Im Sommer kam Rômulo für geschätzte 20 Millionen Euro von Göztepe aus der Türkei in die Bundesliga zu RB Leipzig. Im exklusiven SPORT1-Interview zieht der Brasilianer eine erste Bilanz, spricht unter anderem über sein Vorbild, seine Rolle bei RB, den Begriff „Bayern-Jäger“ und das 1:7 Brasiliens gegen Deutschland bei der WM 2014.

SPORT1: Rômulo, Sie sind nun seit drei Monaten in der Bundesliga aktiv. Was ist Ihr erster Eindruck von der Liga?

Rômulo: Ich habe das Glück, dass ich bisher mit Brasilien, der Türkei und nun Deutschland in drei Ligen gespielt habe, die fantastische Fans haben. Mein erster Eindruck von der Bundesliga ist herausragend. Die Stadien sind immer voll, die Fans sind sehr gut drauf. So eine Atmosphäre ist unglaublich für einen Spieler.

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Romulo spielt seit Sommer für RB Leipzig
Romulo spielt seit Sommer für RB LeipzigRomulo spielt seit Sommer für RB Leipzig

„Der Strafraum ist der Ort, wo ich mich am wohlsten fühle“

SPORT1: In welchem Land hat es Ihnen denn am besten gefallen?

Rômulo: Ich denke, alle drei Ligen sind für sich besonders, mich persönlich hat die Stimmung in der Türkei überrascht.

SPORT1: Sie stehen bei vier Toren und drei Assists nach nur zehn Spielen (am 11. Spieltag beim 2:0 gegen Werder Bremen fehlte Rômulo angeschlagen, Anm. d. Red.). Das sind super Zahlen so früh in der Saison. Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Auftritten?

Rômulo: Ich freue mich, dass ich dem Team schon so früh helfen kann. Wir Stürmer arbeiten immer daran, Tore zu schießen und dem Team weiterzuhelfen.

SPORT1: Haben Sie damit gerechnet, so wenig Anlaufzeit zu benötigen?

Rômulo: Um ehrlich zu sein, hätte ich es nicht erwartet. Ich konnte schnell viele Minuten sammeln, und dass es dann direkt so gut läuft, habe ich mir zwar gewünscht, war aber auch nicht abzusehen. Zu Beginn habe ich mir nicht ausgemalt, so viele Minuten zu bekommen. Je mehr ich dann aber direkt gespielt habe, desto besser habe ich mich eingefunden. Ich denke, es war gut für mich, gleich von Anfang an so viel auf dem Platz zu stehen.

SPORT1: Sie haben alle vier Tore im Strafraum erzielt. Ist diese Torgefahr in der Box Ihre größte Qualität?

Rômulo: Ich denke schon, ja. Der Strafraum ist der Ort, wo ich mich am wohlsten fühle. Ich habe auch schon Tore von außerhalb des Strafraums geschossen und habe das Ziel, meine Torgefahr auch von dort zu beweisen. Am Ende spielt es für mich aber nicht die ganz große Rolle, von wo ich die Tore mache, Hauptsache ich mache sie.

SPORT1: Es gibt einige, die Sie bereits als Top-5-Stürmer der Liga bezeichnen. Sehen Sie sich selbst auch in dieser Riege?

Rômulo: Gibt es? (schmunzelt) Das ist neu für mich. Aber es freut mich und macht mich stolz, eine solche Anerkennung so schnell zu bekommen.

Vorbild? „Das ist einfach: Neymar!“

SPORT1: Sie sind 2002 geboren und haben in Brasilien gelebt, bis Sie 22 Jahre alt waren. Wer ist Ihr brasilianisches Vorbild?

Rômulo: Das ist einfach: Neymar!

SPORT1: Warum?

Rômulo: Mein Vater war großer Santos-Fan. Genauso wie meine komplette Familie. Als ich jung war, so zwischen zehn und zwölf und anfing, Fußball zu schauen, spielte Neymar für Santos und gewann jeden Titel in Brasilien. Er war also derjenige, der mich dazu gebracht hat, mich in den Fußball zu verlieben.

SPORT1: Mit RB Leipzig erleben Sie einen der besten Bundesliga-Starts der Klubgeschichte. Was ist dieses Jahr möglich?

Rômulo: Es ist herausragend, wie Teamwork uns stark macht. Wir punkten auswärts und zu Hause, was sehr wichtig im Kampf um Europa ist. Wir wollen in jedem Spiel drei Punkte holen. Das ist möglich, weil wir ein großartiges Team sind. Um das zu schaffen, müssen wir allerdings jede Woche hart arbeiten. Dann kann unsere Reise noch weit gehen.

Bayern? „Es ist eine sehr schwierige Herausforderung“

SPORT1: Ist RB Leipzig dieses Jahr erster Bayern-Jäger?

Rômulo: Jeder kennt die Stärke der Bayern, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Es ist eine sehr schwierige Herausforderung, den Bayern gefährlich zu werden. Wir schauen lieber auf uns, behandeln jedes Spiel wie ein Finale.

SPORT1: Im Sommer gab es diesen großen Umbruch am Cottaweg. War es für Sie leichter, dazuzustoßen, wenn viele Spieler neu sind?

Rômulo: Ich glaube schon, dass mir das geholfen hat. Wir haben großartige Spieler dazubekommen. Es sind neue Impulse in den Klub gekommen, was gut für jede Mannschaft ist. Jeder hilft sich gegenseitig im Team. Das sieht man in der Kabine und vor allem auch auf dem Spielfeld.

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Rômulo traf für RB Leipzig in der Bundesliga bislang viermal
Rômulo traf für RB Leipzig in der Bundesliga bislang viermalRômulo traf für RB Leipzig in der Bundesliga bislang viermal

SPORT1: Mit Yan Diomande kam ein wahrer Rohdiamant. Er gehört zu den talentiertesten Spielern der Liga. Was macht ihn so besonders?

Rômulo: Er ist ein unglaublich talentierter Spieler. Er hat uns schon jetzt sehr geholfen, seine Qualitäten sind enorm und er hat ein unglaubliches Potenzial. Ich denke, sein Mut und seine Persönlichkeit lassen ihn so spielen. Dazu haben er und ich einen sehr engen Draht. Ich versuche ihm in einigen Dingen zu helfen, er hilft mir. Wir verstehen uns gut.

SPORT1: Generell ist die Mannschaft sehr jung. Macht es das leichter, sich einzugewöhnen, wenn alle jünger sind?

Rômulo: Freundschaften sind einfacher, wenn man im gleichen Alter ist. Aber natürlich braucht eine Mannschaft auch erfahrene Spieler. Es hilft uns sehr, dass wir eine Gruppe haben, in der alle Altersklassen und Typen vertreten sind. Wir sind eine Einheit und als Team geschlossen. Sowohl die jüngeren als auch die älteren. Alle sind gute Freunde.

Werner? „Er ist ein super Trainer“

SPORT1: Ole Werner ist furios gestartet, wie ist Ihr erster Eindruck vom neuen Coach?

Rômulo: Er hat den gleichen Siegeswillen wie wir. Ich habe ihn noch nie angespannt gesehen und hoffe, dass ich das auch nicht sehen werde (lacht). Er ist ein super Trainer. Er hat eine gute Spielidee. Ich denke, er macht uns zu einem stärkeren Team.

SPORT1: Wie groß ist Ihr Wunsch, eines Tages Nationalspieler zu sein?

Rômulo: Das ist sicherlich mein größter Traum. Ich hoffe, ich kann es schaffen, wenn ich hier gut weiterarbeite. Wenn Gott will, bin ich eines Tages vielleicht dabei.

SPORT1: Gab es bereits Kontakt zu Brasiliens Nationaltrainer Carlo Ancelotti?

Rômulo: Nein, bisher noch nicht.

SPORT1: Als die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien stattfand, waren Sie zwölf Jahre alt. Wie haben Sie das Turnier im Heimatland verfolgt?

Rômulo: Ich habe noch viele tolle Erinnerungen an 2014. Ich habe mich gefreut, die brasilianische Mannschaft und Neymar spielen zu sehen. Nur hatte er leider die Verletzung im Halbfinale gegen Deutschland. Das war eine Katastrophe für uns Brasilianer! Ich erinnere mich leider auch noch gut an das Halbfinale. Es gab viele, die geweint haben. Ich habe das Spiel nicht mal zu Ende geschaut, sondern habe mir nach zwei oder drei Toren irgendwann lieber selbst den Ball geschnappt und bin Fußball spielen gegangen, um die Niederlage zu vergessen. Es war eines der unglaublichsten Erlebnisse meiner Kindheit.

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CAPTION: Deutschland fertigte Brasilien im WM-Halbfinale 2014 mit 7:1 ab
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Deutschland fertigte Brasilien im WM-Halbfinale 2014 mit 7:1 ab
Deutschland fertigte Brasilien im WM-Halbfinale 2014 mit 7:1 abDeutschland fertigte Brasilien im WM-Halbfinale 2014 mit 7:1 ab

SPORT1: Und jetzt spielen Sie ausgerechnet in Deutschland…

Rômulo: (schmunzelnd) Sogar in der Türkei hatte ich mit den 7:1-Witzen zu kämpfen. Und jetzt spiele ich hier, in dem Land, gegen das wir damals so hoch verloren haben (lacht). Wir arbeiten in Brasilien aber hart daran, wieder an die Spitze des Fußballs zurückzukommen.