Ob in Zeiten des Videobeweises oder lange davor: Abseitsentscheidungen sorgen regelmäßig für Diskussionen. Oftmals sind es vor allem Millimeter-Entscheidungen, die fragende Blicke nach sich ziehen.

Die Regelhüter des International Football Association Board (IFAB) diskutieren nun offenbar eine Regel, die für eine Abseitsrevolution sorgen könnte. Haarscharfe Entscheidungen würde sie unterbinden.

Basieren könnte die neue Regel auf einem Vorschlag von Trainer-Legende Arsène Wenger, der seit 2019 als Direktor für globale Fußballförderung bei der FIFA agiert und 2020 einen revolutionären Ansatz ins Spiel brachte.

Abseits-Revolution: Ein enormer Vorteil für Offensivspieler?

Nach diesem Vorschlag stünde ein Spieler künftig nicht mehr im Abseits, wenn sich ein Körperteil, mit dem ein Tor erzielt werden kann, noch auf gleicher Höhe mit dem letzten Abwehrspieler der gegnerischen Mannschaft befindet.

In der Praxis bedeutet dies, dass ein Angreifer im Moment der Ballabgabe mit einem großen Teil seines Körpers im Abseits stehen dürfte. Dies könnte zu einem deutlichen Vorteil für Offensivspieler führen, da sie deutlich früher als gewohnt in Richtung Tor starten könnten. Nach dem Grundsatz: „Im Zweifel für den Angreifer.“

Erste Tests der neuen Regeln wurden von der FIFA bereits nach Wengers ursprünglichem Vorschlag durchgeführt, mussten aufgrund der Corona-Pandemie allerdings vorzeitig abgebrochen werden. Jüngst nahmen die beiden IFAB-Beratungsgremien „Football and Technical Advisory Panels“, bestehend aus Spielern, Trainern und Schiedsrichtern, jedoch wieder Gespräche auf.

Eine Entscheidung kann jedoch erst bei der IFAB-Generalversammlung getroffen werden, die jedes Jahr im Februar oder März stattfindet. Wahlberechtigt sind dann die vier britischen Vertreter aus England, Wales, Schottland und Nordirland und die FIFA mit vier Stimmen, über die Präsident Gianni Infantino verfügt.

Kommt die nächste Sekunden-Regel?

Neben der Abseits-Revolution steht auch eine Ausweitung der Torwart-Regel zur Debatte, die besagt, dass ein Torhüter den Ball nur noch acht Sekunden halten darf, nachdem der Ball unter Kontrolle gebracht wurde. Bei einem Verstoß wird das Team seit diesem Jahr mit einem gegnerischen Eckball bestraft.

Künftig sollen auch Einwürfe und Abstöße mit einer Sekundenregel limitiert werden, um das Spiel zu beschleunigen. Mit einer entsprechenden Anpassung ist jedoch erst frühestens ab der übernächsten Saison zu rechnen.