga in Verbindung gebracht
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„Handball ohne Harz ist wie Fußball ohne Stollen“
Hinzu kommt das Problem, dass die Handballer bisher nur in städtischen Hallen trainieren und ihre Spiele absolvieren können. Wie Folkmann verriet, ist dort das Harzen verboten.
„Dominik Klein (Weltmeister 2007, Anm. d. Red.) hat mir einmal erklärt: ‚Handball ohne Harz ist wie Fußball ohne Stollen‘“, berichtete er und führte weiter aus: „Unsere eigene Halle ist die am Campus – und die nutzen überwiegend die Basketballer, da ist die Verletzungsgefahr zu groß, wenn wir das Harzen erlauben würden.“ Das liegt an den Rückständen des Harz auf dem Hallenboden.
Sack erklärte, dass es in München zwar städtische Handball-Hallen gebe, „aber wenn ein Verein eine eigene Halle hat, ist er von diesen ausgeschlossen“. Er schilderte, dass ab der Landesliga bei den Herren und ab der Regionalliga bei den Frauen Harz verpflichtend sei: „Ohne Harz können wir dort gar nicht antreten.“
FC Bayern offen für Hallenbau
Da die Handball-Abteilung bisher ehrenamtlich geführt ist, fehlt die Infrastruktur, um sich überhaupt ernsthafte Gedanken über eine Professionalisierung zu machen.
Folkmann verriet, dass man offen dafür sei, eine neue Halle zu bauen, wenn sich die Möglichkeit ergeben würde: „Das ist aber vor allem ein Standortproblem. Es gibt nur wenig Platz, und natürlich muss die Stadt priorisieren: Wird Wohnraum geschaffen oder eine Sporthalle gebaut? Unsere Position ist hier klar.“
Umdenken bei Grundsatzentscheidung steht nicht zur Debatte
Grundlegend stellte der Geschäftsführer klar, dass eine Professionalisierung der Handball-Abteilung kein Thema sei. „Der Verein ist damit zufrieden, wie es aktuell ist. Deswegen stellt sich für uns gar nicht die Frage, ob es attraktiv ist oder nicht.“
Er meinte, dass die HBL die stärkste Liga der Welt sei und man dort an vielen Standorten hervorragende Arbeit leiste. „Diesen Leistungen gilt unser größter Respekt. Wir wissen durch die Erfahrung aus dem Basketball, wie viel Arbeit dahintersteckt“, so Folkmann.
Er machte deutlich, dass es im Moment „keine Diskussion“ darüber gebe, die getroffene Grundsatzentscheidung zu überdenken. „Unser strategisches Ziel ist es, in dem Bereich vor allem möglichst viele Kinder und Jugendliche in München zu bewegen. Dafür arbeiten wir beispielsweise mit mehr als 100 Münchner Kitas und Schulen zusammen“, so der Geschäftsführer abschließend.