Es war ein Moment, der nicht sinnbildlicher für den zweiten Frühling in der Karriere von Danny Welbeck stehen konnte. Beim Stand von 0:3 legte sich der Stürmer in der 74. Spielminute den Ball für einen Freistoß zurecht, zirkelte ihn über die gegnerische Mauer und verwandelte aus knapp zwanzig Metern ins linke Eck.
Welbeck, in Manchester geboren, spielt seit 2020 für Brighton & Hove Albion. Der Gegner am vergangenen Samstag? Natürlich Manchester United. Genau der Klub, der Welbeck erst ausbildete, mit dem er 2008 ohne Einsatz den Gewinn der Champions League feierte und der ihn 2014 schließlich aussortierte.
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CAPTION: Danny Welbeck könnte vor seinem Comeback für England stehen
DESCRIPTION: Danny Welbeck könnte vor seinem Comeback für England stehen
Inzwischen hat Welbeck sein Glück wiedergefunden und erzielte fünf Tore in den vergangenen vier Ligaspielen von Brighton, wurde mit 38 Treffern zum besten Brighton-Torschützen in der Geschichte der Premier League und ist auf dem besten Weg, in seinen Dreißigern mehr Tore zu erzielen als in seinen Zwanzigern.
Nach sieben Jahren Pause? Welbeck hofft auf England-Comeback
Rund einen Monat vor seinem 35. Geburtstag könnte dem Engländer nun ein besonderes Geschenk zuteilwerden. Übereinstimmende Medienberichte sprechen inzwischen davon, dass Nationaltrainer Thomas Tuchel sehr überzeugt von Welbeck sei und den Mittelstürmer nicht nur für die kommenden WM-Qualifikationsspiele nominieren könnte, sondern möglicherweise auch für das Turnier im Sommer 2026.
„Ich habe die Mannschaft gefragt, ob sie glauben, dass Danny Welbeck für England spielen kann und sie haben alle zugestimmt“, erklärte Brighton-Trainer Fabian Hürzeler im Rahmen des League-Cup-Duells mit dem FC Arsenal.
Zwar riet Hürzeler dazu, abzuwarten, sagte jedoch auch: „Ich bin von meinen Spielern sehr überzeugt. Ich habe den großen Glauben, dass Danny für England spielen kann, aber England hat einen großartigen Trainer, der die richtigen Entscheidungen treffen wird.“
Die letzte Nominierung für die Three Lions liegt inzwischen bereits über sieben Jahre zurück. Beim 1:0-Testspielsieg gegen die Schweiz stand Welbeck am 11. September 2018 letztmals für England auf dem Platz. Dabei kann Welbeck auf eine eigentlich erfolgreiche Nationalmannschaftskarriere zurückblicken. In 42 Spielen erzielte er 16 Tore für England und nahm neben der EM 2012 auch an den Weltmeisterschaften 2014 und 2018 teil.
Welbeck? „All die Qualitäten, nach denen Thomas Tuchel sucht“
Auf seinem YouTube-Kanal Rio Ferdinand Presents sprach sich auch der ehemalige United-Verteidiger Ferdinand stark für ein Comeback von Welbeck aus, mit dem er in 71 Spielen gemeinsam auf dem Platz stand.
Im aktuellen Ranking englischer Mittelstürmer komme der 34-Jährige „direkt hinter Harry Kane“, meinte Ferdinand und forderte: „Wenn morgen der WM-Kader bekanntgegeben würde, müsste Danny Welbeck dabei sein. Er ist erfahren und kann dir auf dem Platz unterschiedliche Dinge geben. Er kann Tiefenläufe anbieten, kann aber auch kurz kommen – und als Verbindungsspieler ist außer Harry Kane niemand besser als er. Er ist ein Allround-Fußballer.“
Neben seiner sportlichen Leistung könnte der routinierte Welbeck auch von seiner Persönlichkeit profitieren. So erinnerte sich BBC-Reporter Ian Dennis an ein besonderes Erlebnis mit Welbeck: „Wir waren einmal auf einem Flug nach Florida, im Familienurlaub, und mein Sohn sagte zu mir: ‚Danny Welbeck sitzt hinten im Flugzeug.‘ Und ich entgegnete: ‚Das wird er nicht.‘ Ich meinte, dass Danny vorne sitzen würde – und tatsächlich, plötzlich kommt er einfach nach vorne und sagt: ‚Was machst du denn hier?‘ Ich sagte: ‚Ah, ich bin im Familienurlaub, schön, dich zu sehen.‘“
„Er ist so ein unglaublich netter, lieber Kerl, und ich stimme zu: Ich finde, er hat die Persönlichkeit, den Charakter, die Professionalität, den Antrieb – all die Qualitäten, nach denen Thomas Tuchel bei einem Spieler sucht. Danny Welbeck besitzt sie im Übermaß“, schwärmte Dennis.
Verletzungsmisere bremste Welbecks Karriere
Dass Welbeck überhaupt auf ein Comeback für England hoffen darf und – nach jeweils über 120 Pflichtspielen für United und Arsenal – erst spät in seiner Karriere sein Glück wieder fand, hängt auch mit einer tragischen Verletzungsmisere zusammen.
Immer wieder wurde Welbeck ausgebremst. So verpasste er die EM 2016 mit einer Knieverletzung. Ein gebrochener Knöchel besiegelte 2019 hingegen sein Aus bei Arsenal, wo ihm zudem häufig eine mangelnde Chancenverwertung nachgesagt wurde.
Bei seinem Jugendklub Manchester United konnte er sich dagegen nicht durchsetzen, da Trainer Louis van Gaal neben den Star-Stürmern Robin van Persie und Wayne Rooney keinen Platz für Welbeck sah. Nachdem im Sommer 2014 auch noch Radamel Falcao und Ángel Di María zum Verein wechselten, endete das 2001 in der Jugend begonnene Kapitel bei United für Welbeck.
Für Ferdinand war der Verkauf an Arsenal für 20 Millionen Euro „total daneben“ gewesen. „Ein Junge aus Manchester, der den Klub liebt, und ein toller Typ, der niemals Ärger macht. Warum verkauft man den?“, fragte sich die United-Ikone.
Doch Welbeck ließ sich von den Rückschlägen nicht unterkriegen. Der Stürmer erklärte nach seinem Doppelpack gegen Newcastle United am 18. Oktober: „Ich habe eine Leidenschaft und Liebe für den Fußball. Das ist es, was ich machen will. Ich fühle mich gut. Ich fühle mich stark und fit, also werde ich so schnell nicht aufhören.“
Watkins, Solanke oder Welbeck: Wie entscheidet sich Tuchel?
Eine Einschätzung, der sich auch Ex-Profi Micah Richards bei BBC anschloss: „Er ist einfach ein fantastischer Profi. Ich meine, er hatte zwar auch seine Knieverletzungen, aber er spielt in einem System, das zu ihm passt. Ich glaube, er hat noch drei bis vier Jahre vor sich. Ich glaube nicht, dass er bald aufhören wird.“
Trotz seiner fast 35 Jahre scheint das Karriereende aktuell also ein Thema zu sein, das kaum ferner sein könnte. Näher scheint ein Nationalmannschafts-Comeback nach acht Jahren.
Zumal England als einziges Team in Europa das WM-Ticket bereits sicher hat und sich Tuchel bei den kommenden Qualifikationsspielen Experimente erlauben kann.
Während der zuletzt nominierte Ollie Watkins und auch Dominic Solanke weiter ihrer Form hinterherlaufen, kann Welbeck am Samstag gegen Leeds United erneut beweisen, dass er die beste Option hinter Harry Kane sein kann.