Da gratulierte sogar der Gegner. Im Kabinentrakt der BayArena ließ sich Aarón Anselmino noch auf die Schulter klopfen und plauderte für einige Minuten mit Claudio Echeverri, seinem argentinischen Landsmann. Der Leverkusener dürfte ihm mit Sicherheit zu seinem Debüttreffer für den BVB gratuliert haben – mindestens.

Denn der gesamte Eindruck, den der Leihspieler des FC Chelsea in Dortmund macht, ist beeindruckend. Schon jetzt machen sich die Dortmunder Verantwortlichen Gedanken, wie sie den Argentinier langfristig im Verein halten können.

Aarón Anselmino ist von Chelsea an den BVB ausgeliehen
Aarón Anselmino ist von Chelsea an den BVB ausgeliehenAarón Anselmino ist von Chelsea an den BVB ausgeliehen

Kovac wusste es nach dem ersten Spiel

Fakt ist: Immer, wenn Anselmino bislang für den BVB auflief, wusste er zu überzeugen. Gerade einmal vier Tage nach seinem Wechsel im Sommer stand der 20-Jährige an der Seite von Ramy Bensebaini und Waldemar Anton in der ersten Elf.

Kovac lobte Anselmino nach dem 3:0-Sieg gegen Union Berlin als „sensationell gut“ und war sich nach wenigen Minuten im BVB-Trikot sicher: „Da haben wir einen guten Fang gemacht.“

Doch nach der überzeugenden Vorstellung zwang eine Muskelverletzung Anselmino kürzerzutreten. Er verpasste anschließend fünf Ligaspiele und die beiden ersten Partien in der Königsklasse. Doch er kämpfte sich zurück und ist wieder annähernd bei 100 Prozent.

Das unterstrichen die Partien gegen Villarreal und auch gegen Bayer Leverkusen, als er jeweils über die gesamten 90 Minuten auf dem Platz stand. Gegen die Spanier steuerte er seinen ersten Assist bei, gegen Leverkusen köpfte er gar zur BVB-Führung ein.

Anselmino überzeugt mit Zweikampfstärke, Ruhe am Ball, Passsicherheit und wie es sich für einen Argentinier gehört: Mit Aggressivität.

Kovac schwärmt: „Ich liebe solche Spieler“

Kovac schwärmt von seinem Innenverteidiger: „Er ist ein ganz ruhiger Zeitgenosse. Das kann man sich bei einem Argentinier fast nicht vorstellen, die ja doch oft Heißsporne sind. Er nimmt jeden Zweikampf an und kann dem Gegner auch wehtun. Als Innenverteidiger sollte das Verteidigen die oberste Priorität sein, was bei ihm definitiv so ist. Außerdem ist er ein Vollprofi und ein echtes Vorbild. Ich liebe solche Spieler.“

Auch Julian Brandt outete sich als Fan: „Es ist so argentinisch – einfach rein in den gegnerischen Körper. Er macht es extrem gut. Er hat ein Element, was wir so in der Mannschaft gar nicht haben“, sagte der 29-Jährige, der in Sachen Zweikampfführung sogar Parallelen zu Nico Schlotterbeck sieht.

Auch menschlich kommt Anselmino sehr gut bei seinen Mitspielern an. „Er ist ein absolut guter Junge, ein guter Charakter. […] Er ist ein absoluter Mehrwert für uns. Das zeigt er jetzt auch – in den Minuten, die er bisher bekommen hat“, verriet Brandt.

Der Offensivspieler und auch der BVB-Coach hätten mit Sicherheit nichts dagegen, wenn der Youngster über die Saison hinaus Spieler von Borussia Dortmund bleiben würde. Bereits auf der Pressekonferenz vor dem Spiel meinte Kovac: „Ich würde es mir wünschen. Ich denke schon, dass man sieht, dass er hier Minuten bekommt, die er bei Chelsea nicht hatte, aber als Spieler braucht.“

Kehl kündigt Gespräche mit Chelsea an

Anselmino ist bis zum Sommer vom FC Chelsea an den BVB ausgeliehen. Sein Vertrag bei den Londonern läuft noch bis 2031 (!) – eine Kaufoption haben sich die Dortmunder nicht sichern können. Und trotzdem werden Kehl und Co. weitere Optionen prüfen.

„Ich werde in den nächsten Tagen mal den Hörer in die Hand nehmen müssen und werde sicherlich auch dort anrufen.“ Kehl kündigt somit Gespräche an und gibt sich positiv: „Wir hoffen, dass Aarón auch weiter bleibt, klar.“

Der Kontakt zwischen dem BVB und dem FC Chelsea ist seit Jahren gut. Das zeigten zuletzt auch die Transfers von Carney Chukwuemeka und Jamie Gittens. Die Nummer der Blues dürfte bei Kehl wohl schon auf der Kurzwahltaste sein. Und eins ist schon jetzt sicher: Wenn Anselmino annähernd so weitermacht, werden die Dortmunder ihn bestimmt nicht kampflos ziehen lassen.