Schon wieder VAR-Wirbel in der Bundesliga! Borussia Mönchengladbach hat den Sieg gegen RB Leipzig um Millimeter verpasst. Eine Abseitsentscheidung sorgte bei dem 0:0 für Aufregung.
Gladbach haderte am Freitagabend gleich zweimal mit dem VAR: Erst stand Franck Honorat beim vermeintlichen 1:0 ganz knapp im Abseits (47.), dann nahm Schiedsrichter Timo Gerach einen schon gepfiffenen Foulelfmeter zurück (74.). Für Gladbach endete damit eine Serie von vier Pflichtspielsiegen in Folge unter dem neuen Cheftrainer Eugen Polanski.
Gladbach-Trainer nach Abseits-Entscheidung sauer
Besonders die Abseitsposition von Honorat sorgte für Aufregung – der Franzose stand denkbar knapp in der verbotenen Zone.
„Ja, die Abseitslinie habe ich gesehen und mir kann sie keiner erklären“, meinte Polanski bei Sky. „Ich sehe den Kopf auf gleicher Höhe wie die Fußspitze von Franck. Aber am Ende werden sie schon wissen, dass es Abseits ist”, fügte er sichtlich genervt an.
„Das killt halt den Sport“, wurde der Trainer danach deutlich: „Die brauchen viel zu lange dafür. Wir jubeln zwei Minuten, wir stehen da zwei Minuten. Wahrscheinlich Marketing für die Zuschauer, die sich dann eine Stadionwurst holen sollen. Keine Ahnung. Ich verstehe es nicht. Aber wenn es Abseits ist, ist es Abseits.“
Nicht nur Polanski fühlte sich dabei an die Abseitssituation im Spiel des FC Bayern bei Union Berlin erinnert und meinte: „Man muss halt immer fragen, wann ist der Moment der Ballabgabe? Ob man den auch immer perfekt trifft, weiß ich nicht ganz genau.“ Er fügte aber an: „Ich beschwere mich jetzt nicht darüber, ob es Abseits ist, oder nicht. Das haben andere zu entscheiden.“
Abseits! Buschmann kann es nicht fassen
Wie eng die Situation war? Sky-Kommentator Frank Buschmann hatte zunächst keine Abseitsposition ausgemacht.
Er und sein Kollege Florian Schmidt-Sommerfeld konnten es nicht fassen. „Das gibt es doch nicht“, sagte Buschmann: „Ich war mir sicher, dass es kein Abseits ist. Ist das irre.“
RB durfte aufatmen. „Da hatten wir Glück. Wir hatten diese Saison schon öfter Pech mit dem VAR. Das nehmen wir mit“, sagte Nationalspieler David Raum bei Sky.
Gladbachs Tim Kleindienst verriet: „Tatsächlich waren wir uns auf der Bank ein bisschen uneinig. Wir haben sogar etwas zu Abseits tendiert. Wir hatten einen anderen Winkel. Dass es am Ende so knapp ist, ist natürlich unglücklich. Aber Abseits ist Abseits. Das ist Fakt.“
Ähnlich sah es RB-Trainer Ole Werner. „Das ist so. Dafür haben wir die Technik. Man kann sie gut finden, oder nicht. Aber es ist für alle gleich. Ich lebe damit. Es ist für alle gleich“, erklärte er.
Wirbel um Elfmeterpfiff
Kurz vor Schluss wurde dann auch noch ein Elfmeterpfiff gegen Leipzig zurückgenommen, weil Willi Orban erst den Ball und dann Gegenspieler Shuto Machino getroffen hatte.
Auch diese Szene wurde durch den VAR überprüft und Gerach sah sich die Szene selbst an der Seitenlinie an. Nach persönlichem Studium der Bilder in der Zeitlupe nahm er den Strafstoß folgerichtig zurück – sehr zur Erleichterung von David Raum.
Der Leipziger Kapitän verriet nach Abpfiff, dass Orban schon während des Spiels zu ihm gekommen sei. „Wenn das Foul ist, dann höre ich auf mit Fußball“, habe der Nationalspieler Ungarns zu ihm gesagt, verriet Raum.
RB Leipzig fehlt es an Durchschlagskraft
Ohne den verletzten Neu-Nationalspieler Assan Ouédraogo fehlte es den Gästen vorne an Durchschlagskraft, die Elf von Polanski ließ aber auch kaum Chancen zu.
Als „Top-Top-Team“ hatte Polanski die Leipziger vor dem Anstoß bezeichnet. Davon war zunächst aber nicht viel zu sehen. Während die Fans in den ersten zwölf Minuten aus Protest gegen drohende Sicherheitsmaßnahmen erneut schwiegen, tat sich auch auf dem Rasen nicht viel. Die Borussia überließ RB den Ball, die Gäste wussten damit aber nichts anzufangen.
Kleindienst zunächst nur auf der Bank
Als die 50.029 Zuschauer lauter wurden, nahm auch das Spiel an Fahrt auf – insbesondere die Borussia. Vorne fehlte es aber an Ideen: Toptorjäger Haris Tabakovic musste sich viele Bälle selbst an der Mittellinie holen. Der lange verletzte Nationalspieler Tim Kleindienst saß wie schon zuletzt beim Sieg in Heidenheim zumindest wieder auf der Bank. Kleindienst wurde in der 90. Minute für Honorat eingewechselt.
In dem ausgeglichenen Spiel blieben Chancen bis zur Pause Mangelware. Leipzig fiel gegen die gut stehende Borussia-Defensive nichts ein, ein Versuch von Conrad Harder aus fast 30 Metern (36.) sorgte zumindest für etwas Gefahr. Gladbach leistete sich im Spielaufbau zu viele Ungenauigkeiten.
Direkt nach der Pause traf Honorat zum vermeintlichen 1:0, stand aber minimal im Abseits (47.). Die Borussia war nun am Drücker und überzeugte mit schnellem Umschaltspiel, Leipzig blieb mit Ball zu harmlos.
Erst nach 58 Minuten erhielten die Gäste die erste Ecke – auch die brachte aber keine Gefahr. RB war dem Tor nun näher, Gladbach verließ sich auf seine Defensive.
Raum scheitert knapp
Bei der vermeintlichen Elfmeterszene zeigte sich die Borussia allerdings noch einmal gefährlich im Leipziger Strafraum.
Auf der Gegenseite traf David Raum noch den Innenpfosten (80.).
In der Tabelle liegt Gladbach mit 13 Punkten auf Platz elf. RB belegt mit 26 Punkten Rang zwei. Am Samstag kann Leipzigs Rückstand auf den Tabellenführer aus München auf acht Punkte anwachsen.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)