Jede Saison kommt es vor, dass Trainer auf die Tribüne geschickt werden. Auch schon in Zeiten, da die Schiedsrichter ihnen noch keine Karten zeigen durften.

Meist hatten sie sich schlecht vertragen, allzu wild aufgeführt und sich verbal mit den Unparteiischen oder Personen auf der gegnerischen Bank angelegt. Tätlichkeiten wurden in der Bundesliga zumindest noch nicht beobachtet, mal abgesehen von Willi Reimanns Rempler gegen einen Linienrichter anno 2004 in Dortmund.

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CAPTION: Norbert Meier (l.) und Albert Streit liegen nach dem (vermeintlichen) Kopfstoß-Skandal am Boden
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Norbert Meier (l.) und Albert Streit liegen nach dem (vermeintlichen) Kopfstoß-Skandal am Boden
Norbert Meier (l.) und Albert Streit liegen nach dem (vermeintlichen) Kopfstoß-Skandal am BodenNorbert Meier (l.) und Albert Streit liegen nach dem (vermeintlichen) Kopfstoß-Skandal am Boden

Dann kam der Nikolaus-Tag 2005 und das Kellerderby der Westklubs MSV Duisburg und 1. FC Köln. 82 Minuten waren gespielt, es stand 1:1. Zu wenig für die Gastgeber, die auf Platz 16 stehen und dieses Nachholspiel unbedingt gewinnen wollen. In der hektischen Partie hat Manuel Gräfe schon acht Gelbe Karten gezeigt, nun muss er Rot zücken. Warum? Weil sich MSV-Trainer Norbert Meier und Kölns bekannt hitzköpfiger Profi Albert Streit im Disput um einen Einwurf Kopf an Kopf gegenüberstehen und Meier die Nerven als Erster verliert.

Meier fällt nach eigenem Kopfstoß

Der Ex-Nationalspieler, damals 47, stößt seine Stirn gegen die von Streit und simuliert mit seinem folgenden Sturz das Opfer.

Auf den ersten Blick ist Streit der Aggressor und Gräfe stellt ihn vom Platz, Meier bekommt einen Tribünenplatz. Doch die TV-Bilder beweisen: das alte Wedau-Stadion hat an diesem Dienstagabend im Winter 2005 die erste Trainerschwalbe der Bundesliga gesehen.

Auf der Pressekonferenz eiert Meier noch herum und bestreitet jegliches Fehlverhalten: „Ich habe mich hinfallen lassen, weil ich denke, ich habe eine Wunde davon getragen. Das ist eine normale Reaktion.“ Doch dann bekommt auch er die Bilder zu sehen.

Am nächsten Tag entschuldigt er sich öffentlich und spricht von einem „klaren Blackout“, den er sich selbst „nicht erklären“ könne. Er habe „auf der PK den größten Schwachsinn erzählt“, blickte Meier 2022 in einem SPORT1-Interview zurück.

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CAPTION: Trainer Norbert Meier (l.) attackierte Albert Streit und ging theatralisch zu Boden
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Trainer Norbert Meier (l.) attackierte Albert Streit und ging theatralisch zu Boden
Trainer Norbert Meier (l.) attackierte Albert Streit und ging theatralisch zu BodenTrainer Norbert Meier (l.) attackierte Albert Streit und ging theatralisch zu Boden

Der Blackout bringt ihm zunächst eine Abmahnung und 10.000 Euro Strafe ein, härter will der MSV wegen Meiers „zuvor untadeligem Verhalten“ nicht vergehen.

Berufsverbot für Meier

Auch bei Streit entschuldigt sich der Sünder telefonisch, unter Fußballern ist der Friede damit wieder hergestellt.

Doch das dicke Ende kommt noch: Der DFB ermittelt gegen ihn. Es droht ein dreimonatiges Berufsverbot wie zuvor beim Aachener Zweitligatrainer Eugen Hach, der ebenfalls gegen einen Spieler tätlich geworden war.

Drei Monate Abstiegskampf mit einer Interimslösung und dann kommt Meier wieder? Das ist keine Option für den MSV – und so verliert der Trainer am 8. Dezember seinen Job, vier Tage vor der Sportgerichtsverhandlung, die das erwartete Urteil bringt: drei Monate Berufsverbot und 12.500 Euro Strafe. Streit kommt mit einem Spiel Sperre davon.

Comeback fünf Monate nach der Sperre

Der entlassene Trainer ist nach diesem Vorfall zwar ein gebranntes Kind und bekommt den Spitznamen Kopfstoß-Meier, aber schon fünf Monate nach Ablauf seiner Sperre erhält er bei Dynamo Dresden eine neue Chance.

2012 glückt ihm mit Fortuna Düsseldorf der Aufstieg in die Bundesliga, es ist auch seine persönliche Rückkehr ins Oberhaus in dem er zuletzt 2016 für Darmstadt 98 arbeitet. Inzwischen arbeitet der heute 67-Jährige als Nachwuchsleiter beim TSV Meerbusch in der Oberliga Niederrhein.

Berühmt aber wurde er durch seinen Kopfstoß, den er gerne ungeschehen machen würde. „Das war der schwärzeste Moment meiner Karriere“, sagte Meier vor drei Jahren bei SPORT1: