Vom DFB-Debüt und einem Einsatz im Champions-League-Finale zum perspektivlosen Kaderspieler: Yann Aurel Bisseck erlebt bei Inter Mailand ein turbulentes Jahr voller Extreme. Nachdem der Verteidiger zu Saisonbeginn bei den Mailändern völlig außen vor war, könnte er im Klub bald wieder eine Schlüsselrolle spielen.
Am vergangenen Mittwoch wurde Bisseck erst zum zweiten Mal überhaupt in der laufenden Serie-A-Saison von Trainer Christian Chivu eingesetzt. Beim souveränen 3:0-Sieg gegen die AC Florenz wagte der Inter-Coach ein Experiment: Chivu setzte den gebürtigen Kölner nicht wie gewohnt rechts, sondern in der Mitte der Dreierkette ein – eine Entscheidung, die sich auszahlte.
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CAPTION: Yann Aurel Bisseck überzeugte zuletzt für Inter
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„Verspricht rosige Zukunft für die Abwehr von Inter“
Bisseck konnte in seiner neuen Rolle auf ganzer Linie überzeugen. Die Gazzetta dello Sport titelte nach der Partie: „Bisseck kehrt als Gigant ins Zentrum zurück“ – und sprach von einer “wunderbaren Überraschung. Er ist eine hervorragende Alternative für Chivu in der Gegenwart und verspricht eine rosige Zukunft für die Abwehr von Inter.“
Das Experiment des rumänischen Trainers habe nicht nur funktioniert und „die jüngsten Schwierigkeiten des ehemaligen Aarhus-Spielers ausgeräumt“, sondern vor allem gezeigt, dass der 24-Jährige auch eine Rolle, die sogar eine größere Verantwortung mit sich bringt, ausfüllen kann.
Die italienische Tageszeitung hob gleich mehrere Aspekte an der gelungenen Leistung des 1,96-Meter-Hünen hervor: Der deutsche Verteidiger habe die Schnelligkeit, um gegnerische Offensivspieler einzuholen, die Persönlichkeit, um Chivus Wunsch einer hohen Verteidigungslinie umzusetzen und insbesondere die nötige Aufmerksamkeit gezeigt, welche ihm in vergangenen Einsätzen noch teilweise fehlte.
Acerbi und de Vrij vor Abschied
Auch Calciomercato lobte den Auftritt des jungen Verteidigers. „Der Deutsche besteht die Prüfung mit Bravour und begeht nur einen einzigen Fehler beim Stand von 2:0, vielleicht aufgrund eines Konzentrationsverlusts nach dem zweiten Tor: ein Aspekt, an dem er weiter arbeiten muss“, ordnete das Medium ein.
Bisseck könnte so die Abwehr-Hierarchie der Nerazzurri neu ordnen, ohne dass es einer kostspieligen Neuverpflichtung bedarf. Speziell mit Blick auf die auslaufenden Verträge von Francesco Acerbi und Stefan de Vrij kommt der Aufschwung um den 24-Jährigen genau zum richtigen Zeitpunkt. Im bisherigen Saisonverlauf überzeugte die Inter-Abwehr nicht immer (elf Gegentore in neun Ligaspielen).
Dabei schien Bissecks Erfolgsgeschichte bei Inter nach glanzvollem Beginn im vergangenen Sommer ein schnelles Ende zu finden. Nachdem der Innenverteidiger im Sommer 2023 aus Dänemark gekommen war, konnte er sich schnell in die Startelf des italienischen Klubs kämpfen. Nach dem Gewinn der Meisterschaft im ersten Jahr schien es für das Kölner Eigengewächs nur noch weiter bergauf zu gehen.
Bisseck: Nach Finaldrama auf dem Abstellgleis
Mit seinen Leistungen machte Bisseck Anfang des Jahres Bundestrainer Julian Nagelsmann auf sich aufmerksam und feierte im März sein Debüt im DFB-Dress gegen Italien (3:3). Der nächste Höhepunkt markierte dann jedoch einen Wendepunkt in negativer Hinsicht. Der Innenverteidiger stand im Champions-League-Finale gegen Paris Saint-Germain auf dem Platz.
Lediglich acht Minuten nach dessen Einwechslung musste der deutsche Nationalspieler bei der 0:5-Klatsche den Platz verletzungsbedingt wieder verlassen. Nach einer zweimonatigen Verletzungspause, einem Trainerwechsel und der Verpflichtung des Ex-Dortmunders Manuel Akanji stand der 24-Jährige daraufhin plötzlich auf dem Abstellgleis.
Vor dem Duell mit der Fiorentina kam er in dieser Saison nur einmal in der Serie A und zweimal in der Königsklasse zum Einsatz – die restlichen Spiele verbrachte er über 90 Minuten auf der Bank. Wettbewerbsübergreifend stand der ehemalige Stammspieler erst 333 Minuten auf dem Platz.
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CAPTION: Den Saisonstart hat sich Inter-Star Yann Aurel Bisseck anders vorgestellt
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Bisseck kämpfte schon früher mit Rückschlägen
Im Sommertransferfenster lagen den Mailändern zahlreiche Angebote für Bisseck vor, der Klub lehnte jedoch sämtliche Offerten ab. Unter anderem soll Eintracht Frankfurt Interesse bekundet haben, Premier Ligist Crystal Palace bot sogar 30 Millionen Euro für die Dienste des 24-Jährigen.
Dass er mit Rückschlägen umgehen kann, zeigte Bisseck schon früher: 2021 wurde der ehemalige Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft bei Vitoria Guimaraes in Portugal in die zweite Mannschaft degradiert. Pläne vom frühen Karriereende und einem Medizinstudium verwarf der großgewachsene Abwehrspieler zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise wieder.
Nun scheint sich seine Hartnäckigkeit erneut auszuzahlen. Nach dem überzeugenden Auftritt gegen Florenz könnte sich Bisseck allmählich wieder zur festen Größe und Zukunftshoffnung der Inter-Abwehr entwickeln.