Gerson Rodrigues ist mit 23 Toren in 72 Länderspielen der Rekordtorschütze Luxemburgs. Und: Gerson Rodrigues ist ein verurteilter Straftäter.

Ende April wurde der 30-Jährige in zweiter Instanz zu einer 18-monatigen Haftstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe in Höhe von 1500 Euro verurteilt. Rodrigues wurden mehrere Gewalttaten zur Last gelegt, Opfer war unter anderem seine Ex-Partnerin Emilie Boland, die 2020 die Wahl zur Miss Luxemburg gewann.

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CAPTION: Gerson Rodrigues ist Luxemburgs Rekordtorschütze
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Gerson Rodrigues ist Luxemburgs Rekordtorschütze
Gerson Rodrigues ist Luxemburgs RekordtorschützeGerson Rodrigues ist Luxemburgs Rekordtorschütze

Dass Rodrigues angesichts dieser Geschehnisse im Aufgebot der Luxemburger gegen Deutschland am Freitag (20.45 Uhr im LIVETICKER) fehlt, ist nachvollziehbar. Doch mit der Suspendierung ihres Rekordtorschützen tat sich der luxemburgische Verband FLF zunächst schwer.

Demonstranten zeigen Rodrigues die Rote Karte

Trotz seiner Verurteilung nominierte der damalige Nationaltrainer Luc Holtz den Angreifer für die Länderspiele im Juni gegen Slowenien und Irland – begleitet von Protesten. Vor dem Stade de Luxembourg zeigten Demonstranten Rodrigues die Rote Karte.

Rodrigues selbst meldete sich anschließend in den sozialen Medien zu Wort. „Ich sage Nein zur häuslichen Gewalt und Ja zu der Wahrheit, auch wenn diese ein bisschen Zeit braucht, um ans Licht zu kommen“, schrieb er in seinem Statement.

„Ich wurde für schuldig befunden. Es ist eine Gerichtsentscheidung, die ich respektiere“, ergänzte Rodrigues. „Eine Entscheidung zu respektieren bedeutet nicht, dass ich sie als Wahrheit akzeptieren muss, die mich definiert. Das ist nicht meine Geschichte, das bin nicht ich.“

Auch dank seiner Tore erlebte das Großherzogtum in den vergangenen Jahren einen unverhofften Aufschwung, schnupperte 2024 sogar an der erstmaligen Teilnahme an einer EM. Doch abseits des Platzes eilt Rodrigues der Ruf eines „Enfant terrible“ voraus.

17 Klubs in zwölf Jahren

Dass er nie lange bei einem Klub blieb, hatte nicht in erster Linie sportliche Gründe, sondern vielmehr disziplinarische. Im Sommer wechselte er zum Kanchanaburi FC nach Thailand. Es ist sein 17. Klub in zwölf Jahren.

Anfang August entschied der Verband schließlich, dass Rodrigues „bis auf Weiteres“ nicht nominiert werde. „Das Ansehen des Verbands und ihrer Mitglieder steht über jeder Individualität und sportlichen Erwägung“, teilte der FLF mit.

Doch das Image des Verbands hatte durch den Umgang mit der Affäre schon Kratzer bekommen. Ein Journalist der Zeitung Le Quotidien wurde nach kritischer Berichterstattung über den Fall von einer Presserunde ausgeschlossen, was für zusätzlichen Wirbel sorgte.

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CAPTION: Proteste bei den letzten Auftritten von Gerson Rodrigues bei der Nationalmannschaft
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Proteste bei den letzten Auftritten von Gerson Rodrigues bei der Nationalmannschaft
Proteste bei den letzten Auftritten von Gerson Rodrigues bei der NationalmannschaftProteste bei den letzten Auftritten von Gerson Rodrigues bei der Nationalmannschaft

Strasser wird mit Affäre Rodrigues konfrontiert

Der langjährige Nationaltrainer Holtz bat im August um eine vorzeitige Auflösung seines bis Jahresende laufenden Vertrags und wechselte zum Drittligisten Waldhof Mannheim.

Seinen Nachfolger Jeff Strasser holte die Affäre Rodrigues gleich bei seiner Antritts-PK wieder ein. „Ich dachte mir schon, dass dieses Thema aufkommen würde“, sagte Strasser und verwies auf die vom Verband erlassene Nominierungssperre für Rodrigues.

Der neue Nationaltrainer ließ aber durchklingen, dass das Kapitel Rodrigues noch nicht abgeschlossen ist: „Was die Zukunft bringt, werden wir sehen.“