Es ist ein Fehlschuss, der unweigerlich mit dem Abstieg von 1860 München aus der Bundesliga in Verbindung steht. Am 15. Mai 2004 stand es zwischen den abstiegsgefährdeten Löwen und Hertha BSC 1:1 und der gerade eingewechselte Francis Kioyo trat in der 89. Minute zum Elfmeter an – und schoss links am Tor vorbei.

In der BR-Dokumentation „Rise & Fall“ über 1860 erinnert sich Kioyo an die dramatische Situation am vorletzten Spieltag der Saison 2003/04 und offenbart, dass sich im Nachgang ausgerechnet zwei bekannte Gesichter vom Stadtrivalen bei ihm meldeten.

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CAPTION: Francis Kioyo nach seinem verschossenem Elfmeter 2004
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Francis Kioyo nach seinem verschossenem Elfmeter 2004
Francis Kioyo nach seinem verschossenem Elfmeter 2004Francis Kioyo nach seinem verschossenem Elfmeter 2004

Kioyo enthüllt Beckenbauer-SMS

„Am Abend war ich ganz alleine, da hat sich niemand gemeldet, kein Mitspieler, niemand“, blickt der 46-Jährige zurück und verrät: „Es haben sich nur zwei vom FC Bayern gemeldet. Der verstorbene Franz Beckenbauer schrieb mir eine SMS: ‚Du hast zumindest Mut gezeigt. Das passiert jedem. Kopf hoch, Junge.‘ Das hat mich bis heute mitgenommen und motiviert.“

Auch den zweiten Namen offenbart Kioyo nach kurzem Zögern: „Das war Uli Hoeneß.“

Hoeneß stützt 1860-Pechvogel: „Das gehört sich auch“

Der Ehrenpräsident des FC Bayern kommt in der Doku ebenfalls zu Wort und erinnert an seinen legendären Fehlschuss im verlorenen EM-Finale 1976: „Franz und ich, wir waren selber Spieler, und ich habe selbst auch schon Elfmeter verschossen, wie jeder weiß.“

Hoeneß erklärt weiter: „Da habe ich mich auch gefreut, als ein Franz-Josef Strauß, ein Helmut Kohl mir Briefe geschrieben haben, mich aufgemuntert haben. Das gehört sich auch, dass man demjenigen sagt, wie leid es einem tut – denn das ist ja fast ein Schicksal.“

Für Kioyo, der seine Karriere 2018 beendete, waren die Folgen des verschossenen Elfmeters immens: „Das hat meine Karriere und mein Leben komplett verändert. Für einen Spieler, der 23 Jahre alt ist, nicht in Deutschland geboren wurde und ohne Familie ist – da fühlt man sich einfach in einem Loch. Mich haben sie zerstört. Was ich alles lesen musste, die rassistischen Anfeindungen und Morddrohungen …“

Nach dem Abstieg verließ Kioyo die Löwen und absolvierte später 40 Bundesliga-Spiele für Cottbus. Für 1860 ging es derweil immer weiter bergab.