Christian Heidel kennt das Fußballgeschäft besser als viele andere, genauso die Mechanismen und üblichen Reflexe, die immer dann einsetzen, wenn es sportlich über längere Zeit nicht läuft.

Deswegen überlegt und analysiert der Sportvorstand aktuell rund um die Uhr, so ist es aus Mainz zu hören. Er mag Bo Henriksen sehr, schätzt dessen Arbeit als Fußballlehrer und seinen Charakter. Seine menschliche Art, seinen Fleiß.

Sportvorstand Christian Heidel (l.) und Trainer Bo Henriksen stehen mit Mainz 05 in der Bundesliga auf dem letzten Platz
Sportvorstand Christian Heidel (l.) und Trainer Bo Henriksen stehen mit Mainz 05 in der Bundesliga auf dem letzten PlatzSportvorstand Christian Heidel (l.) und Trainer Bo Henriksen stehen mit Mainz 05 in der Bundesliga auf dem letzten Platz

Schwierige Lage für Mainz, Heidel und Henriksen

Jetzt hat Heidel, der schon Jürgen Klopp zum Cheftrainer machte und auch Thomas Tuchel, das Problem, dass Mainz 05 mit Bo Henriksen Bundesliga-Letzter ist. Und dass, wie immer in solchen Situationen, jeder alles besser weiß.

Heidel großer Erfahrungsschatz ist jetzt Gold wert. „Christian weiß sehr gut, wem er zuhört momentan. Und wem nicht so“, sagt jemand, der im Verein ebenfalls in der Verantwortung steht und auch mit Heidel regelmäßig zu tun hat.

Heidel hofft, es mit Henriksen zu schaffen

Die Sache ist nicht einfach, und doch scheint sie aktuell noch relativ klar: Heidel hofft, es mit Bo Henriksen zu schaffen. Er sieht weder die Mannschaft, noch den Verein am Boden – und liegt damit ja auch nicht falsch. Das 0:4 in Freiburg war deutlich, definitiv ein Tiefschlag, der allen Mainzern extrem weh tat.

Doch der FSV ist deswegen noch lange kein Kanonenfutter. Das letzte Mal so deutlich war es Anfang Oktober, beim 0:4 in Hamburg. Danach waren sie immer auf Augenhöhe und bis zuletzt im Spiel.

Es waren einige starke Leistungen dabei, gegen Bremen, Hoffenheim (beide 1:1) oder in Frankfurt (1:2). In der Conference League, in die Henriksen sie geführt hat, holte Mainz drei Siege aus vier Spielen.

Auch für Mainz 05 gibt es mit neuem Trainer keine Garantien

Es bestehen keine Zweifel daran, dass die Situation aktuell kritisch ist. Letzter ist immer schlecht. Aber der FSV ist nicht der erste Bundesliga-Klub, der es sensationell nach Europa schaffte und dann im Alltag ins Straucheln geriet. Der neue Rhythmus mit den zusätzlichen Spielen ist eine große Herausforderung, auch für den Kopf. Für den Fokus.

Die Bundesliga-Saison ist erst zu einem Drittel gespielt. Die Mainzer sind nicht abgeschlagen, nur drei Punkte sind es bis Platz 15. Es ist gut, richtig und wichtig, dass Heidel Henriksen und seiner Mannschaft jetzt vertraut.

Die Chance, dass es besser würde mit einem Neuen, der die Mannschaft nicht kennt, den die Mannschaft nicht kennt, ist nicht wirklich groß. Es gibt da keine Garantien.

Ja, Henriksens Mannschaft ist angeschlagen, aber K.o. ist sie noch nicht. Der nächste Gegner Mönchengladbach (Freitag, 20.30 Uhr) wird eine Mammutaufgabe. Die strotzen vor Selbstbewusstsein, nach zehn Punkte aus den letzten vier Spielen.

Doch davor, und das ist der Punkt für die Mainzer, war die Borussia am Boden. Mehr als der FSV jetzt. Mönchengladbach war Letzter und von allen abgeschrieben.

Manchmal geht es schnell…

Tobias Holtkamp war in der Chefredaktion von Sport Bild und Chefredakteur von Transfermarkt.de. Heute berät er Sportler und Marken in ihrer inhaltlichen und strategischen Ausrichtung. Für SPORT1 schreibt...