Der Regen prasselt auf die rote Erde. Überall auf dem Platz bilden sich tiefe Pfützen. Der nasskalte Wind bläst Blätter über die gesamte Anlage. An Fußballspielen ist im Krefelder Stadtteil Linn nicht richtig zu denken.

Und doch tun sie es an einem Abend im Oktober beim Linner SV. Allerdings auf einem Kleinfeld-Kunstrasenplatz nebenan. Kinder im Alter zwischen zehn und elf Jahren dribbeln, passen, schießen und haben vor allem: Spaß am Fußballspielen. Die widrigen Bedingungen merken sie nicht einmal.

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CAPTION: Said El Mala startet beim 1. FC Köln aktuell durch
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Said El Mala startet beim 1. FC Köln aktuell durch
Said El Mala startet beim 1. FC Köln aktuell durchSaid El Mala startet beim 1. FC Köln aktuell durch

Genau so dürfte es auch bei dem kleinen Said El Mala gewesen. „Hier hat für Said alles angefangen“, erklärt sein damaliger Jugendtrainer Hakan Namli im Gespräch mit SPORT1 und zeigt auf den Platz. Der 48-Jährige war der erste Coach von El Mala.

Papa Mohammed – Spitzname „Moped“ – spielte bereits viele Jahre für den Sportverein. Irgendwann nahm er seine beiden Söhne mit. In seinem Heimatverein fiel früh auf, dass Said El Mala den anderen Kindern einen Schritt voraus war. Und das, obwohl er immer bei den Älteren spielte. Zum einen, weil er gut war. Aber auch, weil er mit seinem ein Jahr älteren Bruder Malek zusammenspielen wollte.

Auch Malek läuft aktuell für den 1. FC Köln auf, in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga West. Bis heute sind die Geschwister unzertrennlich, nahmen den nahezu identischen Karriereweg. Beide spielten für den TSV Meerbusch, Borussia Mönchengladbach und für die Viktoria aus Köln. Said lief dazu noch kurze Zeit für die Jugendmannschaft des KFC Uerdingen auf.

El Mala? „Profifußball war da noch kein Thema“

Fünf Jahre lange trainierte Namli die Brüder. Bis heute ist der Jugendtrainer der Familie El Mala eng verbunden. Mit SPORT1 spricht er über die Anfänge und den Weg von Said El Mala, den Einfluss seiner Familie und verrät, welche Fähigkeiten den 19 Jahre alten Offensivspieler schon damals auszeichneten.

SPORT1: Welche Erinnerungen haben Sie an die Anfangszeit von Said El Mala beim Linner SV?

Hakan Namli: Er war ein ganz normaler Junge. Er hatte einfach Bock auf Fußballspielen, wie alle anderen auch. Ich weiß aber noch ganz genau, dass ich sehr viele Schnürsenkel binden musste. Auch von Said (lacht). Profifußball war da noch kein Thema.

SPORT1: Gab es den einen Moment, in dem Sie dachten, dass Said es einmal schaffen könnte?

Namli: Den einen Moment gab es nicht. Als Jugendtrainer geht es in allererster Linie darum, den Jungs den Spaß am Fußballspielen zu vermitteln. Das steht im Vordergrund. Bei Said habe ich dann aber schon nach und nach gemerkt, dass er einen Schritt weiter ist als die anderen. Dass er mehr Talent hat und im Training mehr Intensität hatte und wollte.

SPORT1: Wie würden Sie den kleinen Said denn als Typ beschreiben?

Namli: Er war immer gut drauf, war immer für einen Scherz zu haben. Er war einfach unterhaltsam. Er war ein absoluter Teamplayer, deshalb war er auch extrem beliebt. Wie sein großer Bruder. Wenn die mal nicht zum Spiel oder ins Training kommen konnten, was hin und wieder mal passiert ist, war die Mannschaft traurig – weil sie jeder mochte, aber auch, weil sie eben sehr gut waren.

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Die Brüder Malek (l.) und Said El Mala gingen beim Linner SV ihre ersten fußballerischen Schritte
Die Brüder Malek (l.) und Said El Mala gingen beim Linner SV ihre ersten fußballerischen SchritteDie Brüder Malek (l.) und Said El Mala gingen beim Linner SV ihre ersten fußballerischen Schritte

„Die gab und gibt es eigentlich nur im Doppelpack“

SPORT1: War die Verbindung unter den Brüdern schon damals so eng?

Namli: Immer! Die waren unzertrennlich. Die gab und gibt es eigentlich nur im Doppelpack. Die Brüder hatten sich wahnsinnig lieb, konnten aber auch miteinander diskutieren und streiten – so wie das bei Geschwistern eben so ist. Aber: Sie haben immer alles untereinander geklärt.

SPORT1: Was fiel denn besonders auf? Was konnten sie damals schon besser als die anderen Kinder?

Namli: Said war auf dem Platz immer wild unterwegs. Er ist immer in die Situation rein, hat sich nicht vor engem Raum oder Zweikämpfen gescheut. Said war immer schon der Dribbler, der am liebsten ganz viele Gegenspieler um sich herum haben wollte, um sich daraus zu lösen. Und Malek war einfach unfassbar schnell. Eine Sache haben sie damals allerdings nicht so gerne gemocht: Defensivarbeit. Da musstest du ihnen immer wieder klarmachen, dass Fußball auch verteidigen ist.

SPORT1: Welchen Einfluss hatten die Eltern auf die Karriere?

Namli: Einen sehr großen. Vor allem in der Erziehung. Die Eltern sind ganz normale Leute. Wahnsinnig bodenständige, liebe Menschen. Der Papa hat hier auch schon beim Linner SV gespielt. Bis zur Landesliga. Ich bin mir sicher, dass da auch einiges vom Vater vererbt wurde.

Jugendcoach fiebert mit Köln und El Mala mit

SPORT1: Wie verfolgen Sie denn aktuell seine Karriere und die Spiele des 1. FC Köln?

Namli: Ich bin wahnsinnig stolz. Ich war immer schon Köln-Sympathisant. Jetzt bin ich wirklich Fan des Klubs. Wenn ich mir FC-Spiele angucke, fiebere ich richtig mit und bin in jeder Sekunde, in der Said auf dem Platz steht, aufgeregt. Ich lebe das für ihn und seine Familie mit. Das ist brutal schön, was hier gerade passiert. Hoffentlich ist das für ihn, und auch für seinen Bruder, nur der Anfang.

SPORT1: Der Hype um Said El Mala ist enorm groß geworden. Kann das für einen so jungen Spieler auch gefährlich werden? Machen Sie sich Sorgen?

Namli: Er soll das jetzt erstmal alles genießen. Bei seinem Umfeld mache ich mir keine großen Gedanken. Die werden ihn immer schön am Boden halten. Er weiß, wie schnelllebig das Geschäft ist und wird hart weiterarbeiten. Er kann damit umgehen.

El Mala? „Wir leben diesen Traum mit“

SPORT1: Was bedeutet seine Laufbahn für den Linner SV?

Namli: Nicht nur der Verein ist begeistert. Ganz Linn ist stolz. Dass so etwas einem Jungen aus unserem kleinen Dorf passiert, dass er so einen Weg geht, ist einfach nur wunderbar. Das ganze Dorf fiebert mit.

SPORT1: Was trauen Sie ihm denn in seiner Karriere noch zu?

Namli: Es kann alles passieren. Das Wichtigste ist, ruhig weiterzuarbeiten. Talent hat er ohne Zweifel. Manchmal braucht man aber auch Glück. Wenn er das auch weiterhin hat, stehen ihm allen Türen offen.

SPORT1: Was wünschen Sie Ihrem ehemaligen Schützling?

Namli: Ich wünsche ihm nur das Allerbeste. Er soll genau so weitermachen wie jetzt und immer weiter an sich arbeiten. Und natürlich möchte ich mich auch noch bei ihm bedanken: Für Linn ist das ein absoluter Traum. Wir leben diesen Traum mit. Danke dafür. Mach weiter so, Junge.