Der VfB Stuttgart musste am Donnerstagabend beim überzeugenden Auswärtssieg in der Europa League bei den Go Ahead Eagles ohne die Unterstützung der organisierten Fanszene auskommen. Diese reiste ab, nachdem es zu Zwischenfällen mit der örtlichen Polizei gekommen war. Der Vorstandsvorsitzende des VfB, Alexander Wehrle, sprach in der Halbzeit bei RTL über die Hintergründe und nannte erschreckende Details.
„So was habe ich noch nie erlebt. Völlig unverhältnismäßig. Da sind unsere Fans aus dem Bus raus. Knüppel, die sind geschlagen worden, Knüppel“, erklärte Wehrle und polterte weiter: „So geht die Fankultur in Europa kaputt. Ich bin schockiert. Das können wir so auch nicht stehen lassen.“ Bei der UEFA sei eine Beschwerde hinterlegt worden.
Auslöser war ein Gerangel bei einer Personenkontrolle von drei Fan-Bussen am Treffpunkt vor den Toren der niederländischen Stadt Deventer. Wehrle dazu: „Ich war die ganze Zeit vor Ort und konnte mir ein Bild von den Gegebenheiten machen. Die örtlichen Behörden haben aus für uns überhaupt nicht nachvollziehbaren Gründen ein Betretungsverbot für Teile unserer Fans ausgesprochen.“
Videos zeigen schockierende Szenen
In den sozialen Medien sind zahlreiche Videos im Umlauf, auf denen niederländische Polizisten Schlagstöcke einsetzen.
Laut dem Direktor der Go Ahead Eagles, Jan Willem van Dop, seien fehlende Tickets der Grund für den Polizeieinsatz gewesen, wie die niederländische Regionalzeitung De Stentor berichtet.
Menschen ohne Tickets sollten nicht zum Stadion kommen. „Regeln sind Regeln und das wird hier gut gelöst“, wurde der Verantwortliche zitiert.
Wehrle: „Das hätte ich nie für möglich gehalten“
Wehrle sei froh, die Vorgänge mit eigenen Augen gesehen zu haben, denn: „Das hätte ich nie für möglich gehalten. Wir wurden noch über anderthalb Stunden festgehalten, bis wir überhaupt wieder das Gelände verlassen konnten. Das hat nichts mehr mit einer fairen Fankultur zu tun, was die Polizeibehörde da zugelassen hat.“
Nach dem Spiel legte er nach und bezog sich auf Szenen, „wie wirklich mit Schlagstöcken beim Aussteigen erstmal ins Genick und auf den Rücken gehauen wurde. Völlig unverhältnismäßig, ohne Gründe. Das habe ich noch nie erlebt.“ Entsprechend könne man „nicht zur Tagesordnung übergehen. Ich möchte einfach die Fankultur in Europa aufrechterhalten. Und da mache ich mir so langsam echt Sorgen.“
Aus einer Stellungnahme des VfB gehen weitere Hintergründe hervor, was sich an besagtem Treffpunkt abspielte: „Vorstand und Präsidiumsmitglieder des VfB waren zum betreffenden Zeitpunkt vor Ort und konnten kein entsprechendes Verhalten unserer Fans erkennen. Weitere VfB-Fans, die bereits in Deventer angekommen waren, haben sich mit den Insassen der betroffenen Busse solidarisch erklärt und haben ebenfalls die Rückreise nach Stuttgart angetreten.“
Bürgermeister erklärt Betretungsverbot
Schon am Nachmittag hatte Bürgermeister Ron König aus Sorge vor möglichen Ausschreitungen ein Betretungsverbot für die Stuttgarter Fans in der Innenstadt erlassen.
König erklärte: „Unser Ausgangspunkt ist, dass wir die Europa-League-Spiele in Deventer auf gastfreundliche, gemütliche und sichere Weise organisieren wollen. Nun zeigt sich jedoch, dass einige Leute ganz andere Vorstellungen davon haben.“