Sie erinnern sich wahrscheinlich schon gar nicht mehr an den ganzen Aufruhr, gerade das ist ja das Schöne dran.
Die ganze Angelegenheit hatte ja das Potenzial sehr hässlich zu werden.
Und sich dabei auch sehr lange hinzuziehen.
Zoff um, Ärger über, schießt gegen, keilt zurück, Sie kennen es. Stattdessen: Frieden, echter.
Dabei waren das schon wirklich beunruhigende Szenen, die da durch geheimdienstliche Lecks nach außen gedrungen waren.
Unschön eingesungene Spekulationen über den beruflichen Werdegang naher Anverwandter, vollkommen haltlose obendrein.
Im Angesicht der drohenden Eskalation, die diese Enthüllungen hätten auslösen können, ist die Weltöffentlichkeit stattdessen Zeuge höchster Staatskunst geworden.
Erst die deeskalierende Video-Entschuldigung von Bastian Schweinsteiger, samt der Klarstellung, dass wer immer verantwortlich für die Gesänge gewesen sein mag, es sicher nicht so gemeint habe.
HERE SHOULD BE FB POST – EMBED IT AGAIN WITH URL: https://www.facebook.com/photo.php?v=10152559482874723
Dann Kevin Großkreutz‘ Pendeldiplomatie, bei der er alles unternahm, um eine gemeinsame Basis für die Konfliktparteien zu errichten ? dabei aber auch nicht vergaß, den aggressiven Gesangsakt in der nötigen Schärfe als „nicht cool“ zu verurteilen.
Ohne diese Vorarbeit wäre der endgültige Friedenschluss mittels der Facebook-Erklärung von Borussia Dortmund kaum möglich gewesen.
In der bedrohlichen Lage zeigte sich einmal mehr der Wert gesicherter, über das rein politische hinausgehender Beziehungen der handelnden Entscheidungsträger – auch und gerade über ideologische Grenzen hinweg.
Zumal die in der Kaderschmiede Campo Bahia geknüpfte Bande in Zeiten der Krise nicht zerrissen ist wie so viele andere. Sondern im Gegenteil fester denn je gezurrt wurde.
Der Dienst, den Kevin Großkreutz und Bastian Schweinsteiger dem Frieden erwiesen haben, wird bleiben, über den Tag hinaus.
Adenauer und de Gaulle, Schmidt und Giscard d’Estaing, Kohl und Gorbatschow ? in dieser Reihe kann, muss man Großkreutz und Schweinsteiger ab nun verorten.
Ihr Instagram-Selfie mit den Bierflaschenhälsen im Bus steht schon jetzt auf einer Stufe mit den Ablichtungen der deutsch-sowjetischen Regierungschefs in den Wäldern des Kaukasus anno 1990, Schweinsteigers Entschuldigungsstehlampe wird bald denselben musealen Wert haben wie Kohls Einheitsstrickjacke.
Es hätte Symbolkraft, wenn Großkreutz und Schweinsteiger ihren gemeinsamen Gesangsunterricht nun unter dieser Lampe stattfinden lassen würden.
Am besten unter Beteiligung weiterer Staatslenker aus anderen Erdteilen.
Denen kann es in diesen Tagen nur guttun, ein wenig wie Kevin Großkreutz und Bastian Schweinsteiger zu sein.
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