Manuel Gräfe sieht in der Aberkennung des vermeintlichen Ausgleichstreffers von Eintracht Frankfurt bei der Niederlage gegen den FC Bayern einen Fehler.

Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter wertete das Handspiel von Ritsu Doan, das dem Tor vorausgegangen war, als unabsichtlich – und damit als nicht strafbar.

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Der Treffer, der das 1:1 bedeutet hätte, sei „zu Unrecht aberkannt“ worden, erklärte Gräfe bei X.

Gräfe: Bayern hat Glück gehabt

„Bei Torschützen können auch unabsichtliche, im Vorfeld eines Tores nur absichtliche Handspiele zurückgenommen werden! Das war kein absichtliches Handspiel und umgekehrt gäbe es auch kein Elfer! Glück für den FC Bayern“, teilte Gräfe mit.

Die Eintracht hatte bei der 0:3-Pleite gegen die Münchner zwischenzeitlich ausgeglichen, nach einer Intervention des VAR war das Tor aber zurückgenommen worden. Doan hatte den Ball vor seiner Hereingabe mit der Hand gespielt.

Während bei einem Torschützen schon eine unabsichtliche Berührung mit der Hand oder dem Arm strafbar sei, müsse es sich im Vorlauf aber eben um eine absichtliche Bewegung handeln, bekräftigte Gräfe.

„Was es aufgrund der kurzen Entfernung und Intention des Spielers nicht ist”, behauptete der Ex-Referee weiter. Doan wolle „typischerweise kreuzen gegen die Laufrichtung des Verteidigers, aber so kommt der Ball sogar auch wieder mehr in den Lauf des Bayern Spielers!“

Schiedsrichter sieht Szene ganz anders

Gänzlich anders sah dies der Schiedsrichter der Partie, Daniel Siebert. „Das regeltechnische Kriterium, das hier alles schlägt, ist, dass die Hand zum Ball geht“, meinte der Unparteiische bei Sky.

Siebert argumentierte weiter: „Der Ball geht ja eigentlich schon in eine andere Richtung. Doch durch diese Ballberührung ist er auf einmal wieder an seinem Fuß und er hat ihn unter Kontrolle.“

Er sei „überzeugt davon, wenn der Ball nicht an die Hand gegangen wäre, hätte Konrad Laimer (Doans Gegenspieler, Anm. d. Red.) seinen Körper dazwischen gepackt, die Ballkontrolle gehabt und den Gegenangriff einleiten können. So hat sich der Spieler den Ball praktisch wieder vorgelegt.“

Ein weiteres Argument Gräfes lautete derweil: „Für sowas sollte es auch keinen Elfer geben, wenn es einem Verteidiger im Strafraum passiert! Unfair ist die Regel nur, dass es beim Torschützen selbst anders ist. Regeltechnisch unabsichtlich bedeutet hier weiter und Tor!“

Frankfurt hadert, auch Siebert ärgert sich

Die Meinungen gehen in der Bewertung der Szene also sehr weit auseinander, und das nicht nur unter den (Ex-)Schiedsrichtern.

TV-Experte Lothar Matthäus hatte sie während des Spiels bei Sky als ein klares und strafbares Handspiel bezeichnet. Bei Eintracht Frankfurt ärgerte man sich derweil. Trainer Dino Toppmöller sprach von einem „Geschmäckle“ und verwies auf die fehlende Linie der Schiedsrichter. Sportvorstand Markus Krösche meinte: „Ist es unmittelbar vor der Torerzielung? Das sehe ich in der Situation nicht. Von daher hätte man es auch weiterlaufen lassen können.“

Übrigens: Auch Siebert ärgerte sich nach dem Spiel sehr, weil er das Handspiel nicht sofort erkannt hatte. „Es ist ärgerlich. Das wäre alles nicht passiert, wenn man einfach die Szene gleich tot macht, dann erspart man sich eine Menge Emotionen, eine Menge Ärger und Minuspunkte in meinem Beobachtungsbogen.“ Er habe das Handspiel aber nur „ein bisschen“ gesehen und sei sich nicht sicher gewesen.