Die TSG Hoffenheim steckt mitten in einem Macht- und Personalchaos, das den sportlichen Erfolg der Bundesliga-Mannschaft überlagert. Im sonst ruhigen Zuzenhausen brodelt es gewaltig.

Aber der Reihe nach: Kürzlich verkündete der Klub offiziell, dass zwei von vier Geschäftsführern – Markus Schütz, Vorsitzender der Geschäftsführung, und Finanzchef Frank Briel – mit sofortiger Wirkung abberufen wurden. Konkrete Gründe nannte der Verein nicht.

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CAPTION: Wie geht es für Andreas Schicker weiter?
DESCRIPTION: Wie geht es für Andreas Schicker weiter?

Wie geht es für Andreas Schicker weiter?
Wie geht es für Andreas Schicker weiter?Wie geht es für Andreas Schicker weiter?

Kurz darauf trat auch noch Präsident Jörg Albrecht aus gesundheitlichen Gründen zurück. Beim 57-Jährigen wurde im September letzten Jahres eine unheilbare ALS-Erkrankung diagnostiziert. Hinter den Kulissen schwelt ein Konflikt, der weit über einen normalen Personalwechsel hinausgeht.

Schicker fühlt sich wohl – und geht?

Im Zentrum der internen Diskussionen steht weiterhin Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker, der seit gut einem Jahr bei Hoffenheim tätig ist und als enger Vertrauter von Trainer Christian Ilzer gilt, wie dieser zuletzt im exklusiven SPORT1-Interview betonte.

Schicker selbst fühlt sich im Kraichgau eigentlich wohl und legte den Fokus auf seine Arbeit sowie die Weiterentwicklung des Klubs. Der Konflikt besteht also nicht darin, dass er den Verein verlassen möchte, sondern vielmehr in der internen Machtstruktur und der unklaren Rollenverteilung nach der Abberufung von Schütz und Briel sowie dem Rücktritt von Albrecht.

Medienberichten zufolge könnte es Schicker dennoch zum VfL Wolfsburg ziehen – eine Entscheidung ist nach eigenen Angaben noch offen. Dass die Gespräche zwischen beiden Vereinen gut verlaufen, muss nicht bedeuten, dass es am Ende so kommt; es zeigt lediglich, dass Wolfsburg großes Interesse an ihm hat und die Option theoretisch besteht.

Anders als noch vor einigen Wochen kann sich Schicker selbst mittlerweile einen Wechsel vorstellen. Zu groß sind die Nebenkriegsschauplätze im und um die TSG Hoffenheim. Dabei hat er einen Kader aufgebaut, der Perspektiven für die Zukunft bietet. Nach vier Siegen in Folge liegt Hoffenheim auf dem sechsten Tabellenplatz.

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CAPTION: "Wir sind auf hoher See": Kuriose Ilzer-Aussage zu TSG-Boss
DESCRIPTION: Vor dem Spiel gegen Mainz äußert sich Hoffenheim-Trainer Christian Ilzer zur Situation von Geschäftsführer Sport Andreas Schicker, der mit einem Wechsel in Verbindung gebracht wird.

Vor dem Spiel gegen Mainz äußert sich Hoffenheim-Trainer Christian Ilzer zur Situation von Geschäftsführer Sport Andreas Schicker, der mit einem Wechsel in Verbindung gebracht wird.

Vor dem Spiel gegen Mainz äußert sich Hoffenheim-Trainer Christian Ilzer zur Situation von Geschäftsführer Sport Andreas Schicker, der mit einem Wechsel in Verbindung gebracht wird.

Wer hat das Sagen in Hoffenheim?

Doch wer hat derzeit das Sagen bei der TSG? Nach den Abberufungen gibt es faktisch eine Doppelspitze im eingetragenen Verein: Christoph Henssler und Frank Engelhardt sind vorerst für die endgültige Genehmigung von Personalentscheidungen zuständig. Henssler ist mit 29 Jahren sehr jung, als früherer Ultra vor allem für die Verbindung zu den Fans zuständig. Engelhardt bringt die Erfahrung aus dem Management ein.

Das Problem: Beide stehen noch nicht lange an der Spitze, und die neue Rollenverteilung sorgt für Unsicherheit innerhalb des Klubs. Ein zentrales Thema ist das Verhältnis zu Spielerberater Roger Wittmann. Dieser war in der Vergangenheit mit der Geschäftsführung in Konflikt geraten und zeitweise mit Haus- und Stadionverbot belegt worden.

Die alte Geschäftsführung um Schicker, Briel und Schütz hatte den Einfluss von Spielerberatern ursprünglich kritisch überprüft und geschlossen eine Kurskorrektur vorgenommen. Das Problem: Mittlerweile ist von dieser Geschäftsführung praktisch nur noch Schicker übrig.

Verstärkt wird die Ungewissheit des 39-Jährigen dadurch, dass Anfang nächsten Jahres Neuwahlen des Präsidiums anstehen. Wie also künftig die ohnehin schon unklaren Machtverhältnisse im Klub aussehen werden, ist völlig offen.

Team trotzt dem Chaos

Nachdem seine Widersacher Briel, Schütz und Albrecht weg sind, wächst der Einfluss von Wittmann ohnehin wieder dank seines engen Verhältnisses zu Mäzen Dietmar Hopp. Der 85-Jährige besitzt mit 49 Prozent zwar nicht mehr die Mehrheit der Anteile am Verein. Diese liegt beim e. V. und dessen aktueller Spitze um Henssler und Engelhardt.

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CAPTION: Bewegendes Hopp-Interview: Ärzte retteten sein Leben
DESCRIPTION: Dietmar Hopp lädt zum ersten Mal seit Jahren Journalisten auf sein Anwesen ein – und erzählt SPORT1 im Exklusivinterview, wie es ihm nach seinem Herzstillstand geht, was er von den Anfeindungen in den deutschen Stadien hält – und in welchem Punkt er Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus widerspricht.

Dietmar Hopp lädt zum ersten Mal seit Jahren Journalisten auf sein Anwesen ein - und erzählt SPORT1 im Exklusivinterview, wie es ihm nach seinem Herzstillstand geht, was er von den Anfeindungen in den deutschen Stadien hält - und in welchem Punkt er Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus widerspricht.

Dietmar Hopp lädt zum ersten Mal seit Jahren Journalisten auf sein Anwesen ein – und erzählt SPORT1 im Exklusivinterview, wie es ihm nach seinem Herzstillstand geht, was er von den Anfeindungen in den deutschen Stadien hält – und in welchem Punkt er Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus widerspricht.

Hopp äußerte sich zu den Veränderungen zurückhaltend und bezeichnete das zuvor verhängte Stadionverbot gegen seinen Freund Wittmann als „Schweinerei“.

Auf SPORT1-Nachfrage wollte sich Wittmann zur aktuellen Problematik bei der TSG und zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen bislang nicht äußern. Die TSG befindet sich also aktuell in einer Phase organisatorischer Umbrüche und großer Unruhe – während die Mannschaft sportlich stabil bleibt.

Trotz aller Turbulenzen wird weiterhin Fußball gespielt: Am Freitagabend müssen die Hoffenheimer bei Mainz 05 (20.30 Uhr im LIVETICKER) antreten. Auswärts ist die TSG in dieser Saison noch ungeschlagen.