Für den Independent on Sunday, eine dieser stolzen Sonntagszeitungen im stolzen England, war die Sache klar: „So einen Abschied hatte Wembley nicht verdient.“

Zu viel hatte das Stadion mit den Zwillingstürmen in seiner Geschichte erlebt: Die Olympischen Spiele 1948, das WM-Finale 1966 mit dem legendären Tor, das keines war, oder das Live-Aid-Konzert 1985 gegen den Hunger in Afrika.

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CAPTION: Dietmar Hamann nach dem Abpfiff in Wembley mit Michael Ballack (l.) und Mehmet Scholl (r.)
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Dietmar Hamann nach dem Abpfiff in Wembley mit Michael Ballack (l.) und Mehmet Scholl (r.)
Dietmar Hamann nach dem Abpfiff in Wembley mit Michael Ballack (l.) und Mehmet Scholl (r.)Dietmar Hamann nach dem Abpfiff in Wembley mit Michael Ballack (l.) und Mehmet Scholl (r.)

Doch dann kam vor 25 Jahren Dietmar Hamann, die menschliche Abrissbirne, und schockte eine gesamte Nation.

Denn ausgerechnet der Mittelfeldspieler, der zu dieser Zeit in England beim FC Liverpool spielte, erzielte das letzte Tor im altehrwürdigen Wembley-Stadion, bevor dieses später abgerissen und neu erbaut wurde.

Noch viel schlimmer für die so stolze Fußball-Nation. Durch Hamanns Treffer gewann Deutschland in England mit 1:0. Ausgerechnet der große Rivale gewann das letzte Fußballspiel im eigenen Wohnzimmer.

7. Oktober wird zum „Didi-Day“

Die Boulevard-Zeitung News of the World taufte den Spieltag vom 7. Oktober 2000 später „Didi-Day“ in Anlehnung an die Landung der Alliierten in der Normandie (D-Day).

Mit Weltkriegsvergleichen haben sich die bunten Blätter auf der Insel noch nie zurückgehalten, vor allem dann nicht, wenn es gegen die „bloody Germans“ geht – die verhassten Deutschen.

An jenem besagten „Didi-Day“ also, einem ungemütlichen Herbsttag mit typisch englischem Schmuddelwetter, war alles angerichtet für einen stimmungsvollen Abschied von der „Kathedrale“ des Fußballs.

Eine englische Mannschaft mit David Beckham, Paul Scholes und Michael Owen war klarer Favorit gegen die EM-Versager aus Deutschland mit Interims-Teamchef Rudi Völler, die nur wenige Monate zuvor sang- und klanglos als Letzter in der Gruppenphase ausgeschieden waren.

Hamanns Treffer war wie eine „Abrissbirne“

Doch dann traf Hamann „mit der Abrissbirne“, wie der Independent on Sunday ernüchtert feststellte, zum 1:0-Sieg.

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CAPTION: Didi Hamann wurde für Deutschland im Wembley-Stadion zum Helden
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Didi Hamann wurde für Deutschland im Wembley-Stadion zum Helden
Didi Hamann wurde für Deutschland im Wembley-Stadion zum HeldenDidi Hamann wurde für Deutschland im Wembley-Stadion zum Helden

Ein direkter Freistoß aus 32 Metern mitten ins Herz des englischen Fußballs, ein „Donnerschlag“ (Sunday People) im letzten Match im alten Wembley-Stadion. Drei Jahre später folgte der tatsächliche Abriss, sieben Jahre später die Eröffnung eines neuen Fußball-Tempels.

Und wieder waren es die Deutschen, die das nationale Heiligtum der Engländer entweihten. Nach einem 1:1 im ersten Länderspiel im neuen Wembley-Stadion gegen Brasilien verloren die stolzen Löwen gegen die DFB-Elf 1:2.

Hamann hätte indirekt fast für zweite Schmach gesorgt

Immerhin eine Schmach blieb den Engländern erspart: Didi Hamann lag bei der Online-Abstimmung über den Namen der Fußgängerbrücke, die zum Stadion führt, in Führung – die Abrissbirne hätte sich für alle Zeiten in Wembley eingebrannt.

Letztlich wurde die Brücke „The White Horse Bridge“ genannt – nach dem Polizeipferd Billy, das 1923 beim ersten FA-Cup-Finale im alten Wembley-Stadion besonders gute Arbeit geleistet hatte.

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CAPTION: Die White Horse Bridge am neuen Wembley-Stadion wäre fast nach Didi Hamann benannt worden
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Die White Horse Bridge am neuen Wembley-Stadion wäre fast nach Didi Hamann benannt worden
Die White Horse Bridge am neuen Wembley-Stadion wäre fast nach Didi Hamann benannt wordenDie White Horse Bridge am neuen Wembley-Stadion wäre fast nach Didi Hamann benannt worden

Das Tor des heutigen TV-Experten und die Schmach, die die so stolze Fußball-Nation schockte, wird in England auch so wohl niemand vergessen.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)