Es war eine unscheinbare Szene zwei Runden vor Schluss des GP Katar – aber eine, die die Formel-1-WM 2025 in die eine oder andere Richtung entscheiden könnte.

Andrea Kimi Antonelli verliert zwei Runden vor Schluss auf Platz vier liegend kurz die Kontrolle über seinen Mercedes und rutscht neben die Linie. Eine Einladung, über die WM-Leader Lando Norris nicht zweimal nachdenken muss.

Helmut Marko nimmt seine Anschuldigungen gegenüber Kimi Antonelli und Mercedes zurück
Helmut Marko nimmt seine Anschuldigungen gegenüber Kimi Antonelli und Mercedes zurückHelmut Marko (l.) nimmt seine Anschuldigungen gegenüber Kimi Antonelli und Mercedes zurück

Der McLaren-Star schlüpft durch, sichert sich Rang vier und damit zwei weitere wichtige Punkte im Duell gegen Max Verstappen. Zehn oder zwölf Zähler Vorsprung, das kann am kommenden Wochenende beim Finale in Abu Dhabi entscheidend sein.

Diese Formel-1-Szene erregt Verdacht bei Marko

Aber die TV-Aufnahmen zeigen zunächst nur die Endphase des Überholvorgangs. Und da sieht es so aus, als hätte Antonelli freiwillig Platz gemacht. Für Red Bull Grund genug, sofort Alarm zu schlagen.

Am Sky-Mikro ärgert sich Chefberater Helmut Marko direkt nach Rennende: „Antonelli hat ihn vorbeigewunken.“ Der Grundgedanke dahinter: Norris wird im McLaren von einem Mercedes-Motor angetrieben. Auf dem Weg zum Titel wolle das Werksteam seinem Papaya-Kunden nicht im Weg stehen. Die Folge: ein Mega-Shitstorm gegen Kimi Antonelli in den sozialen Medien.

Marko rudert zurück: „Er hat Norris nicht mit Absicht vorbeigelassen.“

Deshalb rudert Marko im Gespräch mit SPORT1 jetzt zurück – und entschuldigt sich sogar. „Ich habe mir die Aufnahmen noch mal genau angeschaut“, sagt der Grazer.

„Beim ersten Mal hätte Antonelli ruhig ein bisschen mehr dagegenhalten können (Marko meint das frühere Windschatten-Duell gegen den heranfliegenden Oscar Piastri auf Start-Ziel; d. Red.). Beim zweiten Mal war es ein Fahrfehler und keine Absicht. Es tut mir leid, dass Antonelli so viel Ärger im Netz bekommen hat. Um das noch mal klarzustellen: Er hat Norris nicht mit Absicht vorbeigelassen.“

Mercedes-Boss Toto Wolff weist Schuld zurück

Damit räumt auch Red Bull ein: Es gibt von Mercedes-Seite keinen „Freifahrtschein“ für McLaren. Schon am Sonntagabend hatte Mercedes-Teamchef Toto Wolff den Verdacht aus Milton Keynes entschieden zurückgewiesen.

„Wir kämpfen um Platz zwei in der Konstrukteurs-WM“, betonte er bei Sky: „Da schenken wir garantiert niemandem etwas. Er hat Norris nicht vorbeigelassen, er hat einen Fehler gemacht – über den ich mich genauso ärgere wie er.“

Nimm Szene Einfluss auf WM-Kampf in der Formel 1?

Doch auch wenn Marko die Brisanz aus der Szene nimmt, hat sie weiterhin einen klaren Einfluss auf den WM-Kampf. Verstappen fehlen nach seinem Sieg in Katar zwölf Punkte auf Norris. Hätte Antonelli Platz vier verteidigt, wären es nur zehn.

Übersetzt heißt das: Jetzt reicht Norris bei einem Verstappen-Sieg Rang drei. Ohne das Antonelli-Missgeschick hätte er unbedingt Zweiter werden müssen.

Charakterprobe für Formel-1-Talent

Für Antonelli wird der Zwischenfall deshalb zur Charakterprobe. Im Netz hagelte es Vorwürfe, teilweise sogar unter der Gürtellinie. Markos Klarstellung dürfte den 19-Jährigen zumindest etwas aus der Schusslinie nehmen.

Doch eines ist sicher: Beim WM-Finale in Abu Dhabi wird jeder Zweikampf zwischen McLaren, Red Bull – und jetzt wohl auch Mercedes – mit Argusaugen beobachtet.

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