Großer Wirbel in der Major League Soccer – und ein Deutscher mittendrin. MLS-Klub Philadelphia Union hat seinen deutschen Sportdirektor Ernst Tanner vorübergehend suspendiert. Vorausgegangen war die erneute Einleitung eines Untersuchungsverfahrens gegen den 59-Jährigen seitens der Liga. Der Vorwurf dabei: Rassismus, Homophobie und Sexismus während seiner inzwischen siebenjährigen Amtszeit.
Hintergrund der neuerlichen Untersuchung ist ein Bericht der britischen Zeitung Guardian, in dem dem Deutschen jene Verhaltensweisen vorgeworfen werden. So soll sich Tanner unter anderem frauenfeindlich gegenüber Schiedsrichterinnen geäußert haben. Am Arbeitsplatz soll es zu unangemessenem Körperkontakt gekommen sein.
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CAPTION: Ernst Tanner sieht sich mit unzähligen Vorwürfen konfrontiert
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Der Guardian hatte schon einmal darüber berichtet, dass gegen Tanner ermittelt wurde. Anfang des Jahres hatte die Liga nach Beschwerden der MLS-Spielergewerkschaft Ermittlungen eingeleitet.
Erste Untersuchung wurde eingestellt
Die Vorwürfe unter anderem: Tanner soll sich über schwarze Spieler, Trainer und Schiedsrichter in rassistischer Art und Weise geäußert haben.
Die erste Untersuchung durch die MLS wurde allerdings im September eingestellt, weil die Anschuldigungen nicht nachgewiesen werden konnten.
Damals hieß es, Tanner sei verpflichtet, „an einem strukturierten Schulungsprogramm zur Verbesserung des professionellen Verhaltens am Arbeitsplatz teilzunehmen“.
Nach der Veröffentlichung des neuerlichen Berichts, in dem das Medium mit 17 anonymen Quellen gesprochen hat, hat die MLS die Untersuchungen nun aber wieder aufgenommen.
MLS nimmt Ermittlungen wieder auf
„Nach der Veröffentlichung eines Artikels im Guardian, der neue Anschuldigungen und möglicherweise neue Informationen enthielt, wird die MLS die Untersuchung wieder aufnehmen. Die MLS unterhält eine anonyme Meldehotline und ermutigt jeden, der über relevante Informationen verfügt, sich zu melden“, heißt es in einer Mitteilung der Liga.
Philadelphia Union hat ebenfalls reagiert und erklärt, alle „Vorwürfe des Fehlverhaltens“ würden „äußerst ernst“ genommen.
So setze sich der Klub „für ein sicheres, respektvolles und inklusives Umfeld für alle mit unserem Verein verbundenen Personen ein. Diskriminierung, Belästigung oder missbräuchliches Verhalten jeglicher Art haben hier keinen Platz, und alle Mitarbeiter sind verpflichtet, jährlich ein Sensibilisierungstraining zu absolvieren.“
Und weiter: „Obwohl eine kürzlich durchgeführte Untersuchung der MLS die Vorwürfe gegen Sportdirektor Ernst Tanner nicht bestätigen konnte, hat die MLS der Union mitgeteilt, dass sie die Untersuchung wieder aufnehmen wird. Die Union kooperiert weiterhin uneingeschränkt. Herr Tanner wurde während der Untersuchung von der Union vorübergehend freigestellt. Das Wohlergehen unserer Spieler, Fans, Mitarbeiter und der gesamten Gemeinschaft hat für uns während des gesamten Prozesses oberste Priorität.“
Tanner weist Anschuldigungen zurück
Tanner selbst weist die gegen ihn getätigten Anschuldigungen übrigens weiterhin entschieden zurück.
„Meine Priorität gilt dem Team, den Mitarbeitern und der Philadelphia-Union-Gemeinschaft, insbesondere in dieser wichtigen Phase, in der das Team die Chance hat, in den Playoffs weiterhin erfolgreich zu sein. Ich werde uneingeschränkt mit den Ermittlungen der Liga kooperieren, um meinen guten Namen und Ruf wiederherzustellen“, wird er vom Guardian zitiert.
Tanner ist seit 2018 in Philly tätig. Zuvor arbeitete er unter anderem als Nachwuchsdirektor bei 1860 München und der TSG Hoffenheim. Im Kraichgau arbeitete er zudem schon als Sportchef. Der als Entdecker von Bundestrainer Julian Nagelsmann geltende Tanner leitete zudem sechs Jahre lang die Akademie von RB Salzburg.