Michael Ott hat die sportliche Leitung des FC Bayern mit deutlichen Worten kritisiert. Nach seinem Auftritt bei der Jahreshauptversammlung des Rekordmeisters, bei der er mit Pfiffen bedacht worden war, machte er den Münchner Bossen schwere Vorwürfe.
Ott gilt seit Jahren als einer der Chefkritiker des FCB aus den eigenen Reihen. Er kämpft kontinuierlich gegen die umstrittenen Sponsoring-Verträge des Bundesliga-Spitzenreiters an. Erst gegen die Geschäfte mit der katarischen Fluglinie Qatar Airways, jetzt gegen die Partnerschaft mit Emirates Airlines.
Bei seiner Rede hatte er unter anderem auch Bayern-Präsident Herbert Hainer nach dessen Meinung gefragt. Dieser verwies jedoch an den Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen.
„Wir sind doch nicht im Kindergarten“
Es sei problematisch, dass sich der Präsident „nicht getraut hat, seine eigene Meinung zu äußern. Hainer und seine Vizepräsidenten haben sich hinter Dreesen versteckt. Das finde ich traurig“, befand Ott im Interview mit Spox.
Dreesen wiederum warf Ott vor, dass dieser neben Polemik vor allem Scheinargumente vorgetragen habe. „Dreesen hat sich damit verteidigt, dass der FC Bayern internationale Konflikte nicht lösen kann. Das habe ich auch gar nicht verlangt. Der FC Bayern kann solche Konflikte natürlich nicht lösen. Er soll die Lösung der Konflikte aber nicht behindern, indem er diesen Staaten ein reines Image verpasst.“
Es sei auch „kein Argument, sich damit zu verteidigen, dass auch Real Madrid mit Emirates wirbt. Wir sind doch nicht im Kindergarten. Jeder ist für seine Handlungen selbst verantwortlich.“
Otts Kritik zielt vor allem auf die Menschenrechtssituation in Ländern wie Katar oder den Vereinigten Arabischen Emiraten ab. Bei seinem Vortrag bei der JHV referierte er unter anderem über die humanitäre Situation im Sudan.
Bayern-Kritiker sieht „trauriges Eingeständnis“
Die Vereinigten Arabischen Emirate, in denen Emirates beheimatet ist, gelten als Unterstützer der RSF-Milizen, die für Massaker im Sudan verantwortlich gemacht werden. Geht es nach Ott, sollte der FC Bayern daher auf die Gelder aus den VAE verzichten.
Die Münchner wiederum brauchen im internationalen Wettstreit jeden Cent: „Das ist zunächst mal ein trauriges Eingeständnis, dass die Ideale beim FC Bayern dann offenbar käuflich sind”, befand Ott: Gleichzeitig halte er das finanzielle Argument „auch aus anderem Grund für falsch“.
Er erklärte: „Dass wir mit unserem ehrlich verdienten Geld international langfristig nicht mithalten können, ist ein Fakt. Daran ändern aber auch die paar Millionen nichts, die man aus so einem Sponsoring holt. Gleichzeitig sind gerade die Golfstaaten genau die Akteure, die die Finanz-Spirale immer weiter nach oben drehen. Wenn man das Problem an der Wurzel beheben wollen würde, müsste man gegen diese Akteure vorgehen, statt mit ihnen zusammenzuarbeiten.“
Ott: Hainer versucht, mich zum Schweigen zu bringen
Seine Sichtweise war zuletzt nicht nur bei den versammelten Bayern-Mitgliedern auf recht wenig Gegenliebe gestoßen. Von Dreesen musste er sich eine verbale Spitze gefallen lassen. „Herr Ott, schön Sie wiederzusehen. Ich habe Sie letztes Jahr vermisst, vielleicht waren Sie im Urlaub, hoffentlich keine Flugreise“, hatte der Bayern-Boss gesagt.
Otts Replik: „Grundsätzlich ist es unsachlich, den Messenger statt der Message zu attackieren. Das lenkt vom Thema ab. Der letzte Satz meiner Rede war aber auch ein bisschen polemisch. Deshalb will ich Dreesen gar nicht vorwerfen, zurück zu polemisieren.“
Schärfer waren Otts Worte, als er mit einem Vorwurf Hainers konfrontiert wurde, den dieser nach der JHV formuliert hatte: „Es geht ihm mehr um seine eigene Person. Er sucht die große Bühne“, hatte der Klub-Präsident gesagt.
Derartige Vorwürfe habe er schon öfter gehört, meinte Ott: „Von meinem Vereinspräsidenten überrascht und enttäuscht mich eine so billige Polemik aber. Er versucht mich zum Schweigen zu bringen mit der Begründung, ich wäre egozentrisch. Das ist ein billiger Trick.“
Wer solche Worte wähle, könne sich offenbar „gar nicht vorstellen, dass sich jemand aus Idealismus und ohne Hintergedanken engagieren kann“. Hainer dürfe sich seinen Kommentar „also sparen“.