Crystal Palace bleibt so etwas wie der Angstgegner für den FC Liverpool. Auch im dritten Anlauf konnten die Reds das Team von Oliver Glasner nicht bezwingen und scheiterten am Mittwoch krachend im Achtelfinale des League Cups (0:3). Die Krise wird immer größer.
Das Aus bedeutete die fünfte Niederlage in nationalen Wettbewerben in Folge. Eine solche Durststrecke erlebte der LFC zuletzt 1953 – vor 72(!) Jahren. Wettbewerbsübergreifend gelang lediglich ein Sieg aus den vergangenen sieben Spielen: ein 5:1 gegen Eintracht Frankfurt in der Champions League.
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CAPTION: Für Florian Wirtz und den FC Liverpool läuft gerade alles schief
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Ein positiver Ausrutscher, wenn man es gut mit dem FC Liverpool meint. Ansonsten bereiteten die Auftritte des englischen Meisters den eigenen Fans regelmäßig Kopfschmerzen und hinterließen jede Menge Frust.
Besonders der Auftritt, besser gesagt die Aufstellung gegen Palace, verwunderte einige Zuschauer. Stars wie Florian Wirtz, Hugo Ekitiké, Alexander Isak, Mohamed Salah und Virgil van Dijk standen gar nicht erst im Kader für die Partie. Stattdessen setzte Arne Slot auf Eigengewächse und Ergänzungsspieler.
Medien zerlegen Liverpool und Slot
Ein Plan, der nach hinten losging. „Slot erleidet seine schwerste Niederlage“, schrieb beispielsweise die Boulevardzeitung Sun. Auch andere Medien hinterfragten die vielen Wechsel in Slots Aufstellung. Hat der Niederländer sich verzockt?
„Auf den ersten Blick glaube ich ja“, meint Joachim Hebel, Sport-Kommentator und England-Experte, im Gespräch mit SPORT1. Dennoch geht er davon aus, dass es „abgesprochen“ war. „Mit zwei 18-Jährigen, einem 17-Jährigen und nur 18- und 17-Jährigen auf der Bank glaube ich fast, dass das einkalkuliert war.“ Der Wettbewerb habe für Liverpool nicht die höchste Priorität, die Liga sei wichtiger.
Dort begann die Saison der Reds so positiv, sie wirkten zu Beginn nahezu unschlagbar. Trotz verlorenem Community Shield (natürlich gegen Crystal Palace) startete der Meister perfekt in die Premier-League-Saison: Fünf Spiele, fünf Siege und die Tabellenführung. Trotz Startschwierigkeiten von Star-Neuzugängen wie Florian Wirtz oder Alexander Isak lief die Liverpooler Maschinerie rund.
Doch dazu gehörte häufig auch eine große Portion Glück. Gleich drei Partien entschied Liverpool erst in der 90. Minute oder gar in der Nachspielzeit. Wären diese Partien anders verlaufen, sähe es noch düsterer aus.
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CAPTION: Der FC Liverpool rutscht immer tiefer in die Krise
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Liverpool: Experte sieht taktische Mängel
Mittlerweile steht die Mannschaft nach vier Liganiederlagen in Folge nur noch auf Rang sieben, der Druck auf Slot wächst. Hebel sieht vor allem taktisch einige Probleme.
„Die neuen Außenverteidiger sind überhaupt nicht angepasst. Taktisch funktioniert das in diesem System noch nicht“, erklärt er und spricht damit unter anderem Jeremie Frimpong und Conor Bradley an, die in die Fußstapfen von Trent Alexander-Arnold treten mussten: „Sie haben ständig eine Dysbalance, dass der eine Außenverteidiger höher verschiebt als der andere.“
Aber das ist noch lange nicht alles aus Sicht des Experten. „Man hat noch immer keinen richtigen Sechser, Luis Díaz wurde nicht eins zu eins ersetzt“, führt Hebel weitere Probleme auf. Mit Isak und Ekitiké habe man zwar zwei „absolute Weltklassestürmer“ verpflichtet, allerdings fehle es an Tiefe auf den Außenbahnen.
Ist Liverpools Team einfach falsch zusammengestellt? „Jeder einzelne Transfer für sich macht in dem Kader Sinn, aber in der Kombination braucht es Zeit. Es gibt schon Fragezeichen, ob man das Geld nicht anders hätte anlegen können“, sagt Hebel über die Neuzugänge, die insgesamt über 500 Millionen Euro gekostet haben.
Wirtz? „Er wird das auf jeden Fall schaffen“
Einer von ihnen war Florian Wirtz, den sich die Reds insgesamt 125 Millionen Euro haben kosten lassen. Doch der Deutsche wurde seinen hohen Anforderungen noch nicht gerecht, wirkt noch nicht so recht angekommen. Lediglich drei Vorlagen und noch kein Tor stehen bei ihm nach 13 Spielen zu Buche. Hebel sieht auch eine Schuld am System.
„Wie soll ein Spieler, der gefühlt gerade mal eine Woche in der Premier League ist, dieses System sofort verstehen? Das System ist nicht zu verstehen, denn es versteht momentan keiner, nicht einmal diejenigen, die da sind.“ Das sei „einfach schwierig“ für ihn. Dazu kämen der Druck und die große mediale Aufmerksamkeit, die mit seinem Transfer einherging.
Wirtz brauche Zeit, er habe schließlich nicht das Fußballspielen verlernt. „Er wird das auf jeden Fall schaffen, natürlich wird er sich durchsetzen“, ist sich Hebel sicher.
Auf jeden Fall müssen die Reds schnell die Kurve bekommen, denn es warten absolute Kracher: Nach dem Ligaspiel gegen Aston Villa am Samstag empfängt der LFC Real Madrid in der Champions League (Dienstag, 21 Uhr im LIVETICKER). Nur fünf Tage später ist man bei Manchester City zu Gast. Nicht die leichtesten Aufgaben, um aus der Krise zu kommen.