Beim FC Bayern war er meistens eher Teil der zweiten Garde – so richtig als Stammspieler festspielen konnte sich Medhi Benatia in seiner Zeit beim deutschen Rekordmeister nicht wirklich. Umso überraschender ist die Entwicklung des Marokkaners nach dessen aktiver Spielerkarriere.

Benatia ist nach nicht einmal zwei Jahren als Verantwortlicher bei Olympique Marseille zur einflussreichsten Person des Vereins aufgestiegen. Beim französischen Top-Klub hat der 38-Jährige die vereinsinternen Strukturen revolutioniert und sich in kürzester Zeit sein eigenes Netzwerk aufgebaut.

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CAPTION: Mehdi Benatia ist bei Olympique Marseille in weniger als zwei Jahren zum mächtigsten Mann aufgestiegen
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Mehdi Benatia ist bei Olympique Marseille in weniger als zwei Jahren zum mächtigsten Mann aufgestiegen
Mehdi Benatia ist bei Olympique Marseille in weniger als zwei Jahren zum mächtigsten Mann aufgestiegenMehdi Benatia ist bei Olympique Marseille in weniger als zwei Jahren zum mächtigsten Mann aufgestiegen

Benatia zunächst „Führungsfigur“ im Schatten

Dabei hatte die Zeit des ehemaligen Innenverteidigers im kleinen Rahmen begonnen, wie die französische L‘Équipe beleuchtete. Auf Wunsch von Präsident Pablo Longoria wurde Benatia im November 2023 als Sportberater engagiert. Eine größere Führungsrolle durfte der ehemalige Kapitän der marokkanischen Nationalmannschaft zu diesem Zeitpunkt für mindestens ein Jahr nicht besetzen, da er zuvor als Spielerberater tätig war.

Sein Anfang in Marseille war durchaus kompliziert: In der Saison 2023/24, in der sich der ambitionierte Klub die meiste Zeit im Tabellenmittelfeld der Ligue 1 bewegte und letztlich auf dem achten Platz landete, startete ein interner Konflikt zwischen Präsident Longoria und Generaldirektor Stéphane Tessier. Letzterer sei klar gegen die Ernennung von Benatia gewesen.

Obwohl er nur als Berater des Managements tätig war, avancierte der Marokkaner an der Seite von Präsident Longoria direkt zur „Schlüsselfigur”, wie Goal berichtete. Das Wintertransferfenster 2024 delegierte der ehemalige Bayern-Star laut L‘Équipe fast im Alleingang – und überzeugte.

Marseille blickt auf erfolgreichen Transfersommer

Beinahe zwei Jahre später hat sich der 38-Jährige, der durch harte Arbeit und seine Überzeugungskraft zum Sportdirektor aufgestiegen ist, ein ganzes Netz an Unterstützern um sich aufgebaut. Während Kritiker Tessier bereits 2024 sein Amt räumen musste, erfolgte im Januar 2025 die offizielle Beförderung des Schatten-Direktors.

Marseille liegt zu Beginn dieser Saison mit 19 Punkten auf dem dritten Tabellenplatz der Ligue 1 – ein vielversprechender Start, obwohl man zuletzt wettbewerbsübergreifend zwei Niederlagen in Folge kassierte und auch am Mittwochabend nicht über ein Remis gegen Angers SCO hinauskam (2:2). Einen großen Anteil an der ansonsten guten Form der Franzosen tragen die von Benatia orchestrierten Sommerneuzugänge, die sofort einschlugen.

Gemeinsam mit seinem Vertrauten Christian Ercolani sorgte der Sportdirektor für namhafte Verpflichtungen. Unter anderem sicherte sich Marseille diesen Sommer die Dienste der ehemaligen Bayern-Spieler Benjamin Pavard und Pierre-Emile Hojbjerg sowie die von Igor Paixao oder Timothy Weah.

Benatia setzt Vertraute in verschiedenen Bereichen ein

Neben der Unterstützung bei der Kaderplanung erstreckt sich Benatias Netz an Vertrauten über mehrere Abteilungen des Vereins. Bob Tahri, ehemaliger Meister im 3000-Meter-Hindernislauf, ist beispielsweise für die interne Kommunikation mit den Spielern, Trainingsplanung oder Ernährungsüberwachung zuständig.

Mit Thomas Heurtaux gehört ein ehemaliger Mitspieler und enger Vertrauter aus einer gemeinsamen Zeit bei Udinese von 2012 bis 2013 dem Trainerstab von Marseille-Coach Roberto De Zerbi an. Heurtaux fungiert als „Sportdolmetscher” beim französischen Top-Klub.

Vereinsintern wird von der Arbeit des 38-Jährigen geschwärmt. Marseilles Direktor für Sportkommunikation und ehemaliger Chefredakteur von beIN Sports, Bel-Abbès Bouaissi, betonte Anfang des Jahres im Interview mit Africa Foot United: „Die Arbeit von Benatia ist zu diesem Zeitpunkt, ganz objektiv betrachtet, unglaublich.

Benatia sah als Sportdirektor schon zweimal Rot

Auch an der Seitenlinie zeigt der Sportdirektor von OL Präsenz – schlägt jedoch teilweise über die Stränge. Im September 2024 sorgte Benatia bei einem hitzigen Duell mit Lyon (3:2) für einen Eklat, als er sich über eine frühe Rote Karte gegen Marseille so aufregte, dass er in der Halbzeit die Schiedsrichter-Kabine stürmte. Nach dieser Aktion wurde er für drei Spiele gesperrt.

Die nächste Rote Karte für den Verantwortlichen gab es im Januar 2025 – Benatia wütete nach einem nicht gegebenen Elfmeter beim Pokal-Aus gegen OSC Lille (3:4). Diesmal sprach die Disziplinarkommission des französischen Fußballverbands gegen Benatia als Wiederholungstäter eine Sperre von drei Monaten plus drei weitere Monate auf Bewährung aus.

Trotz seiner gelegentlichen Aussetzer: In Marseille hat Benatia einen steilen Aufstieg hingelegt – und entpuppt sich zugleich als Gewinn für Olympique.