Es ist ein Titel, der sich besonders gut macht im Briefkopf von Borussia Dortmund – nicht zuletzt, weil kein anderer deutscher Klub außer dem FC Bayern ihn je errungen hat.

Heute vor 28 Jahren, am 2. Dezember 1997, schrieb der BVB Geschichte, indem er sich den Weltpokal sicherte. Es war die Krönung des erfolgreichsten Jahres der Vereinsgeschichte – das sich für die damaligen Verantwortlichen mindestens ebenso groß anfühlte wie der Gewinn der Champions League wenige Monate vorher.

 Stefan Klos und Stefan Reuter fallen sich jubelnd in die Arme
Stefan Klos und Stefan Reuter fallen sich jubelnd in die Arme Stefan Klos und Stefan Reuter fallen sich jubelnd in die Arme

„Er ist die bisherige Krönung unserer Vereinsarbeit. Ein Zyklus ist abgeschlossen“, resümierte der damalige BVB-Präsident Dr. Gerd Niebaum stolz nach dem 2:0 gegen den brasilianischen Klub Cruzeiro Belo Horizonte.

Nach den Meistertiteln 1995 und 1996 sowie dem Königsklassen-Triumph gegen Juventus Turin war der Gewinn des Vorgänger-Wettbewerbs zur Klub-WM die Abrundung einer legendären Ära.

BVB krönte in Tokio eine goldene Ära

Bei dem Duell im Nationalstadion von Tokio traf der BVB gemäß damaliger Tradition auf den Gewinner der südamerikanischen Copa Libertadores.

Auf dem amerikanischen Subkontinent hatte der Weltpokal stets viel Renommee – und Cruzeiro verpflichtete eigens für dieses eine Spiel drei Nationalspieler, unter ihnen Stürmerstar Bebeto, tragende Säule des brasilianischen Weltmeister-Teams von 1994.

Beim BVB fehlten im Vergleich zum CL-Triumph von München einige prominente Gesichter: Doppeltorschütze Karl-Heinz Riedle war zum FC Liverpool gewechselt, der andere Finalheld und heutige Klubboss Lars Ricken war über einen längeren Zeitraum verletzt – nicht zum letzten Mal in seiner Karriere.

Auch Ottmar Hitzfeld war als Trainer zurückgetreten und in den Job des Sportdirektors gewechselt. Als Coach übernahm stattdessen der Italiener Nevio Scala.

Zorc und Herrlich holen Weltpokal nach Dortmund

Die erste halbe Stunde des Spiels – um 11 Uhr deutscher Zeit an einem Dienstag nur von eingefleischten Fans live verfolgt – verlief offen, doch in der 34. Minute erzielte Michael Zorc mit einem Linksschuss den Führungstreffer – auf Vorarbeit von Stéphane Chapuisat und Mittelfeldkollege Andreas Möller. Danach kontrollierte Dortmund das Spiel mehr und mehr, die Abwehr um den Brasilianer Julio Cesar stand sicher, und das Team wirkte entschlossen.

Die Weltpokal-Trophäe im Signal Iduna Park
Die Weltpokal-Trophäe im Signal Iduna ParkDie Weltpokal-Trophäe im Signal Iduna Park

Als Cruzeiro in der Schlussphase durch eine Gelb-Rote Karte dezimiert wurde, witterte der BVB seine Chance, den Sack zuzumachen. In der 85. Minute schloss Heiko Herrlich eine Angriffskombination nach Flanke des Portugiesen Paulo Sousa erfolgreich ab – das 2:0. Damit war das Spiel entschieden und der Jubel gewaltig.

Der damalige BVB-Präsident Niebaum hob die Bedeutung des Triumphs sogar über den der Königsklasse: „Er zählt für mich fast mehr als der Gewinn der Champions League, da der Weltpokal den Sieg in der Champions League beinhaltet und voraussetzt“, sagte er.

Nach dem Triumph von Tokio ging es bergab

Für den BVB war der Sieg die Krönung einer goldenen Ära – nach der allerdings ein sich schon vorher andeutender sportlicher Abschwung die Stimmung drückte: In der Bundesliga beendete Dortmund die Saison als Tabellen-Zehnter.

Das Engagement von Scala erwies sich als Missverständnis: Der trotz eines Halbfinal-Einzugs in der Champions League letztlich glücklose Italiener ging am Saisonende nach diversen Konflikten mit der Mannschaft im Streit und wurde vom damaligen Trainertalent Michael Skibbe ersetzt. Mit dem Wechsel von Hitzfeld in den Trainer-Job beim FC Bayern gab es zugleich eine weitere Zäsur.

Auch die Mannschaft war in dieser Zusammensetzung über ihrem Zenit. „Vielleicht wäre ein größerer Umbruch ohne Rücksicht auf Namen und mehr Mut nötig gewesen“, sagte Möller später. Ein weiterer Meistertitel 2002 vollendete ein Zwischenhoch, auf den bald darauf eine noch tiefere Krise mit der Fast-Insolvenz 2004, auf die der Neuaufbau unter Hans-Joachim Watzke folgte.

All das war an jenem 2. Dezember 1997 noch Zukunftsmusik: Das letzte große Hurra in Tokio konnte Scala und den verbliebenen Helden von München aber niemand nehmen.