Gute Leistung, mangelnde Effektivität: Nach acht Spieltagen hat der Hamburger SV nur sieben Treffer auf dem Konto – lediglich Tabellenschlusslicht Borussia Mönchengladbach (6 Tore) traf seltener.

Stürmer-Tore? Gab es beim Aufsteiger diese Saison noch nicht. Ein möglicher Grund dafür: Der beste HSV-Knipser der vergangenen Jahre spielt sportlich keine Rolle.

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CAPTION: HSV-Identifikationsfigur Robert Glatzel stand gegen den VfL Wolfsburg nicht im Kader
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HSV-Identifikationsfigur Robert Glatzel stand gegen den VfL Wolfsburg nicht im Kader
HSV-Identifikationsfigur Robert Glatzel stand gegen den VfL Wolfsburg nicht im KaderHSV-Identifikationsfigur Robert Glatzel stand gegen den VfL Wolfsburg nicht im Kader

Robert Glatzel stand am Samstag bei der 0:1-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg nicht im Kader. „Das war eine sportliche Entscheidung“, sagte Merlin Polzin auf Nachfrage von SPORT1. Der Trainer begründete dies mit dem großen Kader, der solche Entscheidungen teilweise unumgänglich macht.

Es gehe eben weniger darum, „nur blind oder offensivfreudig den Kader zusammenzustellen, sondern auf jegliches Szenario vorbereitet zu sein.“

Eine menschlich harte Entscheidung

Ransford Königsdörffer wurde wie gewohnt in die Startelf beordert, Sommer-Neuzugang Yussuf Poulsen später eingewechselt. Für Glatzel war somit kein Platz.

Dabei hat der 31-Jährige seine Treffsicherheit bewiesen. In 135 Pflichtspielen für den HSV gelangen ihm 80 Tore und 20 Vorlagen. 2024 wurde Glatzel Torschützenkönig der 2. Liga. Er spielt seit Sommer 2021 für den HSV und ist neben Torwart Daniel Heuer Fernandes die große Identifikationsfigur der Fans.

„Es ist natürlich eine menschlich harte Entscheidung, Bobby dies mitzuteilen“, sagte Polzin über seinen Spieltagskader und lobte dennoch die Mentalität des Stürmers. „Wenn ich sehe, wie er tagtäglich versucht, für die Mannschaft da zu sein, wie er sich einbringt – unabhängig von der Rolle, die sich im Vergleich zu den letzten Jahren sicherlich verändert hat – dann gefällt mir das gut.“

Königsdörfer verschießt Elfmeter

Polzin bezeichnet Glatzel weiterhin als einen „ganz, ganz wichtigen Bestandteil der Mannschaft.“ Die Realität auf dem Platz sieht aber anders aus. In den vorherigen fünf Bundesligaspielen wurde Glatzel zwar stets eingewechselt, kam aber insgesamt nur auf eine reguläre Einsatzzeit von 57 Minuten. Zu wenig, um sich in den Vordergrund zu spielen.

Der 24 Jahre alte Königsdörffer stand in allen acht Bundesligaspielen in der Startelf, kam dadurch auf 600 Minuten Einsatzzeit. Die Ausbeute ist allerdings nicht besser: 0 Tore, 0 Torvorlagen. Der Tiefpunkt ereignete sich gegen Wolfsburg, als er sogar einen Elfmeter verschoss.

Polzin schätzt dennoch die Qualitäten von Königsdörffer, „weil wir sowohl was das variable Offensivspiel angeht als auch das Verhalten gegen den Ball sehr, sehr viele positive Dinge sehen.“

Strafraumstürmer passt nicht in das System von Polzin

Und Glatzel? „Er weiß um die Dinge, die ich an ihm verbessert sehen möchte. Daran versucht er zu arbeiten“, sagte Polzin. Auf Nachfrage von SPORT1, was genau er besser machen müsse, wich Polzin aus. Direkt nach einem emotionalen Spiel wolle er nicht über Einzelne sprechen. Nur so viel: „Wir kennen uns schon sehr, sehr lange. Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam daran arbeiten werden, dass es dann wieder besser aussieht.“

Glatzel ist ein typischer Strafraumstürmer. Polzin sagte noch unter der Woche, dass „Bobby im letzten Drittel und in der Box seine Stärken hat“. Doch er passt offenbar nicht in das System des Trainers, der auf Pressing und Umschaltmomente setzt. Allerdings: Das Spiel gegen Wolfsburg wäre Glatzel entgegengekommen, weil der HSV mit 61 Prozent Ballbesitz und einem Torschussverhältnis von 27:6 das Spiel dominierte – nur eben nicht traf.

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CAPTION: "Jetzt muss ich aufpassen, was ich sage"
DESCRIPTION: Der HSV verliert mit 0:1 gegen den VfL Wolfsburg. Mit einer Entscheidung des Schiedsrichters ist Hamburg-Coach Merlin Polzin dabei nicht einverstanden.

Der HSV verliert mit 0:1 gegen den VfL Wolfsburg. Mit einer Entscheidung des Schiedsrichters ist Hamburg-Coach Merlin Polzin dabei nicht einverstanden.

Der HSV verliert mit 0:1 gegen den VfL Wolfsburg. Mit einer Entscheidung des Schiedsrichters ist Hamburg-Coach Merlin Polzin dabei nicht einverstanden.

Situation für Glatzel „natürlich nicht schön“

Was in Glatzel vorgegangen sein dürfte, als er das Spiel von außen verfolgte? Für ihn ist die Situation schwer zu verarbeiten. „Es ist natürlich nicht schön“, sagte er kürzlich. „Es wäre auch gelogen, wenn ich sagen würde, dass die Situation zufriedenstellend ist. Es tut natürlich mehr weh, wenn man vier Jahre hier immer vorangegangen ist. Das Ziel hatte, hier Bundesliga zu spielen und jetzt ein wenig außen vor ist.“

Der Konkurrenzkampf wird nicht leichter. Der 31-jährige Poulsen scheint nach seinen körperlichen Beschwerden seine Fitness wiederzuerlangen und wurde in Leipzig sowie gegen Wolfsburg eingewechselt. Das Kapitänsamt unterstreicht seine Rolle als Führungsspieler. Welche Perspektive hat Glatzel also noch?

Winter-Abgang wäre für HSV riskant

Sein Vertrag läuft bis zum Sommer 2027. Für den Stürmer könnte ein Abgang im Winter eine Option sein. Es gäbe sicherlich Vereine, die einen treffsicheren Stürmer suchen. Für den HSV wäre ein Verkauf allerdings riskant, weil sie dann neben dem erfolglosen Königsdörffer und dem verletzungsanfälligen Poulsen keinen weiteren Stürmer im Kader hätten.

Die unbefriedigende Situation für Glatzel könnte sich also in die Länge ziehen.